Massaker auf der Zong

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William Turner verarbeitete 1840 den mittlerweile zum Symbol gewordenen Vorfall in seinem Gemälde Das Sklavenschiff.

Das Massaker auf der Zong war ein Massenmord an versklavten Afrikanern auf dem britischen Sklavenschiff Zong. Die Zong gehörte der Familie Gregson. Während ihrer Reise stieß das Schiff jedoch auf Schwierigkeiten und befand sich vom Kurs ab und es gingen ihm die Vorräte, nämlich Wasser, zur Neige. Dessen, viel zu kleine, Besatzung warf 1781 auf der Überfahrt von Accra nach Black River auf Jamaika etwa 132[1] zum Verkauf bestimmte Menschen ins Meer, um eine befürchtete Wasserknappheit infolge eines Navigationsfehlers abzuwenden. Zuvor waren schon 60 durch Krankheiten gestorben.[2] Auf dem mit 442 Sklaven auf mehr als das Doppelte des Üblichen überfrachteten Schiff war die jamaikanische Küste für das französische Saint-Domingue auf Hispaniola gehalten worden.[3]

Der Massenmord war auch durch Versicherungsfragen motiviert; in der zivilrechtlichen Auseinandersetzung um die Geschehnisse musste die Versicherung dann auch eintreten, da die Sklaven auf See gestorben waren, also während der Geltung des Versicherungsschutzes, und ihre Tötung als „Notwurf“ zur Rettung der übrigen „Ladung“ gerechtfertigt gewesen sei. Ein Mordprozess, wie ihn Granville Sharp anstrebte, wurde hingegen nie geführt.

Im Unterschied zum Untergang des britischen Linienschiffes Royal George (100 Kanonen), bei dem unmittelbar vor der englischen Küste und ohne Fremdeinwirkung zwischen 800 und 950 Menschen ums Leben kamen und der etwa zur selben Zeit im ganzen Empire Trauergottesdienste und Solidaritätsveranstaltungen auslöste, blieb der Massenmord auf der Zong zunächst gänzlich ohne öffentliches Echo. Mittelfristig spielte er jedoch eine Rolle im Erstarken der Abolitionisten am Ende des 18. Jahrhunderts, die die Zong zu einem Symbol für die Grausamkeit der Sklaverei machten.

Ablauf der Geschehnisse

Verlauf der Quelle[3] entnommen:

  • Anfang März 1781: Richard Hanley kauft die Zorgue [Zong], mit 244 Sklaven an Bord für das William Syndicat
  • 18. Juni: Die Zong verlässt die Kap Küste
  • 3. Juli: Thomas Gilbert versichert in Liverpool die Zong für 200 Pfund, weitere Unterschriften erhöhen die Versicherung auf 8000 Pfund
  • 18. August: die Zong verlässt Accra mit 442 Sklaven an Bord und mit einer Besatzung von 17 (gezählt ohne Kapitän und Steuermann/Maat) und einem Passagier
  • 24./25. August: Zong erreicht St. Thomas und bunkert Wasser
  • 6. September: Zong verlässt St. Thomas mit 130 holländischen Wasserfässern zu je 120 Gallonen und zwanzig Sammelfässern zu je 25 bis 30 Gallonen
  • 14. November: James Kelsall wird als Maat suspendiert
  • 18./19. November: Tobago kommt in Sicht
  • 20./21. November: erste und zweite Schicht der Wasserfässer sind aufgebraucht
  • 27./28. November: Jamaica wird gesichtet und als Hispaniola identifiziert
  • 29. November: Collingwood bemerkt Fehler und setzt Kelsall wieder ein. Besprechung mit der Crew. Kelsall berechnet 10–14 Tage bis Jamaika. 380 Sklaven an Bord am leben. Entscheidung, dass „ein Teil der Sklaven vernichtet werden sollte, um den Rest zu retten, und der Rest der Sklaven und der Besatzung auf halbe Wasserrationen gesetzt werden sollten“. ("part of slaves should be destroyed to save the rest and the remainder of the slaves and the crew put to short allowance") 54 Sklaven (Frauen und Kinder) über Bord geworfen.
  • 1. Dezember: 42 männliche Sklaven über Bord geworfen
  • 1.-22. Dezember: Regen, 36 Sklaven über Bord geworfen.10 Sklaven gingen selbst über Bord. "Die gesamt Zahl der Ertrunkenen beläuft sich auf 142" ("the outside number of drowned amounted to 142 in the whole")
  • 22. Dezember: Zong erreicht Black River, Jamaika mit 208 Sklaven
  • 5. Januar 1782: im "Cornwall Chronicle" wird von der Ankunft der Zorgue berichtet, nachdem 130 Sklaven über Bord geworfen seien, die Ausgabe enthält auch eine Anzeige über den Verkauf der restlichen
  • 9. Januar: 200 Sklaven werden an Bord der Zong angeboten
  • Juli: Zong umgetauft in Richard of Jamaica erreicht Liverpool

Rezeption

Das Massaker auf der Zong ist Thema des britischen Filmdramas Dido Elizabeth Belle (2013) von Amma Asante.

Literatur

  • Ian Baucom: Specters of the Atlantic. Finance Capital, Slavery, and the Philosophy of History. Duke University Press: Durham, 2005.
  • Adam Hochschild: Sprengt die Ketten: Der entscheidende Kampf um die Abschaffung der Sklaverei. Klett-Cotta: Stuttgart, 2007. S. 101 ff.
  • James Walvin: The Zong. A Massacre, the Law, and the End of Slavery. Yale University Press, New Haven/London 2011, ISBN 978-0-300-12555-9.
  • Im Britischen National Archiv: Katalog Referenz: KB 122/479; KB 125/168; KB 168/150 f.53; E112/1528 no 173; E 127/47
  • Im National Maritime Museum Katalog Referenz

Weblinks

Commons: Massaker auf der Zong – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Trevor Burnard: A New Look at the Zong Case of 1783. In: XVII-XVIII. Revue de la Société d’études anglo-américaines des XVIIe et XVIIIe siècles. Nr. 76, 31. Dezember 2019, doi:10.4000/1718.1808.
  2. Jeremy Krikler: A Chain of Murder in the Slave Trade: A Wider Context of the Zong Massacre. In: International Review of Social History. Band 57, Nr. 3, 2012, ISSN 0020-8590, S. 393–415, JSTOR:26394540.
  3. a b Andrew Lewis: Martin Dockray and the Zong : a Tribute in the Form of a Chronology. In: The Journal of Legal History. Band 28, Nr. 3, Dezember 2007, ISSN 0144-0365, S. 357–370, doi:10.1080/01440360701698551.