Michael Müller (Künstler, 1970)

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Michael Anthony Müller (* 2. Juli 1970 in Ingelheim am Rhein) ist ein deutsch-englischer Künstler. Er lebt in Berlin.

Leben und Werk

Mit fünfzehn Jahren folgten erste Ausstellungen seiner Kunst, sowie sechs weitere, bis er mit 22 Jahren – allerdings nur für kurze Zeit – an die Kunstakademie in Düsseldorf ging, um in der Klasse von Magdalena Jetelová zu studieren. Er brach das Studium ab um zu reisen. Primär interessierten ihn die indischen Wurzeln seiner Großmutter: die Ladakh-Region an der Grenze zu Tibet. Die persönliche Bindung zu Indien entwickelte er im Alter von 16 Jahren, als Müller sich mit indischer Musik vertraut machte und mit Fotografien tibetischer Mönche in Kontakt kam. Mit 23 Jahren reiste er das erste Mal in die Ladakh-Region und lebte dort zwischen 1992 und 2007 vornehmlich, u. a. im Kloster zu Alchi.[1]

So war es nicht die formale Kunsthochschul-Bildung die Michael Müller prägte, es war Indien und das Reisen an sich, welches großen Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen hatte. Dieser Einfluss spiegelte sich beispielsweise in einer Reihe von Karten imaginärer Orte wider, von denen die größte mittlerweile 22 Meter lang und noch in Arbeit ist.

Das Fundament von Michael Müllers Kunst stützt sich auf sprachliche, numerisch-mathematische oder auch auf stellare Systeme, die trotz gewisser Basis auf empirischen Ergebnissen meist vom Künstler selbst erfunden sind.
Den Arbeiten Michael Müllers liegt dabei häufig ein skeptisches Interesse zu Grunde. Oft beschäftigt er sich mit existierenden Formen, Methoden und Normen. Die Abweichungen ins Irrationale, die sie mit erzeugen, und der sich daraus bildende Zweifel am Bestehenden, schafft in ihm einen Willen zur Durchsetzung eigener Formen.[2]

Müllers künstlerische Werke umfassen verschiedene Medien wie Skulptur, Installation,[3] Malerei und Zeichnung. Ein häufig wiederkehrendes Thema seiner Arbeiten ist das der Übersetzung. Damit kann genauso die Übersetzung von einer Sprache in eine andere gemeint sein, wie die Übersetzung als Übertragung von einer Realitätsebene in eine andere. Auch dem Aspekt des Transitorischen, der Unfassbarkeit eines nur kurz andauernden Moments, widmet Müller zahlreiche Werke.

Von 2015 bis 2018 war Michael Müller Professor an der Berliner Universität der Künste.[4][5]

K4-Schrift

Datei:K4 KKK.jpg
Michael Müller, K4 Schriftblatt, 1995–2005

Eine der größten Projekte Michael Müllers ist die erfundene Sprache „K4“. Ein Projekt, das mittlerweile 25 Jahre andauert und aus circa 400.000 Zeichen besteht. "K4" entstand zu gleichen Teilen aus Spaß und Versehen. Eine Freundin Müllers war daran interessiert, sich seine Kopie des Buches „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil auszuleihen. Müller lehnte ab, schlug jedoch vor, es für sie zu übersetzen.[6]

Er begann die Übersetzung als eine intellektuelle Übung. Ohne ihre linguistische Grundlage zu ändern, suchte er nach einem neuen Notationssystem, um die Wörter des Romans zu übersetzen. Dieses Experiment ging mit der Zeit mehr in das Reich der Kunst über, als eine Art Konglomerat aus Sprache und der Abbildung von Informationen. Ziel blieb es trotzdem immer, einzelne Zeichen visuell unterscheidbar und die artifizielle Sprache theoretisch lernbar zu machen.[7]

Teile der Übersetzung Musils in "K4" werden heute oft als Kunstwerke selbst ausgestellt und bilden in Kombination mit anderen Medien die Grundlage für die Ausstellungsreihe "Achtzehn Ausstellungen".[8]

Achtzehn Ausstellungen

Im April 2013 begann Michael Müller seinen Ausstellungszyklus „Achtzehn Ausstellungen“ in der Galerie Thomas Schulte, Berlin. Die Ausstellungsdauer variiert zwischen mehreren Wochen und wenigen Stunden, beziehungsweise Ausstellungen, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Zwölf der achtzehn Ausstellungen wurden bereits gezeigt (Stand Januar 2015). Die finale Ausstellung wird den Namen "Kleine Probe für Nietzsches Geburtstagsparty 2313" tragen.[9]

Ausgangspunkt des Ausstellungszyklus ist ebenfalls Robert Musil's 1913 erschienenes Werk „Der Mann ohne Eigenschaften“. Mehrere große Gruppen der von Müller in K4 übersetzten Kapitel sind für die Dauer der Ausstellungen im Ausstellungsraum der Galerie zu sehen.

Übersicht über Achtzehn Ausstellungen
  1. In Situ. Warum kann man Gedanken nicht sehen (6. April, 2013)
  2. Ex Situ (6. – 20. April, 2013)
  3. Prolog: Skizze einer Ausstellung. Vom Problem heute zeitgenössisch zu sein (10. – 20. April, 2013)
  4. Eine Ausstellung, die keinen, leider, keinen Namen hat, auch nicht „unbetitelt“; darüber hinaus wie schwierig und unangemessen es ist, eine Ausstellung „Eine Ausstellung, die keinen Namen hat“ zu nennen und somit einfacher Weise von nun an „1913“ genannt sein wird. Was letztlich bloß eine vierstellige Zahl ist und nur noch beiläufig einen Heiland mitdenkt und dabei nicht nur einen Rechenfehler, sondern auch die Tatsache unberücksichtigt lässt, dass jener durchaus in der Lage war, über Wasser zu gehen. (5. September, 2013)
  5. Wartezimmer (6. – 19. September 2013)
  6. 1913 (6. – 19. September 2013)
  7. Sentimental Tonmalerei:Gefühl und Gefüge in C oder der Moment, in dem sich der Gedanke in Form eines Gefühls ankündigt (musikalisch) (21. September – 5. Oktober 2013)
  8. Der Spiegel (21. September – 9. November 2013)
  9. 1913 hieß Ulrich noch anders: Eine Vorschau (6. – 19. Oktober 2013)
  10. Der Mont Blanc ist höher als der Mount Everest (22. Oktober – 9. November 2013)
  11. Was nennt sich Kunst, was heißt uns wahrsein? (31. Mai – 26. Juli, 2014)
  12. Der Kubist Marcel Duchamp mag nicht malen (16. August – 27. September, 2014)[10]

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2018 An Exhibition as a Copy, Galerie du Monde, Hong Kong
  • 2017 For All Those Who Trust in Form and Not in Content, Jhaveri Contemporary, Mumbai, India
  • 2016–2017 Skits – 13 Ausstellungen in 9 Räumen, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Deutschland[11][12][13]
  • 2015–2016 Wer spricht?, KW Institute for Contemporary Art - KUNST-WERKE BERLIN, Deutschland[14][15][16]
  • 2013–2015 Achtzehn Ausstellungen, Galerie Thomas Schulte, Berlin, Deutschland
  • 2011 Falling of a Cliff, with Channa Horwitz, François Ghebaly Gallery, Los Angeles, CA, USA
  • 2011 Musikstücke und Farben, Amrita Jhaveri, Mumbai, Indien
  • 2010 Was wird er damit tun?, Galerie Aanant & Zoo, Berlin, Deutschland
  • 2008 Caoutchouc, Mummery & Schnelle, London, GB
  • 2007 Nach links und von oben, Art Cologne/Open Space (Coma), Köln, Deutschland[17]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2019 Deine Kunst: The Condition of Being Art, Städtische Galerie Wolfsburg, Wolfsburg, Deutschland
  • 2018 What's essential, Jhaveri Contemporary, Mumbai, Indien
  • 2018 Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen 2018, (shortlisted), Kunsthalle Bremen, Deutschlandy
  • 2018 It smells like...flowers & fragrances, me Collectors Room Berlin, Deutschland
  • 2018 Everything we do is music, Kunsthaus Pasquart, Biel, Schweiz
  • 2018 Seven Exhibitions, Brandenburgischer Kunstverein, Potsdam, Deutschland
  • 2018 Germany is not an island, Bundeskunsthalle Bonn, Deutschland
  • 2017 Kunstlicht, Fuhrwerkswaage, Cologne, Deutschland
  • 2017 Everything we do is music, Drawing Room London, Vereinigtes Königreich
  • 2017 Late Breakfast, Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis, Bregenz, Österreich
  • 2016 STORMY DAYS, Jhaveri Contemporary, Mumbai, Indien
  • 2016 ... und eine Welt noch, Kunsthaus Hamburg, Deutschland
  • 2015 Fire and Forget. On Violence, KW Institute for Contemporary Art, Berlin, Deutschland
  • 2014 One place next to another, Winzavod Center for Contemporary Art, Moscow, Russland
  • 2014 From Speaker to Receiver, Anna K. Meredith Gallery, Des Moines Art Centre, Des Moines, IA, Vereinigte Staaten von Amerika
  • 2013 Painting forever! Keilrahmen, Kunst-Werke Berlin, Deutschland
  • 2013 Nur hier. Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Ankäufe von 2007 bis 2011, Bundeskunsthalle, Bonn, Deutschland
  • 2012 KAS awardee Else Heiliger Preis 2012, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin, Deutschland
  • 2010 360°, Landart Biennale 2010, Ulaanbaatar, Mongolei
  • 2010 Dopplereffekt, Bilder in Kunst und Wissenschaft, Kunsthalle zu Kiel, Deutschland
  • 2007 A Product of Free Will, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin, Deutschland
  • 2003 Sehnsucht des Kartographen, Kunstverein Hannover, Deutschland[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.goethe.de/ins/gb/lp/prj/mtg/men/kun/mue/en12939809.htm
  2. Daniel Tyradellis: Randgänge der Kunst. Das Werk Michael Müllers, in: Kuenstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 108, Heft 9 (2014)
  3. Doris Banuscher: Leute von Welt (Memento vom 19. April 2019 im Internet Archive), Die Welt vom 20. November 2001
  4. Prof. Michael Anthony Müller. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.udk-berlin.de. Archiviert vom Original am 28. Oktober 2016; abgerufen am 28. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.udk-berlin.de
  5. Biography. Abgerufen am 2. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  6. http://de.blouinartinfo.com/news/story/967756/der-berliner-michael-muller-der-kunstler-ohne-eigenschaften@1@2Vorlage:Toter Link/de.blouinartinfo.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. http://1m2.info/michael_mueller_deutsch.html / Eine Reise in den Staub, Clemens Krümmel
  8. http://www.artnet.de/galerien/galerie-thomas-schulte/michael-m%C3%BCller-in-situ-warum-kann/
  9. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.galeriethomasschulte.de
  10. http://www.galeriethomasschulte.de/en/exhibitions/
  11. Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden: Aktuelles Programm – Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.kunsthalle-baden-baden.de. Archiviert vom Original am 28. Oktober 2016; abgerufen am 28. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kunsthalle-baden-baden.de
  12. Archivierte Kopie (Memento vom 16. November 2016 im Internet Archive)
  13. Kunst: Michael Müller: Auf Strümpfen durch den Hades. In: Zeit Online. 24. November 2016, abgerufen am 30. November 2016.
  14. WER SPRICHT? – Programm - KW Institute for Contemporary Art. (Nicht mehr online verfügbar.) In: www.kw-berlin.de. 28. Oktober 2016, archiviert vom Original am 28. Oktober 2016; abgerufen am 28. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kw-berlin.de
  15. KULTURA-EXTRA, das online-magazin. In: www.kultura-extra.de. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
  16. „Wer spricht?“ – Michael Müller stellt in Berlin aus - WELT. In: DIE WELT. Abgerufen am 28. Oktober 2016.
  17. http://www.galeriethomasschulte.de/fileadmin/media/artists/michael-mueller/downloads/MichaelM_BIO.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.galeriethomasschulte.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. http://www.galeriethomasschulte.de/fileadmin/media/artists/michael-mueller/downloads/MichaelM_BIO.pdf@1@2Vorlage:Toter Link/www.galeriethomasschulte.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.