Menosgada
Menosgada (Stadt über dem Maintal, von lat. Moenus: Main)[1] war eine vom griechischen Geographen Claudius Ptolemäus erwähnte keltische Metropole am Obermain.
Lage
Menosgada befand sich wahrscheinlich auf dem Staffelberg nahe Bad Staffelstein im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels. Ptolemäus lokalisierte sie in seinem Koordinatensystem auf 34° 00 (östliche Länge vom Ferro-Meridian auf den Kanaren) und 49° 30 nördlichet Breite. Der Staffelberg liegt jedoch ca. 40 km entfernt von den umgerechneten, entzerrten Koordinaten der TU Berlin. Diese sind 49°43‘ 11°02' und liegen bei Hallerndorf im Landkreis Forchheim. Die Genauigkeit der entzerrten numerischen Koordinaten von Ptolemaios liegen laut der TU Berlin bei „10 bis 20 km bzw. 5‘ bis 10‘“ für die einzelnen Orte.[2] Von anderen Autoren wurde Menosgada auch an einem Flussübergang bei Eger lokalisiert.[3]
Geschichte
Um 5000 v. Chr. war das Staffelbergplateau bereits besiedelt, was durch Steinbeile, Feuersteingeräte und kleine Gefäßscherben belegt wird. Aus der frühen Urnenfelderzeit wurden Waffen und Schmuck aus Bronze gefunden. Seit der späten Hallstattzeit siedelten Kelten auf dem Staffelberg. In der frühen Latènezeit zwischen etwa 400 bis 300 v. Chr. wurde das Gipfelplateau durch eine 5 Meter dicke Steinmauer gesichert. Während der späten Latènezeit um etwa 130 v. Chr. wurde die einfache frühkeltische Wehranlage zu einem 49 Hektar großen Oppidum ausgebaut, das mit einer 2900 Meter langen Schutzmauer, vermutlich vier Toren und Fallgruben gegen das benachbarte Albgelände gesichert war. In den Holzpfosten, die die Mauer des Tores stützten, saßen in geschnitzten Nischen 30 abgeschlagene Köpfe. Ein 2018/19 ausgegrabenes Zangentor im Westen diente dem Verkehr vom und zum Maintal; die wohl nur einseitige Pflasterung des ansteigenden Weges deutet auf Rechtsverkehr hin.[4] Aus der Mitte der befestigten Siedlung ragte eine ca. vier Hektar große Akropolis auf einem Hochplateau von 125 × 350 Metern hervor, die von einer Pfostenschlitzmauer umgeben war. Hier siedelte die Oberschicht, die Münzen prägte (ein Münzstempel ist erhalten) und Kontakte mit dem Mittelmeerraum pflegte.[5][6]
Menosgada war das nördlichste Oppidum im heutigen Bundesland Bayern. Durch das Tor verlief die älteste bekannte künstlich befestigte Straße Bayerns. Die Siedlung ging um 50 v. Chr.[1] unter, als die Römer erfolglos versuchten, durch den Maingraben nach Osten bis zur Elbe vorzudringen und dort auf massive Widerstände germanischer Stämme stießen. Die Kontakte zu den keltischen Städten in Gallien wurden so abgeschnitten, die Zeiten für den Handel waren zu unruhig. Um 40 v. Chr. verließen die letzten keltischen Siedler die Siedlung und brannten das Zangentor wohl planmäßig nieder.
Im Jahr 50 n. Chr. lag Menosgada am nördlichsten Zipfel des Ausbreitungsgebietes der germanischen Narisker. In geringerem Umfang wurde das Gebiet nach der Völkerwanderungszeit wiederbesiedelt.
Literatur
- Josef Motschmann: Altenkunstadt – Heimat zwischen Kordigast und Main. Gemeinde Altenkunstadt. Altenkunstadt 2006.
- Jörg W. E. Fassbinder, Florian Becker, Sarah Abandowitz: Vom Datenpuzzle zum Gesamtbild: das latènezeitliche Oppidum Menosgada auf dem Staffelberg. München 2018.
- Markus Schußmann: Menosgada: Die keltische Stadt auf dem Staffelberg. Regensburg 2022.
Weblinks
- Edition der Geographike Hyphegesis mit Übersetzung und Karte der Germania magna, abgerufen am 3. März 2015
- Google Earth in der Antike. In: Der Spiegel. 39/2010, abgerufen am 3. März 2015
- Germania Magna-Ein neuer Blick auf eine alte Karte TU Berlin Januar 2011
- Kelten in Bayern: Zwischen Rechtsverkehr und Schädelkult In: nationalgeographic.de, 13. Mai 2022
Einzelnachweise
- ↑ a b Josef Motschmann: Altenkunstadt – Heimat zwischen Kordigast und Main, S. 10
- ↑ Andreas Kleineberg u. a.: Germania und die Insel Thule. Darmstadt 2010, S. 31. Dort wird die Lage mit „bei Hallstadt“ angegeben, was sehr grob oder möglicherweise eine Verwechselung mit Hallerndorf ist. Jedoch könnte der Handelsweg nach Menosgada über die Furt des Mains bei Hallstadt geführt haben. Ptolemäus erwähnt den Main jedoch nicht.
- ↑ Kleineberg u. a., 2010, S. 54.
- ↑ Lisa Lamm: Kelten in Bayern: Zwischen Rechtsverkehr und Schädelkult in nationalgeographic.de, 2022, H. 5.
- ↑ Schußmann 2022
- ↑ Animationsfilm zur keltischen Besiedlung auf dem Staffelberg – Das keltische Oppidum auf dem Staffelberg auf digitale-archaeologie.de, März 2020
Koordinaten: 50° 5′ 32″ N, 11° 1′ 29″ O