Meta Abegg

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Meta Abegg, verheiratet Meta von Heygendorff (* 16. April 1810 in Elbing; † 23. Mai 1835 in Dresden), war eine deutsche Pianistin. Ihr Name inspirierte den Komponisten Robert Schumann zu seinem ersten veröffentlichten Werk, den Abegg-Variationen (op. 1).

Leben

Gedenkstein für Meta von Heygendorff, geb. Abegg, und ihren ältesten Sohn Carl Friedrich, der noch vor ihr verstarb, auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.

Meta Abegg wurde 1810 im damals westpreußischen Elbing als jüngere Tochter des Kaufmanns und Stadtrats Daniel Jacob Abegg[1] (1774–1834) und dessen Frau Lisette (1781–1872), seiner teils auch Elisabeth genannten, den Nachnamen Abegg von Geburt an tragenden Cousine ersten Grades, geboren. Zum Zeitpunkt von Meta Abeggs Geburt war ihre einzige Schwester Lisette (1800–1807)[2] bereits nicht mehr am Leben. Ein Cousin ersten Grades von Meta Abegg war der spätere Königsberger Polizeipräsident und Politiker Bruno Abegg (1803–1848), ein Cousin dritten Grades der Danziger Gynäkologe Heinrich Abegg (1826–1900). Gemeinsamer Stammvater dieser Familienzweige war Johann Jacob Abegg (1685–1744), ein Pfarrer aus dem schweizerischen Wiedikon. Daniel Jacob Abegg verzog mit Frau und Tochter in den 1820er Jahren nach Mannheim, wo er eine hohe Beamtenstelle erhielt und seine Tochter zur jungen Frau heranwuchs. Sie zeichnete sich als gute Pianistin aus.

Auf einem Ball in Mannheim machte der gleichaltrige Komponist Robert Schumann (1810–1856) ihre Bekanntschaft, der 1829/30 im nahen Heidelberg studierte. Ihr Nachname inspirierte ihn zur Komposition der Abegg-Variationen, indem er die Buchstabenkombination A-B-E-G-G zu einem Motiv aus den gleichnamigen Noten verarbeitete. Damit handelt es sich, ähnlich wie B-A-C-H, um ein klassisches Beispiel für ein musikalisches Motiv aus Tonbuchstaben. Die 1831 als Thème sur le nom Abegg varié pour le pianoforte publizierte Klavierkomposition war die erste Veröffentlichung Schumanns, der heute zu den bedeutendsten Komponisten der Romantik zählt. Dabei wandelte Schumann den Namen in seiner Widmung zu „Mademoiselle Pauline Comtesse d’Abegg“ ab – ein offensichtliches Pseudonym, da es kein Adelsgeschlecht und somit auch keine Gräfin („Comtesse“) namens Abegg gab. In einem Brief an einen Freund gab Schumann selbst zu, dass es sich bei ihrem Namen um „eine Mystification“ handele. Als ihren Geburtstag erfand er den 18. November.[3]

Ob es sich bei der Beziehung zu Meta Abegg – Schumann hinterließ darüber keinerlei Auskünfte[4] – um eine flüchtige Bekanntschaft oder eine Romanze handelte oder ob einer seiner Freunde sie verehrte, war Gegenstand von Spekulationen. Ebenso wurde die Frage gestellt, ob Meta tatsächlich ihr Vorname war, da er zufällig ein Anagramm von „Tema“ (ital. ‚Thema‘) ist. Der japanische Musikwissenschaftler und Schumann-Experte Akio Mayeda sieht hingegen Anhaltspunkte dafür, dass die Abegg-Variationen auf ein studentisches Treffen Schumanns mit einem der Söhne des Heidelberger Theologie-Professors Johann Friedrich Abegg im Jahr 1830 zurückgehen:[5] Denn sowohl August (1805–1849) als auch Otto Abegg (1808–1881), zwei Cousins zweiten Grades von Meta Abeggs Vater, studierten zu dieser Zeit in Heidelberg[6] und hatten damit eventuell ebenso ihren Einfluss auf die Namensgebung.[7]

Nach den Abegg-Variationen und damit indirekt nach Meta Abegg hat sich das Klaviertrio Abegg Trio benannt. Der aus Mannheim stammende Pianist und Komponist Johann Peter Pixis (1788–1874) widmete ihr 1831 seine Fantaisie sur la Tyrolienne de Guillaume Tell (Op. 113), die Variation eines Themas aus der Rossini-Oper.[1]

Am 1. Juni 1831 heiratete Meta Abegg in Mannheim den königlich sächsischen Offizier Karl von Heygendorff (1806–1895), einen außerehelichen Sohn des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828) und der Schauspielerin Karoline Jagemann (1777–1848).[8] Fortan lebte sie als erste von dessen drei Gattinnen gemeinsam mit ihm in Dresden und führte den Ehenamen Meta von Heygendorff. In den knapp vier Ehejahren bis zu ihrem frühen Tod im Alter von 25 Jahren brachte sie drei Kinder zur Welt: Carl Friedrich (1832–1833), August Bernhard (1834–1916) sowie Alfred Bernhard (1835–1914). Die beiden Söhne, die das Erwachsenenalter erreichten, dienten wie ihr Vater als Berufsoffiziere in der Sächsischen Armee. Zu August Bernhard von Heygendorffs Enkeln und somit Meta Abeggs Urenkeln zählt Ralph von Heygendorff (1897–1953), Generalleutnant der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Im Familiengrab von Heygendorff auf dem Trinitatisfriedhof erinnert ein gemeinsamer Gedenkstein an sie und ihren früh verstorbenen Sohn Carl Friedrich.

Literatur

  • Wolfgang Lippky: Pauline d’Abegg aus Elbing: Die Identifikation einer Jugendliebe Robert Schumanns. In: Dieter Heckmann, Astrid Kaim-Bartels et al.: Jahrbuch Preußenland 4, Osnabrück 2014, ISBN 978-3-938400-97-5, S. 96 ff.

Einzelnachweise

  1. a b F. Gustav Jansen: Robert Schumanns Briefe. Neue Folge. 2. Aufl., Leipzig 1904, S. 536 (Digitalisat).
  2. Georg Friedrich Heinrich Abegg: Stammbaum der Familie Abegg. Danzig 1894 (Digitalisat).
  3. Ernst Herttrich: Vorwort. In: Ernst Herttrich (Hrsg.): Robert Schumann. Abegg-Variationen. Opus 1. G. Henle Verlag, München 2004 (Digitalisat, PDF).
  4. Irmgard Knechtges-Obrecht: Robert Schumann op. 1. In: Schumann-Portal. Abgerufen am 2. September 2022.
  5. Akio Mayeda: Schumann in Heidelberg. In: Susanne Himmelheber (Hrsg.): Musik in Heidelberg 1777–1885. Kurpfälzisches Museum, Heidelberg 1985, S. 181–188.
  6. vgl. Georg Eismann (Hrsg.): Robert Schumann – Tagebücher (1827–1838). Leipzig 1971, S. 482 (Digitalisat).
  7. Petra Dießner, Kazuko Osawa et al.: Schumann Briefedition. Leipziger Verleger IV: Probst, Kistner u.a. Köln 2010, S. 144.
  8. Maximilian Gritzner: Standes-Erhebungen und Gnaden-Acte deutscher Landesfürsten während der letzten drei Jahrhunderte ... C.A. Starke, 1881, S. 81 (google.com [abgerufen am 14. Januar 2022]).