Mimoň

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mimoň
Wappen von Mimoň
Basisdaten
Staat: TschechienTschechien Tschechien
Region: Liberecký kraj
Bezirk: Česká Lípa
Fläche: 1548,1406[1] ha
Geographische Lage: 50° 39′ N, 14° 44′ OKoordinaten: 50° 39′ 19″ N, 14° 43′ 37″ O
Höhe: 280 m n.m.
Einwohner: 6.369 (1. Jan. 2021)[2]
Postleitzahl: 471 24
Kfz-Kennzeichen: L
Verkehr
Straße: Stráž pod RalskemDoksy
Bahnanschluss: Řetenice–Lovosice–Česká Lípa–Liberec
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 8
Verwaltung
Bürgermeister: František Kaiser (Stand: 2007)
Adresse: Mírová 120
47124 Mimoň III
Gemeindenummer: 561835
Website: www.mestomimon.cz
Lage von Mimoň im Bezirk Česká Lípa
Karte

Mimoň (deutsch Niemes) ist eine Stadt des Okres Česká Lípa in der Region Liberec im Norden der Tschechischen Republik.

Geographische Lage

Die Stadt liegt in Nordböhmen an der Mündung des Panenský potok (deutsch Jungfernbach) in die Ploučnice (deutsch Polzen) an der alten Handelsstraße von Zittau nach Prag. Sie wird überragt vom Berg Roll (Ralsko). Auf dessen Gipfel befindet sich die Ruine der gotischen Burg Ralsko (Rollburg), Namensgeber des benachbarten Truppenübungsplatz Ralsko.

Geschichte

Datei:Mimoň náměstí 1. máje 3.jpg
Náměstí 1. máje mit Mariensäule

Der Ort wurde 1371 zum ersten Mal als Zollstation erwähnt; in dieser Zeit war der Ort im Besitz der Herren von Wartenberg, welche die Burg Mimoň erworben und an ihre Herrschaft von Děvín angeschlossen hatten. Eine Pfarrkirche mit eigenem Seelsorger wurde 1384 genannt.[3] Danach wechselten die Besitzer mehrfach, insbesondere in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs.

Historikern zufolge[3][4] ließ Wallenstein, Herzog von Friedland, die Stadt im Jahr 1633 aus unbekannten Gründen in Brand stecken und vollständig einäschern. Am 11. Juni 1806 wurde die Stadt erneut durch eine Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Die Kirche, die im Jahr 1663 durch den Freiherrn Johannes Putz von Adlerthurn von Grund auf neu erbaut und 1689 feierlich eingeweiht worden war, wurde 1807 neu errichtet und dabei bedeutend erweitert.[4] Der Wortlaut der lateinischen Inschriften, die im 17. Jahrhundert innerhalb und außerhalb der Kirche angebracht worden waren, ist von Schaller festgehalten worden.[3]

In dem 1985 gesprengten Schloss befand sich eine für Nordböhmen wichtige Bibliothek mit Büchern aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. Sie war von Adam Franz von Hartig gegründet worden, einem Mitglied der aus Schlesien stammenden Adelsfamilie Hartig, die 1719 in den böhmischen Grafenstand erhoben wurde. Weitere Bestandserweiterungen gehen auf Adam Ludwig von Hartig (1710–1738), seine Frau Gräfin Kager von Globen (1716–1759) sowie Franz de Paula Anton Graf von Hartig (1758–1797) zurück. Letzterer war als Gesandter am sächsischen Hof tätig und konnte in seinem Umfeld für die Schlossbibliothek von Niemes/Mimoň zahlreiche Bücher erwerben.

Die Bestände gingen später an das Nationalmuseum in Prag. Ihre thematische Vielfalt ist sehr groß; es finden sich darin belletristische, naturwissenschaftliche, ökonomische, politische und philosophische Monographien.[5] 1836 gründete der Tuchmachermeister Anton Schicketanz (1803–1866) gemeinsam mit seinen Söhnen eine Textilfabrik, aus welcher die erfolgreiche Firma Anton Schicketanz und Söhne hervorging, die unter seinem Enkel Ludwig Anton Schicketanz (1856–1922) ein Großbetrieb der Textilindustrie wurde.[6]

Niemes war ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Niemes) im Bezirk Böhmisch Leipa (tschechisch: Česká Lipa). Am Ende des 19. Jahrhunderts hatte Niemes eine Fabrik für gebogenes Holz, Betriebe für Tuch- und Baumwollweberei, eine Gerberei sowie eine Bierbrauerei.[7] Es wurde etwas Ackerbau betrieben.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Niemes 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen. Aufgrund des Münchner Abkommens gehörte Niemes von 1938 bis 1945 zum Landkreis Deutsch Gabel, Regierungsbezirk Aussig, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs.

Während des Zweiten Weltkriegs war in Niemes ein Wehrertüchtigungslager der HJ. Die Stadt hatte eine Möbelfabrik, die der deutschen Familie Fischel gehörte.

Demographie

Bis 1945 war Niemes überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 3.336 in 580 Häusern[8][4]
1845 3.400 [9]
1900 6.024 deutsche Einwohner[7]
1921 5.610 davon 4.957 Deutsche (88 %)[10]
1930 6.133 davon 5.331 Deutsche (87 %) und 638 Tschechen (10 %)[11][12]
1939 5.995 [12]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs[13]
Jahr 1970 1980 1991 2001 2003
Einwohner 6 294 7 048 6 487 6 737 6 692

Stadtgliederung

Die Stadt Mimoň besteht aus den Ortsteilen Mimoň I, Mimoň II, Mimoň III, Mimoň IV, Mimoň V, Mimoň VI, Srní Potok (Rehwasser) und Vranov (Rabendorf).[14] Grundsiedlungseinheiten sind Bohatická strana, Husova-Pražská, Kuřivodská strana, Letná, Mimoň-střed, Pod Ralskem, Průmyslový obvod, Slovany, Srní Potok, Svébořická strana, U lipové aleje, U nádraží, U nemocnice, U pily und Vranov.[15]

Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Mimoň und Vranov pod Ralskem[16].

Partnerstädte

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche
  • Bürgerschule
  • Stadtpark (das zugehörige, ehemalige Schloss der Grafen Hartig am Ringplatz wurde 1985 gesprengt)
  • Kapelle zum heiligen Grab mit Kriegerdenkmal
  • Postbrücke (nicht erhalten, da erneuert)
  • Sandbrücke mit Denkmal des Heiligen Nepomuk

In der Umgebung:

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Konrad Badenheuer: Die Sudetendeutschen. Eine Volksgruppe in Europa. Sudetendeutscher Rat, München 2007, ISBN 978-3-00-021603-9.
  • R. Maras: Niemes am Berg Roll. Niemes 1902.
  • J. Tille: Niemes und die nähere Umgebung. Niemes 1905.
  • Jan Šícha, Eva Habel, Peter Liebald, Gudrun Heissig: Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen. Sudetendeutsches Archiv, München 1995, ISBN 3-930626-08-X.

Weblinks

Commons: Mimoň – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/561835/Mimon
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
  3. a b c Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 4: Bunzlauer Kreis, Prag 1786, S.235–137, Ziffer 1).
  4. a b c Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 2: Bunzlauer Kreis, Prag 1834, S. 251–252, Ziffer 1).
  5. Bernhard Fabian, Petr Mašek, Karen Kloth: Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa. Bd. 2. Tschechische Republik – Schlossbibliotheken. Georg Olms Verlag, Hildesheim/Zürich/New York 1997, ISBN 3-487-10355-9, S. 140–141
  6. Ferdinand Seibt, Hans Lemberg, Helmut Slapnicka: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut), Bd. III, R. Oldenbourg Verlag München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 637; Franz Hantschel: Heimatkunde des politischen Bezirk Böhmisch Leipa, 1911
  7. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig und Wien 1908, S. 674.
  8. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 195, Ziffer 7) unten.
  9. F. C. Watterich von Watterichsburg: Handwörterbuch der Landeskunde des Königreichs Böhmen. 2. Auflage. C. W. Medau und Comp., Prag 1845, S. 931.
  10. Ernst Pfohl: Ortslexikon Sudetenland. Seite 383. Helmut Preußler Verlag-Nürnberg.1987. ISBN 3-925362-47-9
  11. Rudolf Hemmerle: Sudetenland Lexikon Band 4, Seite 322. Adam Kraft Verlag, 1985. ISBN 3-8083-1163-0.
  12. a b Michael Rademacher: Landkreis Deutsch Gabel (tschech. Jablonné v Podjestedí). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  13. Czeski Urząd Statystyczny
  14. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/561835/Obec-Mimon
  15. http://www.uir.cz/zsj-obec/561835/Obec-Mimon
  16. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/561835/Obec-Mimon