Michael Thali

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Michael Thali

Michael Josef Thali (* 1967 in Hitzkirch) ist ein Schweizer Rechtsmediziner. Er ist seit 2011 Direktor und Ordinarius des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich.

Werdegang

Thali studierte Medizin an der Universität Bern. Er promovierte 1999 und erwarb 2000 den Facharzttitel FMH der Rechtsmedizin. Nach der Habilitation 2003 mit dem Schwerpunkt Virtopsy war Thali ab 2006 Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Bern. 2011 wechselte er als Direktor an das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich. Zusätzlich zu seiner medizinischen Ausbildung schloss Thali 2005 das Executive MBA HSG Programm der Universität St. Gallen ab sowie 2019 den CAS Paralegal an der ZHAW School of Management and Law.

Forschungsschwerpunkte

Michael Thali leitet seit 2011 die Virtopsy-Forschungsgruppe am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich. Diese virtuelle Autopsie setzt bildgebende Verfahren wie Computertomografie, Magnetresonanztomografie und 3D-Oberflächendokumentation in der klinischen und postmortalen Forensik ein. Ziel der Virtopsy ist es, neue Verfahren für eine objektive Beweissicherung in der Rechtsmedizin zu implementieren und bestehende Methoden zu verbessern.[1] Thali war 2011 Founding President der "International Society of Forensic Radiology and Imaging"[2] sowie 2013 Founder und Editor in Chief der Fachzeitschrift «Forensic Imaging»[3]. Seit 2019 ist er Skou Ehrenprofessor an der Universität Aarhus, Dänemark.[4]

In interdisziplinärer Zusammenarbeit wendet Thali Virtopsy-Verfahren auch bei Meerestieren an: Im März 2021 gewann er gemeinsam mit einem Forschungsteam der City University of Hong Kong eine Goldmedaille bei den Inventions Geneva Evaluation Days 2021 für das Projekt «Aquatic Animal Postmortem Multimedia Analysis Platform».[5][6]

Zusammen mit dem Ballistiker Beat Kneubuehl befasst sich Thali mit weiteren forensischen Teilbereichen wie der Wundballistik oder mit der Entwicklung synthetischer Körpermodelle. 2012 entwickelte er gemeinsam mit dem Forensischen Institut Zürich das Konzept für das 3D-Zentrum Zürich. Dort arbeiten polizeiwissenschaftliche Forensik, Rechtsmedizin und polizeiliche Unfalltechnik zusammen, um Ereignisorte, Tatwerkzeuge, Fahrzeuge und lebende sowie verstorbene Personen dreidimensional zu dokumentieren. 3D-Rekonstruktionen und Visualisierungen sollen Justiz und polizeiliche Ermittlungen bei der Klärung von Sachverhalten, Straftaten und Unfällen unterstützen.

Tätigkeit in der Lehre

Als Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich hat Thali verschiedene CAS-Studiengänge konzipiert und realisiert: CAS Virtopsy and Imaging, CAS Legalinspektion, CAS Forensic Nursing, CAS Naturwissenschaftliche Forensik. Er ist Mitglied im Leitungsausschuss des Kompetenzzentrums Medizin – Ethik – Recht Helvetiae (MERH) der Universität Zürich. Aus dieser Zusammenarbeit wurde der CAS MedLaw entwickelt.

Mitgliedschaften

Seit 2015 ist Michael Thali Mitglied der Wissenschaftsorganisation Leopoldina,[7] seit 2018 Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Weblinks

Publikationen

Michael Thali in den Medien

Einzelnachweise

  1. Till Sieberth, Lars Ebert, Martin Wermuth, Jörg Arnold und Erika Dobler: Das 3D-Zentrum Zürich - Eine international einzigartige Zusammenarbeit zwischen Forensik und Rechtsmedizin. In: Kriminalistik - Zeitschrift für die kriminalistische Wissenschaft und Praxis. Nr. 2/2021, S. 109 (uzh.ch [PDF]).
  2. History, auf isfri.org, abgerufen am 14. Februar 2022
  3. Editorial-Board, auf sciencedirect.com, abgerufen am 14. Februar 2022
  4. Here are the first 21 Honorary Skou Professors. Abgerufen am 9. Februar 2022 (englisch).
  5. Gold Medal in 2021 Inventions Geneva Evaluation Days - CityU Scholars | A Research Hub of Excellence. Abgerufen am 9. Februar 2022 (englisch).
  6. Aquatic Animal Postmortem Multimedia Analysis Platform | Knowledge Transfer Office. Abgerufen am 9. Februar 2022.
  7. Mitgliedseintrag von Michael Thali (mit Curriculum Vitae) bei der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina