Michael Tschesno-Hell
Michael Tschesno-Hell (* 17. Februar 1902 in Vilnius; † 24. Februar 1980 in Ost-Berlin) war ein Drehbuchautor und Kulturfunktionär der DDR.
Leben
Hell entstammte einer verarmten Kleinbürgerfamilie, die nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland emigriert war. Schon in der Jugend schloss er sich kommunistischen Verbänden an. Später studierte er Jura an den Universitäten in Jena und Leipzig und trat 1922 als Werkstudent der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Während der Weimarer Republik arbeitete Hell für verschiedene kommunistische Zeitungen, war als Übersetzer sowie als Fabrik- und Landarbeiter tätig.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten floh er mit seiner Ehefrau nach Frankreich, später über die Niederlande schließlich in die Schweiz, wo er bis 1945 lebte. Hier wurde er gemeinsam mit Stephan Hermlin und Hans Mayer Herausgeber der Schrift „Über die Grenzen“. Zum Kriegsende kehrte er in die Sowjetische Besatzungszone zurück und wurde 1945 als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Umsiedler eingesetzt. 1947 wurde Hell zum Leiter des neu gegründeten Verlag Volk und Welt in Ostberlin berufen, den er selbst mitgegründet hatte. Seit 1950 war Hell, der seit 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) angehörte, als Schriftsteller und Drehbuchautor tätig und wohnte auch in der sogenannten „Intelligenzsiedlung“ in Berlin-Schönholz, zu der auch die Straße 201 gehört.[1] Grundhaltung der Werke Tschesno-Hells war dabei die Glorifizierung der Sowjetunion und der Roten Armee sowie die Heroisierung der kommunistischen Bewegung und von Funktionären der KPD wie Karl Liebknecht und Ernst Thälmann.
Zwischen 1967 und 1972 war Tschesno-Hell Präsident des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR. Er gehörte dem Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR an. Tschesno-Hell war Träger zahlreicher hoher staatlicher Auszeichnungen. Dazu gehören der Nationalpreis der DDR, den er 1954, 1957 und 1966 erhielt. 1962 wurde ihm der Orden Banner der Arbeit, 1969 der Vaterländische Verdienstorden in Gold, 1972 der Stern der Völkerfreundschaft, 1977 der Karl-Marx-Orden und 1979 der Goethe-Preis verliehen.
Michael Tschesno-Hell war von 1951 bis 1954 mit der Illustratorin Ingeborg Meyer-Rey verheiratet.[2] Mit seiner langjährigen Ehefrau Ursula Tschesno-Hell schrieb er gemeinsam an Drehbüchern, darunter Die Mutter und das Schweigen.[3]
Seine Urne wurde in der Grabanlage Pergolenweg der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde beigesetzt.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[4]
Drehbücher und Szenarios
- 1954: Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse
- 1955: Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse
- 1956: Der Hauptmann von Köln
- 1965: Die Mutter und das Schweigen
- 1965: Solange Leben in mir ist
- 1969: Der Maler mit dem Stern
- 1972: Trotz alledem!
Literatur
- Michael Tschesno-Hell: Russland antwortet. Ein Reisebericht. Tägliche Rundschau/Kultur und Fortschritt, Berlin 1949.
- Herbert Mayer, Bernd-Rainer Barth: Tschesno-Hell, Michael. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Ralph Hammerthaler: Der Bolschewist. Michael Tschesno-Hell und seine DEFA-Filme, Schriftenreihe der DEFA-Stiftung, Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2016.[5]
Weblinks
- Michael Tschesno-Hell in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Michael Tschesno-Hell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlass Bundesarchiv NY 4219
Einzelnachweise
- ↑ http://www.max-lingner-stiftung.de/intelligenzsiedlung
- ↑ Cristina Fischer: Ein Mann mit vielen Gesichtern. 3. Juni 2016, abgerufen am 12. Mai 2020.
- ↑ Ines Walk: Biografie von Michael Tschesno-Hell. August 2006, abgerufen am 12. Mai 2020.
- ↑ Michael-Teschesno-Hell-Archiv Bestandsübersicht auf den Webseiten der Akademie der Künste in Berlin.
- ↑ Der Bolschewist. Michael Tschesno-Hell und seine DEFA-Filme. DEFA-Stiftung, abgerufen am 3. Februar 2020.
Personendaten | |
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NAME | Tschesno-Hell, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Drehbuchautor und Kulturfunktionär |
GEBURTSDATUM | 17. Februar 1902 |
GEBURTSORT | Vilnius, Litauen |
STERBEDATUM | 24. Februar 1980 |
STERBEORT | Ost-Berlin |