Mike Steiner
Klaus-Michel (Mike) Steiner (* 8. Juli 1941 in Allenstein; † 3. Januar 2012 in Berlin) war ein deutscher Maler und Pionier der Videokunst.
Leben und Werk
Nach einer kurzen Lehre im Kopierwerk der Aktiengesellschaft für Filmfabrikation (AFIFA), einer UFA-Tochter, setzte Steiner die Schule bis zum Abitur fort. Ab 1961 studierte er Malerei an der Hochschule für bildende Künste Berlin (heute: Universität der Künste Berlin) unter anderem bei Hans Kuhn. Bereits während des Studiums erkannte er für sich die gestalterische Begrenztheit des traditionellen Mediums Malerei. Durch ein Stipendium der Ford Foundation konnte er 1965 seine Studien in den USA fortsetzen, wo er sich mit der Minimal-Art, dem Living Theatre und der Happeningkunst beschäftigte und zahlreiche Kontakte zu amerikanischen Künstlerkollegen knüpfte.
1967 kehrte er nach West-Berlin zurück und experimentierte mit Dia-Projektionen, Musik, Film- und Videoaufnahmen. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren kaufte Steiner zahlreiche Künstier-Videos und filmte viele Aktionen. 1972 drehte er zusammen mit Al Hansen eine erste Videoarbeit. 300 seiner über 600 Künstlerfilme umfassenden Videosammlung vermachte Steiner 1999 der Nationalgalerie Berlin als Schenkung.
1970 eröffnete er mit dem Hotel Steiner ein legendäres Künstlerhotel in der Wilmersdorfer Albrecht-Achilles-Straße unweit des Kurfürstendamms. 1976 folgte in der Nähe die Eröffnung seiner Studio-Galerie, die zu einem Treffpunkt der internationalen Avantgarde der Videokunst, Performancekunst und des Fluxus wurde, wobei er auf seine in den USA geknüpften Kontakte zurückgriff. Neben Allan Kaprow und Jochen Gerz stellte er in seiner Galerie wie in seinem Hotel die Künstler der Fluxus-Bewegung aus: Joseph Beuys, Wolf Vostell, Ben Vautier, Al Hansen oder Emmett Williams. Den feministischen Wienerinnen Valie Export und Friederike Pezold verhalf er ebenso zur Aufmerksamkeit wie Ulrike Rosenbach, Marina Abramović und Laurie Anderson.
1977 folgte ein zweiter Amerika-Aufenthalt, dem 1980 eine Vorlesungsreise durch verschiedene Städte der USA folgte. 1982 begleitete er die Popgruppe Tangerine Dream auf einer Konzerttournee durch Australien. Das entstandene Filmmaterial verarbeitete er zu einem Dokumentation, in der er die rhythmischen und melodischen Strukturen der Musik mit einem adäquaten, jedoch weitgehend abstrakten Bildmaterial verband.[1]
Ausstellungen (Auswahl)
- 1959, 1963–1965: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin: Große Berliner Kunstausstellung
- 1960: Rathaus Kreuzberg, Berlin: Kreuzberger Künstlergruppen
- 1962: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin, Juryfreie Kunstausstellung Berlin
- 1962: Rathaus Kreuzberg, Berlin: Grafik 62
- 1963: VHS Galerie, Volkshochschule Velbert: Claus-Michel Steiner. Aquarelle, Gouachen&Ölbilder (Einzelausstellung)
- 1963: Stadthalle Wolfsburg: Junge Stadt sieht junge Kunst
- 1964: Blue Note Gallery, Berlin: Claus-Michel Steiner (Einzelausstellung)
- 1967: Genf, Mailand, Paris: Jeunes Peintres de Berlin
- 1968: Haus am Waldsee, Berlin; Schloß Morsbroich, Städtisches Museum Leverkusen; Schloß Wolfsburg, Kunstverein Wolfsburg e.V.: Ornamentale Tendenzen in der zeitgenössischen Malerei
- 1968: Gartenterrasse, Europa-Center, Galerie Hammer, Berlin: Berliner Bauwochen `68. Kunst im Stadtbild
- 1971: Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Junge Kunst 1971 Baden-Baden. Gruppenarbeiten
- 1971, 1973: Ausstellungshallen am Funkturm, Berlin: Freie Berliner Kunstausstellung 1971
- 1975: Galerie sec., Berlin: Mike Steiner: Neue Arbeite + Video (Einzelausstellung)
- 1981: Kunst am Bau – TUB (Technische Universität Berlin)
- 1984: Kleine Orangerie im Schloß Charlottenburg, Berlin; 4. Sommerausstellung des Kunstamts Charlottenburg: Vilm Collage Installation (Einzelausstellung)
- 1985: Echnaton-Galerie, Kairo: Charlottenburger Künstler in Ägypten
- 1985: Förtsch Galerie, Berlin: Ägypten Tapes – Vilm/Tesafilm
- 1986: Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin: 1945 – 1985 – Kunst in der Bundesrepublik Deutschland
- 1987: Warschau: ETC. International Seminar on the Arts
- 1988: Seoul, Korea (Einzelausstellung)
- 1989: Künstlerhaus Bethanien, Berlin: Momente des Lichts. 163 Jahre Fotografie
- 1990: Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, Technologie- und Innovationspark Berlin: Malerei – Grafik und Installationen. 40 Jahre Künstlerförderung
- 1990: A&O Galerie, Berlin: Mike Steiner: polastrips (Einzelausstellung)
- 1991: Galerie Neue Räume H.A. Springfeld, Berlin: Stilles Fenster/Fensterinstallationen (Einzelausstellung)
- 1994: Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK), Berlin: Steiner Art Tapes (Einzelausstellung)
- 1997: Gasometer, Oberhausen: Der Traum vom Sehen
- 1999: Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin: COLOR WORKS 1995 - 1998 (Einzelausstellung)
- 2001: Galerie Dittmar, Berlin: Mike Steiner (Einzelausstellung)
- 2002: J.J. Brookings Gallery, San Francisco: Mike Steiner. Paintings (Einzelausstellung)
- 2002: Kulturforum Alte Schwimmhalle, 32. Sommerausstellung des Schloss Plön: Wege zur Abstraktion I
- 2004: Galerie Dittmar, Berlin: Form, Farbe, Fläche (Einzelausstellung); Mike Steiner. Neue Bilder (Einzelausstellung)
- 2005: Radkunst Galerie, Berlin: Mike Steiner. Bilder aus zehn Jahren (Einzelausstellung)
- 2006: Berliner Galeriestandorten von Finearts con.tra (La Dengalerie Mitte und Salongalerie Charlottenburg): Mike Steiner – Zufälligkeiten, Malerei (Einzelausstellung)
- 2011/12: Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin: Live to Tape. Die Sammlung Mike Steiner im Hamburger Bahnhof (Einzelausstellung)
- 2013: DNA Galerie, Berlin: Mike Steiner (Einzelausstellung)
- 2014: DNA Galerie, Berlin: Forever!
- 2015: DNA Galerie, Berlin: SHOOT: About Performance
- 2015: Altes Postfuhramt West, Berlin: Macrocosmi – Ordnungen anderer Art
- 2015: Werkstattgalerie, Berlin: Transitions
- 2017: Daimler Contemporary Berlin: Serielle Formationen. 1967/2017. Re-Inszenierung der ersten deutschen Ausstellung internationaler minimalistischer Tendenzen
- 2019: DNA Galerie, Berlin: IRRITATION (Einzelausstellung)
Literatur/Kataloge
- Mike Steiner: nd frozen exhibition. Mit einem Essay von Curt Grützmacher. Berlin 1974.
- Berlin Video. Studio Bildende Kunst, Kulturamt Treptow, Berlin 1992.
- Anja Oßwald: Steiner Art Tapes. Ars Nicolai, Berlin 1994, ISBN 3-89479-049-0. (Enthält: Geschichte der Videokunst 1976–1992 in der Sammlung Steiner).
- Mike Steiner color works 1995–98. Staatliche Museen, Berlin 1999, ISBN 3-88243-666-2. (Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart – Berlin, Staatliche Museen zu Berlin 17. April – 11. Juli 1999).
Weblinks
- Mike Steiner Homepage, Offizielle Webseite von Mike Steiner mit seinem Lebenslauf, Ausstellungen und Performance Art.
- Michaela Nolte: Die Lust am Experiment. In: Der Tagesspiegel vom 8. Januar 2012. (Nachruf. Abgerufen am 24. Juli 2012).
- Camilla Blechen: Zum Tod von Mike Steiner. In: FAZ, Feuilleton, Aktuelle Meldungen. Abgerufen am 24. Juli 2012.
- Mike Steiner gestorben, Potsdamer Neueste Nachrichten, 9. Januar 2012, abgerufen am 24. Juli 2012
Einzelnachweise
- ↑ Dieter Honisch, Jürgen Schweinebraden: 1945–1985, Kunst in der Bundesrepublik Deutschland. Nicolai, Berlin 1985 (Ausstellungskatalog, Nationalgalerie Berlin). S. 436
Personendaten | |
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NAME | Steiner, Mike |
ALTERNATIVNAMEN | Steiner, Klaus-Michel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Pionier der Videokunst |
GEBURTSDATUM | 8. Juli 1941 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 3. Januar 2012 |
STERBEORT | Berlin |