Meister der Marmormadonnen
Als Meister der Marmormadonnen wird ein namentlich nicht bekannter italienischer Bildhauer bezeichnet, der zwischen 1470 und 1500 wahrscheinlich vorwiegend in Florenz und vermutlich auch in Urbino tätig war.
Namensgebung
Der Notname „Meister der Marmormadonnenden“ geht auf einen Artikel von Wilhelm Bode zurück, mit dem er den Künstler 1886 in die Forschung einführte[1] und dem er damals rund 30 Werke mit typischen gemeinsamen Stilelementen zuwies.
Stil
Das Werk des Meisters der Marmormadonnen steht der Kunst des Mino da Fiesole nahe, so dass allgemein angenommen wird, dass er bei diesem seine Ausbildung erhalten hat. Nachhaltig beeinflusst wurde der Meister von Antonio Rossellino, einem der bedeutenden italienischen Bildhauer des 15. Jahrhunderts, die in wirklichen Flachrelief arbeiteten. Wie dieser schafft es auch der Meister der Marmormadonnen in seinen Reliefs Licht und Schatten gekonnt zur Darstellung seiner Figuren und zur Hervorhebung von Details zu nutzen. So erreicht er durch die Hervorhebung des Kopfes und einer plastisch etwas tieferen Darstellung der Hände und Kleider einen Kontrast, der seine Werke lebhaft gestaltet. Er scheint so zu versuchen, die Grenze zwischen Skulptur und Malerei zu brechen.
Identifizierung
Als Identität des Meisters der Marmormadonnen wurde Domenico Rosselli, Giovanni Ricci oder Tommaso Fiamberti vorgeschlagen.[2] Aber auch Gregorio di Lorenzo käme in Frage.[3] Keine der bisher versuchten Zuschreibungen konnte allerdings bisher in der Fachwelt überzeugen.
Werke (Auswahl)
- Berlin, Skulpturensammlung
- Maria mit dem Kinde im Engelkranz; um 1460
- Maria mit dem Kinde und Kandelabern; um 1475
- Ecce homo
- Canberra, National Gallery of Australia
- Maria mit dem Kinde von Engeln gekrönt; um 1480
- Duai, Museum
- Ecce homo
- Forli, Cattedrale di Santa Croce
- Taufbecken; 1504
- Sechseckiges Taufbecken mit drei Szenen aus dem Leben des heiligen Johannes des Täufers und den Heiligen Helena, Hieronymus, Merkurialis und Valerian
- Forli, Pinacoteca Civico
- Maria mit dem Kinde und Engeln
- Paris, Musée Jacquemart-André
- Ecce homo
- Paris, Musée National du Louvre
- Maria mit dem Kinde und zwei Engeln
- South Carolina, Columbia Art Museum
- Maria mit dem Kinde
- Washington, National Gallery of Art
- Büste des jugendlichen Johannes des Täufers; um 1470–1500
Unterscheidung
Zu unterscheiden ist der italienische Meister der Marmor-Madonnen von dem Meister der Maasländischen Marmormadonnen, einem namentlich nicht bekannten Künstler aus Flandern.
Literatur
- Bernd Curt Kreplin: Fiamberti (Flamberti, Framberti), Tommaso. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 11: Erman–Fiorenzo. E. A. Seemann, Leipzig 1915, S. 526 (Textarchiv – Internet Archive).
- Susanne Christine Martin: Fiamberti, Tommaso. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 39, Saur, München u. a. 2004, ISBN 3-598-22779-5, S. 311.
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Bode: Die italienischen Skulpturen der Renaissance in den Königlichen Museen zu Berlin. VI. Die florentiner Marmorbilder in der zweiten Hälfte des Quattrocento. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen. 1886, S. 29–32.
- ↑ Daniela Ferriani: Il maestro delle Madonne di marmo: Giovanni Ricci o Tommaso Fiamberti. In: Paolo Dal Poggetto (Hrsg.): Piero e Urbino, Piero e le corti rinascimentali. Venedig 1992, S. 378–384; Giacomo De Nicola: Tommaso Fiamberti: il Maestro delle Madonne di Marmo. In: Rassegna d'Arte 9, 1922, S. 73–78.
- ↑ Alfredo Bellandi: Gregorio di Lorenzo: Il Maestro delle Madonne di Marmo; Uno scultore e la sua bottega nel Rinascimento. Morbio Inferirore 2006; Alfredo Belandi: Master of the Marble Madonnas. In: A. Butterfield, A. Radcliffe (Hrsg.): Masterpieces of Renaissance Art: Eight Rediscoveries. New York 2001, S. 34–40.
Personendaten | |
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NAME | Meister der Marmormadonnen |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Bildhauer |
GEBURTSDATUM | 15. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 15. Jahrhundert oder 16. Jahrhundert |