Karitas

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Karitas (von lat. caritas = Teuerung, Hochachtung, hingebende Liebe, uneigennütziges Wohlwollen[1]) ist im Christentum die Bezeichnung für die tätige Nächstenliebe und Wohltätigkeit. Die wertschätzende, helfende Liebe gilt seit den Anfängen des Christentums als christliche Tugend. Die Karitas ist eine Haltung, die sich im kirchlichen Grundauftrag der Diakonie konkretisiert.

Haltungen und Tätigkeiten

Im weiteren Sinne versteht man daher unter Karitas auch die konkrete helfende Tätigkeit, die von den Haltungen der Barmherzigkeit, Geduld und Wohltätigkeit getragen wird. Die Tätigkeitsbereiche sind insbesondere Kranken- und Altenpflege, Hilfe für Familien in Not, das Besuchen von Gefangenen und Solidarität mit Ausgestoßenen.

Geschichte

In der frühen Kirche waren die Diakone die Träger des Dienstes der Karitas. Diese Fürsorge für Kranke und Hilfebedürftige durch die Christen faszinierte deren Nachbarn und trug zur schnellen Ausbreitung des Christentums im Römischen Reich bei. Aufgrund der Praxis der Karitas waren in den folgenden Jahrhunderten viele Herrscher, die selbst nicht zu Christen wurden, bereit, christliche Missionare zumindest zu dulden, manchmal unterstützten sie deren Tätigkeit sogar.

Vor allem im 19. Jahrhundert entstanden immer neue Ordensgemeinschaften, deren Apostolat durch ihren caritativen Dienst bestimmt war, sowie zahlreiche caritative Organisationen und Vereine.[2]

Ein unrühmliches Kapitel der Geschichte der Karitas ist die Unterstützung der Flucht zahlreicher namhafter NS-Kriegsverbrecher (u. a. Adolf Eichmann, Josef Mengele, Walter Rauff, Klaus Barbie, Erich Priebke und Erich Müller) mithilfe ihrer Organisationsstrukturen und in Kooperation u. a. mit dem katholischen Bischof Alois Hudal.[3] Hudal hatte diese Hilfsaktion als „Akt karitativer Nächstenliebe“ gedeutet.

Karitative Organisationen

Karitative Organisationen sind meist kirchliche Hilfswerke, die sich um humanitäre Hilfe und soziale Anliegen, Spitäler, Altenheime, Pflegeheime, Waisenhäuser, Schulen, Katastrophen- und Entwicklungshilfe sorgen. Einige Beispiele sind: Caritas, Diakonisches Werk, Malteser Hilfsdienst, Johanniter, Heilsarmee und die nicht konfessionsgebundenen Organisationen Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und Paritätischer Wohlfahrtsverband.

Karitative Ordensgemeinschaften sind solche, die sich besonders der Karitas widmen, im Gegensatz zu den eher beschaulichen oder seelsorglichen Orden. Beispiele sind die Barmherzigen Brüder, Barmherzigen Schwestern und die Missionarinnen der Nächstenliebe.[3]

Trivia

  • Die französische Schreibweise Charité (Barmherzigkeit) ist gleichzeitig der Name eines der größten Berliner Krankenhäuser, der Universitätsklinik Charité.
  • In Herman Melvilles Moby-Dick heißt die Schwester des Kapitän Bildad Karitas. Tante Karitas wird hier als „[…] immer bereit, sich mit Herz und Hand für alles einzusetzen, was im geringsten zur Sicherheit, Behaglichkeit und Gemütsruhe aller an Bord des Schiffes beizutragen verhieß […]“ beschrieben.

Siehe auch

Literatur

  • Maria Fuerth: Caritas und Humanitas. Zur Form und Wandlung des christlichen Liebesgedankens. Stuttgart 1933.

Einzelnachweise

  1. Menge-Güthling, Langenscheidts Großwörterbuch Lateinisch, 18. Aufl., Berlin 1973.
  2. Wilhelm Liese: Wohlfahrtspflege und Caritas im Deutschen Reich, in Deutsch-Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Volksvereins-Verlag, Mönchengladbach 1914 (die bis dahin umfassendste Gesamtdarstellung für die deutschsprachigen Länder).
  3. a b Olaf Blaschke: Die Kirchen und der Nationalsozialismus. Reclam Verlag, Ditzingen 2014, S. 143.