Menstruation

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Die Menstruation (von lateinisch menstruatio), Monatsblutung und die Menses sind Bezeichnungen für die periodisch wiederkehrende Blutung aus der Gebärmutter einiger Tierarten einschließlich des Menschen mit Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut, die als Periode von durchschnittlich vier bis fünf Tagen umgangssprachlich auch kurz Periode genannt wird. Die erste Menstruation wird Menarche genannt, die letzte Menstruation heißt Menopause. Sie markieren den Beginn (Geschlechtsreife) und das Ende der körperlich fruchtbaren Zeit im Leben einer Frau beziehungsweise eines weiblichen Körpers.

Das Wort leitet sich ab von lateinisch menstruus „monatlich“ (zu

mensis

„Monat“), weil der Menstruationszyklus beim Menschen ungefähr 27 Tage[1] und der Mondmonat ungefähr 28 Tage dauert. Synonyme sind Regel, Mens, Tage oder Menorrhö (von altgriechisch μήν „Monat“ und

ῥέω

„ich fließe“; veraltet auch Monatsfluss).

Die Menstruation tritt ausschließlich bei Säugetieren auf und ist auf einige wenige Arten beschränkt. Sie kommt bei den afrikanischen Rüsselspringern vor, einigen Fledermausarten, beim Wolf und beim Haushund (Läufigkeit)[2] sowie bei den höheren Primaten einschließlich des Menschen.

Biologie

Der erste Tag der Menstruation definiert den Beginn des Menstruationszyklus, der über seine hormonellen Regelkreise zur Reifung eines Graafschen Follikels, zum Eisprung und zur Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung der schließlich befruchteten Eizelle führt. Im Durchschnitt werden 65 ml, maximal 200 ml Flüssigkeit ausgeschieden, die nicht nur aus Blut, sondern auch aus Sekreten und Schleimhautresten besteht. Das Ausbleiben der Menstruation wird als Amenorrhoe bezeichnet. Das Ausbleiben der Menstruation nach einer Empfängnis ist das erste deutlich wahrnehmbare Anzeichen des Beginns einer Schwangerschaft.

Bei starkem und übermäßigem Monatsfluss (über 200 ml) spricht der Mediziner von Hypermenorrhoe. Eine zu häufige Menstruation mit einem Intervall unter 23 Tagen wird als Polymenorrhoe bezeichnet. Bei einem Intervall von mehr als 35 Tagen spricht man von Oligomenorrhoe. Auslöser der Blutung ist die bei Primaten periodisch auftretende Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut, die bei der Frau ungefähr alle 27 Tage erfolgt und etwa fünf bis sieben Tage dauert, wobei individuelle Schwankungen möglich sind. Bei vielen Frauen ist die Menstruation mit Symptomen verbunden, die man im Allgemeinen unter dem Begriff Menstruationsbeschwerden zusammenfasst.

Wildlebende weibliche Tiere menstruieren nur selten, denn selbst wenn sie, wie Bonobos, nicht nur einmal im Jahr empfängnisbereit sind, findet zumeist eine Befruchtung statt. Dies liegt unter anderem daran, dass viele Tiere eine sogenannte induzierte Ovulation haben. Das heißt: Einen Eisprung gibt es bei ihnen nur bei der Paarung beziehungsweise kurz davor.

Evolution

Es gibt verschiedene Theorien über die Evolution der Menstruation. Ihr adaptiver Wert ist aufgrund der Seltenheit der Menstruation in der Tierwelt fraglich.[3]

Eine Theorie besagt, dass die Menstruation sich entwickelt hat, um Gebärmutter und Eileiter von an Spermien anheftenden Krankheitserregern zu reinigen, indem infizierte Teile der Gebärmutterschleimhaut entfernt werden, während Immunzellen in die Gebärmutter vorstoßen.[3]

Eine weitere Hypothese besagt, dass die Gebärmutterschleimhaut abgestoßen wird, da die zyklische Regression und Erneuerung energetisch günstiger ist als die ständige Aufrechterhaltung der Gebärmutterschleimhaut in dem metabolisch aktiven Zustand, der für die Einnistung einer Zygote notwendig ist. Daher könnten die im Vergleich zu anderen Spezies starken Blutungen von Menschen und Schimpansen auf die relative Größe der Gebärmutter in Bezug auf die Körpergröße und den im Verhältnis kleinen Blutgefäßen zurückgeführt werden.[3]

Ebenso wird es für möglich gehalten, dass die Menstruation Gebärmuttergewebe im Sinne einer „Vorkonditionierung“ auf das hohe Maß an Entzündung und oxidativem Stress vorbereitet, das beim Menschen mit der tiefen Plazentation einhergeht.[3]

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass die Menstruation mechanistische Folge der spontanen Dezidualisierung (Umformung der Zellen in der Gebärmutter) ist, was von der Korrelation zwischen spontaner Dezidualisierung und Menstruation bei verschiedenen Spezies unterstützt wird.[3]

In den meisten Spezies geschieht die Dezidualisierung nicht spontan, sondern wird erst durch embryonale Signale ausgelöst, jedoch könnte die spontane Dezidualisierung das Abstoßen defekter Embryonen erleichtern, d. h., sie entwickelte sich in höheren Primaten, wahrscheinlich aufgrund eines Konflikts zwischen Mutter und Fötus, der entschieden wurde, indem sich weibliche Primaten für die Schwangerschaft ohne vom Fötus ausgehende Signale vorbereiten.[3]

Geschichte

In der abendländischen Medizin galt die als Reinigungsvorgang angesehene Menstruation lange Zeit als unerlässliche Voraussetzung für die Erhaltung der Gesundheit und der Fruchtbarkeit von Frauen,[4] wobei der weibliche Körper periodisch von überschüssigen Substanzen befreit wird.[5] Auch wenn mit der Regelblutung vielerorts negative Einstellungen verbunden sind, gibt es auch Traditionen, bei denen positive Gefühle, Stolz am Frausein und Glück über die Fruchtbarkeit mit der Menstruation verbunden werden.

Nicht nur Kontakt mit Menstruationsblut macht laut Tora und jüdischer Tradition zufolge Gegenstände und Lebewesen für einen fest definierten Zeitraum unrein, sondern die Tatsache, dass (nach jüdischem Glauben) im Körper der Frau ein Absterbeprozess stattgefunden hat, sie deswegen als „unrein“ betrachtet wird und diese Unreinheit auch übertragen kann.

„Hat eine Frau Blutfluss und ist solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage lang in der Unreinheit ihrer Regel verbleiben. Wer sie berührt, ist unrein bis zum Abend.“

3 Mos 15,19 EU

In hinduistischen Traditionen kann die Anwesenheit einer Frau während ihrer Tage bei einem religiösen Ritus zu dessen Wirkungslosigkeit oder schlimmer, zu dessen Umkehrung führen. Im Judentum und Islam ist es während der Periode den Ehepartnern nicht erlaubt, miteinander den Geschlechtsakt zu vollziehen, während dieser Zeit ist der muslimischen Frau auch das typische rituelle Gebet nicht erlaubt.

Aberglaube

Bis heute hält sich bei einigen der jahrhundertealte Aberglaube von der Schädlichkeit des Menstruationsbluts oder der Körperflüssigkeiten menstruierender Frauen. Demzufolge sollten menstruierende Frauen beispielsweise keine Sahne schlagen, da diese sonst schlecht würde, kein Obst und Gemüse einkochen, nicht beim Schlachten helfen, nur mit Haushaltshandschuhen putzen, sich keine Wasser- oder Dauerwelle machen lassen etc. .

In der heutigen Zeit sterben Menstruationsmythen zunehmend aus. Wissenschaftlich gesehen gibt es nichts, was diesen Aberglauben stützen könnte. Im Menstruationssekret sind normalerweise keine Gifte oder Viren enthalten, die nicht auch in normalem Blut vorhanden wären, obwohl lange über Stoffe wie Menotoxin diskutiert wurde. Daraus folgt jedoch auch, dass Erreger, die durch den Kontakt mit infektiösem Blut übertragen werden können, z. B. Hepatitis B oder HIV, sehr wohl über Menstruationssekret und benutzte Hygieneprodukte zu Infektionen führen können. Das Menstruationssekret enthält zudem die Keime der Vaginalflora, die das Sekret zersetzen und so zu einem unangenehmen Geruch führen können.

Im historischen Kontext werden einige Menstruationsgebote verständlich. Im Mittelalter gab es kein fließendes Wasser in Häusern und Wohnungen, weder Unterwäsche noch Einwegbinden. Textilien waren teuer, sodass auch einfache Stoffbinden weitgehend unbekannt waren. Das Menstruationssekret lief an den Innenseiten der Oberschenkel hinab zu den Füßen und konnte so auch Gegenstände des alltäglichen Bedarfs beschmutzen. Frauen im fruchtbaren Alter durften nicht an der Weinherstellung mitwirken, da die Trauben barfuß in einem großen Bottich zertreten wurden.

Hygiene

Zum Auffangen des Menstruationssekrets haben sich in der Gegenwart vorwiegend Einmalartikel durchgesetzt. Darunter Binden, die in der Unterwäsche getragen werden und somit außerhalb des Körpers das Blut auffangen; sowie Tampons und seltener auch Schaumstoffschwämme (Softtampons), die in die Scheide eingeführt werden und dort das Blut aufsaugen. Darüber hinaus gibt es auch mehrfach verwendbare Artikel wie waschbare Binden aus Baumwollstoff, Naturschwämmen[6][7] oder Menstruationstassen aus Latex oder medizinischem Silikon. Im Unterschied zu allen anderen Hygieneartikeln wird bei ihnen das Blut nicht aufgesogen, sondern innerhalb der Scheide in einem Becher aufgefangen, der dann ausgeschüttet, ausgewaschen und sofort wieder eingesetzt werden kann.

Scham

Menstruationsshaming ist die Scham vor der eigenen Periode. Es ist die Angst davor, dass andere Personen die eigene Menstruation wahrnehmen, und das Tabu, mit anderen Menschen offen darüber zu reden.

Literatur

  • Julia Becket: Rubinrote Zeit – Beginn der Menstruation. „Erinnerst du dich…“ Frauen im Alter von 19 bis 90 erzählen. Diametric, Würzburg 2007, ISBN 978-3-938580-09-7.
  • Sabine Brehme: Krankheit und Geschlecht: Syphilis und Menstruation in den frühen Krankenjournalen (1801–1809) Samuel Hahnemanns. Tectum, Marburg 2006, ISBN 978-3-8288-9233-0 (Dissertation, Universität Witten/Herdecke 2005, unter dem Titel: Geschlechterspezifische Therapie venerischer Krankheiten und Einstufung der Menstruation in der Frühzeit der Homöopathie.).
  • Helene Fels: Beiträge zur Lehre von der Menstruation vom Beginn der Zellenlehre bis zum Beginn der Lehre von der inneren Sekretion. Berlin 1961, DNB 481875042 (42 S., Dissertation Freie Universität Berlin, Medizinische Fakultät, 22. August 1961).
  • Sabine Hering, Gudrun Maierhof: Die unpäßliche Frau. Sozialgeschichte der Menstruation und Hygiene. 2. Auflage. Mabuse, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-933050-99-5 (Erstausgabe: Centaurus, Pfaffenweiler 1991, ISBN 3-89085-633-0).
  • Elisabeth Höfinger-Hampel: Mädchenthemen im Sportunterricht: Menstruation und Brustwachstum. Budrich, Opladen / Farmington Hills MI 2010, ISBN 978-3-940755-69-8 (Dissertation Uni Erlangen-Nürnberg 2010, unter dem Titel: Über den Umgang mit Menstruation und Brustwachstum im Sportunterricht der Mädchen unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Sportlehrerin.).
  • Kristina Hohage: Menstruation. Eine explorative Studie zur Geschichte und Bedeutung eines Tabus (= Schriftenreihe Socialia. Band 31). Kovač, Hamburg 1998, ISBN 3-86064-845-4 (Dissertation Westfälische Wilhelms-Universität 1998.).
  • Lois Jovanovic, Genell J. Subak-Sharpe: Hormone. Das medizinische Handbuch für Frauen. (Originalausgabe: Hormones. The Woman’s Answerbook. Atheneum, New York 1987) Aus dem Amerikanischen von Margaret Auer, Kabel, Hamburg 1989, ISBN 3-8225-0100-X, S. 83 ff., 258 ff. und 381.
  • Erica Mahr: Menstruationserlebenis: eine medizinpsychologische Untersuchung (= Ergebnisse der Frauenforschung. Band 6, Beltz-Forschungsberichte). Belz, Weinheim/ Basel 1985, ISBN 3-407-58277-3 (Dissertation FU Berlin 1985, 230 S.).
  • Dagmar Margotsdotter-Fricke: Menstruation – von der Ohnmacht zur Macht: wie das Wunderbare des weiblichen Zyklus für unser Selbstbild als Frau zurückgewonnen werden kann [für jede Frau in jedem Alter]. Göttert, Rüsselsheim 2004, ISBN 3-922499-76-7 (211 S., Diplomarbeit [o. O.] 2002).
  • Hans Georg Müller-Hess: Die Lehre von der Menstruation vom Beginn der Neuzeit bis zur Begründung der Zellenlehre. Nachdruck der Ausgabe Ebering, Berlin 1938 (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Heft 27). Kraus-Reprint, Nendeln (Liechtenstein) 1977 (Lizenz des Matthiesen-Verlags Lübeck, Dissertation Universität Berlin 1938, DNB 580788296).
  • Rosemary L. Rodewald: Magie, Heilen und Menstruation. Frauenoffensive, München 1978, (Originaltitel: Yes, Virginia, There Really is a Cure, übersetzt von Trude Baum), ISBN 3-88104-045-5 (Dissertation o. O., [USA], o. J.).[8]
  • Luisa Stömer/Eva Wünsch: Ebbe & Blut. Alles über die Gezeiten des weiblichen Zyklus. Gräfe & Unzer, München 2017, ISBN 978-3-8338-6112-3.
  • Jutta Voss: Das Schwarzmond-Tabu: Die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zyklus. Kreuz, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-7831-2594-8.
  • Renate Waschek: Dieses kleine Stück Watte. Werbung und Tabu am Beispiel Binden und Tampons. Tabu, Tampons und Binden in der Werbung (= Der Grüne Zweig. Band 194). The Grüne Kraft (Werner Pieper MedienXperimente), Löhrbach 1997, ISBN 978-3-925817-94-6.
  • Lucia Zamolo: Rot ist doch schön. Bohem Press, Münster 2019, ISBN 978-3-95939-080-4 (aus Bachelorarbeit hervorgegangenes Aufklärungsbuch, im November 2019 ausgezeichnet mit Luchs des Monats).
  • Sabine Zimmermann: Das Römische Frauenbüchlein: eine Untersuchung zum Codex 200 aus Farfa. DNB 1045776025, urn:nbn:de:gbv:7-webdoc-3704-0 (Dissertation, Georg-August Universität Göttingen 2012).
  • Sabine Zinn-Thomas: Menstruation und Monatshygiene: zum Umgang mit einem körperlichen Vorgang (= Internationale Hochschulschriften. Band 245). Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 1997, ISBN 3-89325-523-0 (Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main 1996.).

Weblinks

Commons: Menstruation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Menstruation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Monatsblutung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Elisabeth Raith-Paula: Gefährliches Halbwissen um die fruchtbare Zeit. In: Wirtschaftsmagazin für den Frauenarzt. Ausgabe 3, 2016, S. 3 (onlineauf mfm-programm.de).
  2. Endocrine Correlates of Reproduction in the Wolf .I. Serum Progesterone, Estradioland LH during the Estrous Cycle. In: Biology of Reproduction. Band 21, Nr. 1057–1066, S. 1058.
  3. a b c d e f D. Emera, R. Romero, G. Wagner: The evolution of menstruation: a new model for genetic assimilation: explaining molecular origins of maternal responses to fetal invasiveness. In: BioEssays: news and reviews in molecular, cellular and developmental biology. Band 34, Nr. 1, Januar 2012, S. 26–35, doi:10.1002/bies.201100099, PMID 22057551, PMC 3528014 (freier Volltext).
  4. Michael Stolberg: Menstruation. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 971 f.
  5. Vgl. etwa Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 101 und 192, Anm. 9, zur „Reinigung von Menstrualblut“ in Hippokrates, Über Luft-, Wasser- und Ortsverhältnisse.
  6. Sabine Zinn-Thomas: Menstruation und Monatshygiene: zum Umgang mit einem körperlichen Vorgang, Waxmann, Münster 1997, ISBN 978-3-89325-523-8, S. 235, Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Menstruationsschwämme • Leitfaden. Auf: kulmine.de (gewerbliche URL); abgerufen am 30. Dezember 2012.
  8. 4 Auflagen – in feministischen Kreisen eine besonders stark diskutierte Publikation.