Metapolitik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Metapolitik (aus griech. μετά metá = „danach, hinter, jenseits“ und Politik) ist die Theorie der Politik, die reine, philosophische Staatslehre, die nicht von einem bestimmten Staatswesen ausgeht oder sich auf ein solches bezieht.

Unterschiedliche Vorstellungen

Der Begriff taucht zum ersten Mal im französischen Sprachraum auf, und zwar bei Joseph de Maistre. Vorträge der jährlich tagenden Schumacher-Gesellschaft erschienen 1985 unter dem Titel „Metapolitik“ und befassten sich mit Fragen der internationalen Politik, der Umweltpolitik und der weiteren Entwicklung der Menschheit.

Alain Badious Metapolitik

Mit seinem Buch „Über Metapolitik“ beschäftigt sich Alain Badiou mit einer „emanzipatorischenOntologie der Politik. Mit Metapolitik wird hier Politik als ein am Realen und der Praxis erprobtes Denken verstanden. Bedeutend für Politik ist für ihn dabei eine Demokratie, die sich aus der politischen Dynamik z. B. einer Fabrik- oder Landbesetzung konstituiert. Davon grenzt er alle Formen regulierter und institutionalisierter Demokratie als unpolitisch ab. Gerechtigkeit und Gleichheit, die in jeder institutionalisierten Politik entpolitisiert und stillgelegt werde, könne sich nur im Handeln der einzelnen Menschen herstellen. Aristoteles zitierend stellt er fest „Die Sucher der Gleichheit“, damit ist bei Badiou die institutionalisierte Politik gemeint, „entfachen zumeist Aufstände.“[1]

Vorstellungen der Neuen Rechten

Nach einer Diskursanalyse rechtsintellektueller Medien – insbesondere der Jungen Freiheit – durch das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) bezeichnen Theoretiker der Neuen Rechten wie Alain de Benoist mit dem Begriff Metapolitik im Rahmen einer Strategie des „Kulturkampfes“ und der „Kulturrevolution von rechts“ die „Produktion eines Interdiskurses mit dem Anspruch, Applikationsvorgaben für nichts Geringeres als den ‚Sinn des Lebens’ zu liefern“. Nach der Vorstellung Armin Mohlers, dass der „Geist die Welt regiert“, wird dabei ein von rechts spiritualisierter „Gramscianismus“ formuliert. Nach Charles Champetier und Alain de Benoist entwickle sich Geschichte „zwar aus dem Willen und dem Handeln der Menschen, doch dieser Wille und dieses Handeln äußern sich immer im Rahmen einer bestimmten Zahl von Einstellungen, Glaubensüberzeugungen und Vorstellungen, die ihnen einen Sinn geben und lenken.“ Die Neue Rechte bzw. in Frankreich die „Nouvelle Droite“ will nach de Benoist diese Vorstellungen – in Form von „Ideen“ bzw. Mythen wie Volk und Nation für das „Kollektivbewusstsein“ – erneuern und „auf höchster Ebene durch neue Synthesen dem Leben wieder Sinn“ geben und durch „querverbindende Denkweise“ eine „zusammenhängende Weltanschauung [...] bieten.“ Roger Griffin sieht darin die Tendenz, „den Faschismus zu einer rein metapolitischen Gestalt zu transformieren“. Auch das von Karlheinz Weißmann in der Zeitschrift Criticón vorgestellte Konzept der Jungen Freiheit, der „Besetzung von Feldern im vorpolitischen Raum“, um „Informationen und Lebensgefühl durch ein ganzes Kapillarsystem sickern zu lassen“, wird vom DISS als metapolitische Strategie zur „Erringung der kulturellen Hegemonie“ gesehen. Nach Karlheinz Weißmann biete die Junge Freiheit dazu eine subkulturelle Möglichkeit und „nur eine Subkultur garantiert längerfristig die Durchsetzung eigener Zielvorstellungen“.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rezensionen: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. September 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unet.univie.ac.at, [1]

Literatur

  • Alain Badiou: Über Metapolitik. Zürich-Berlin, diaphanes 2003.
  • Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts. Gramsci und die Nouvelle Droite. Mit einem Vorwort von Armin Mohler. 1985
  • Alain de Benoist, Charles Champetier: Manifest. Die Nouvelle Droite des Jahres 2000. In Alain de Benoist : Aufstand der Kulturen. Berlin 1999, Junge Freiheit.
  • Roger Griffin, Plus ça change! The fascist pedigree of the Nouvelle Droite. In: Edward Arnold (Hg.): The Development of the Radical Right in France 1890-1995. London, Routledge 2000
  • Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Nation statt Demokratie – Sein und Design der »Jungen Freiheit«. Duisburg: Edition DISS, Bd. 4, 2003, ISBN 3-89771-733-6
  • Metapolitik. Hg.: Satish Kumar, Roswitha Hentschel. Mit einem Vorwort von Carl Amery. München, clianus - trikont 1985