Max Kahane (Mediziner)

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Max Kahane (* 13. Juni 1866 in Jassy, Fürstentum Rumänien; † 11. Januar 1923 in Wien) war ein rumänisch-österreichischer Arzt, Psychoanalytiker und Gründungsmitglied der Psychologischen Mittwochsgesellschaft in Wien.

Leben

Max Kahane wurde in eine Familie mosaischen Glaubens hinein geboren. Der Vater war Privatbeamter. Kahane besuchte in Wien das Leopoldstädter Communal-Realgymnasium und legte 1883 dort die Matura ab. Er studierte anschließend an der Universität Wien Medizin und wurde 1889 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Er wurde danach Aspirant des k.k. Allgemeinen Krankenhauses Wien. 1895 wurde Kahane zu einem Ausschussmitglied des „Wiener Medizinischen Clubs“. Er demonstrierte in den 1890er Jahren zahlreiche medizinische Fälle in diesem Club. 1895 und 1896 besuchte Kahane die Vorlesungen von Sigmund Freud an der Universität Wien. Kahane wurde zum Freund von Sigmund Freud. 1902 sandte Freud eine Postkarte an Kahane, um ihn zu der Diskussionsrunde einzuladen, aus der später die Psychologische Mittwoch-Gesellschaft hervorging. Kahane gehörte gemeinsam mit Wilhelm Stekel, Alfred Adler und Rudolf Reitler zu den Gründungsmitgliedern dieser Gruppe.

Die Figur des kleinen Cohn war Gegenstand einer der ersten Sitzungen der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft (ab 1908 umbenannt in „Wiener Psychoanalytische Vereinigung“) in der Wohnung Sigmund Freuds, an der Wilhelm Stekel, Max Kahane, Rudolf Reitler, Alfred Adler und ein bislang nicht identifizierter Schriftsteller teilnahmen.[1]

Bis 1907 nahm Max Kahane an den Mittwochabenden teil. Es kam dann allerdings zum Bruch mit Freud und Kahane blieb den Abenden fern. Zum Bruch zwischen den Freunden Freud und Kahane war es gekommen, weil Kahane mit der oft ungehaltenen Art und Weise, wie Freud mit seinen Freunden umsprang, nicht zurechtkam.[2] Max Kahane nahm an der ersten internationalen Zusammenkunft der Psychoanalytiker 1908 in Salzburg teil. Auf der Anwesenheitsliste in Salzburg wurde er, trotz seiner Anwesenheit, offiziell bereits nicht mehr geführt.[3] Im Oktober 1909 war er noch einmal Gast der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung.

Von 1901 bis zu seinem Tod war Kahane Inhaber und ärztlicher Leiter des „Instituts für physikalische Heilmethoden“ und arbeitete als Elektrotherapeut. Er behandelte mit Röntgenstrahlen, mit elektrischen Bädern, Heissluft, Vibrationsmassagen und der Finsen–Lampe. 1907 und 1908 wurde Kahane Sekretär der Gesellschaft für physikalische Medizin.

Kahane übersetzte im Jahr 1885 den zweiten Band der Vorlesungen von Jean-Martin Charcot ins Deutsche, nachdem zuvor Sigmund Freud den ersten Band übersetzt hatte. Auch übersetzte er Pierre Janets „Der Geisteszustand der Hysterischen“ (Die psychischen Stigmata).

Max Kahane arbeitete auch an der Abteilung für Nervenerkrankungen am „Ersten Öffentlichen Kinder-Kranken-Institut“ in Wien, zeitgleich mit Sigmund Freud. Dieses Institut hatte seit 1882 unter der Leitung des Kinderarztes Max Kassowitz (1842–1913) einen rasanten Aufschwung genommen.[4]

Max Kahane schied am 11. Januar 1923 freiwillig aus dem Leben. Einen Tag später wählte Herbert Silberer, ebenfalls ein Mitglied der „Wiener Psychologischen Gesellschaft“, den Weg in den Freitod. Auch bei Herbert Silberer war es zu Differenzen mit Sigmund Freud gekommen. Silberer hatte wenige Monate vor seinem Freitod einen ablehnenden Brief von Sigmund Freud erhalten. Unter den Mitgliedern der Gesellschaft herrschte angesichts dieser beiden Suizide eine bedrückte Stimmung.[5]

Schriften (Auswahl)

  • Grundriss der Inneren Medizin für studierende und praktische Ärzte, Leipzig 1901.
  • Therapie von Erkrankungen des Respiratons- und Circualtionsapparates, Wien und Leipzig 1902.
  • als Herausgeber: Medizinisches Handlexikon für praktische Ärzte. Unter Mitwirkung von Alfred Adler (Wien), Alfred Bass (Wien), Julius Baum (Berlin), Iwan Bloch (Charlottenburg), Rudolf Bum (Wien), A. Eitelberg (Wien), Otfried O. Felner (Wien), Paul Freund (Berlin), Adolf Th. Hecht (Wien), Ferdinand Kornfeld (Wien), Reinhold Ledermann (Berlin), Rudolf Neurath (Wien), Isidor Sadger (Wien-Gräfenberg), Moritz Teich (Wien), Hugo Weiss (Wien). Berlin Wien 1908
  • Grundzüge der Elektrodiagnostik & Elektrotherapie, Berlin 1922.

Literatur

  • Salomon Ehrmann, Arzt in Wien: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Ein Leitfaden für Ärzte und Studenten. Verlag Josef Šafář Wien und Leipzig, 1908.
  • Fritz Wittels: Sigmund Freud. Der Mann. Die Lehre. Die Schule, Leipzig, Wien, Zürich 1924.
  • Elke Mühlleitner unter Mitarbeit von Johannes Reichmayr: Max Kahane, in: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Die Mitglieder der Psychologischen Mittwoch–Gesellschaft und der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung von 1902–1938, ed. diskord Tübingen 1992, S. 176–178.
  • Wolfgang U. Eckart: Kranke, Ströme, Strahlenfelder. Medizin und Elektrizität um 1900. In: Rolf Spieker (Hrsg.): Unbedingt modern sein. Elektrizität und Zeitgeist um 1900, Rasch Verlag Bramsche 2001, S. 126–135, 198–201.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Stekel: Der 'kleine Kohn. In: Masken der Sexualität. 2. und 3. Aufl., Wien 1924, S. 137–148
  2. Wilhelm Stekel: Zur Geschichte der analytischen Bewegung, in: Wilhelm Stekel (Hrsg.): Fortschritte der Sexualwissenschaft und Psychoanalyse. Bd. II, Wien und Leipzig 1926:539–575, S. 570.
  3. Hermann Nunberg und Ernst Federn (Hrsg.): Protokolle der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Band I, 1906–1908, Fischer Frankfurt 1976, S. 325–367.
  4. Walter Mentzel: Aus den Medizinhistorischen Beständen der UB MedUni Wien: Das erste Öffentliche Kinderkranken-Institut (1788 – 1900 – 1938): Joseph Johann Mastalier – Max Kassowitz – Carl Hochspringer – Sigmund Freud. II. Sigmund Freud Wirken an der Abteilung für Nervenerkrankungen am Ersten Öffentlichen Kinderkranken-Institut. Blog Unibibliothek Medizinische Universität Wien, 23. Juli 2020. Digitalisat, abgerufen am 16. August 2020.
  5. Elke Mühlleitner unter Mitarbeit von Johannes Reichmayr: Max Kahane, in: Biographisches Lexikon der Psychoanalyse. Die Mitglieder der Psychologischen Mittwoch–Gesellschaft und der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung von 1902–1938, ed. diskord Tübingen 1992, S. 176–178.