Minenwerfer
Ein Minenwerfer ist ursprünglich ein Waffensystem zum Verschießen von Geschossen mit Minenwirkung. Nicht zu verwechseln sind Minenwerfer mit Systemen zum Verlegen von Landminen, wie z. B. dem Minenwurfsystem Skorpion.
Geschichte
Es handelte sich dabei in der Regel um Steilfeuergeschütze mit gezogenem kurzem Rohr sowie Rohrrücklauf- und Bremsvorrichtung, die von der Mündung geladen werden. Als Minenwerfer wurden nur Steilfeuergeschütze mit einem Geschossgewicht von mehr als 4,6 kg bezeichnet – Geschütze, die leichtere Geschosse verwandten, wurden als Granatwerfer deklariert. Minenwerfer wurden vom Deutschen Heer und von der K. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Ähnliche Waffen bei denen die Splitterwirkung im Vordergrund stand, wurden als Granatwerfer, Mörser, Flügelminenwerfer oder Ladungswerfer bezeichnet.
Der Begriff Minenwerfer wurde nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland bis in die 1930er Jahre als Tarnbezeichnung für Infanteriegeschütze mit größeren Kalibern verwendet. Der Grund dafür war, dass im Vertrag von Versailles Artilleriegeschütze reglementiert wurden, Minenwerfer jedoch weniger.
Der Militärhistoriker George Soldan schrieb 1930 rückblickend auf den Ersten Weltkrieg:
„Als wertvolle Unterstützung beim Sturm auf den feindlichen Graben, als willkommenes wirksames Mittel zur Beunruhigung des Gegners, als sicherste Maßnahme zur Beseitigung der Hindernisse und nachhaltigster Zerstörung feindlicher Stützpunkte unmittelbar vor dem Angriff im engsten Zusammenwirken mit der stürmenden Truppe: durch diese vorzüglichen Leistungen spielten die Minenwerfer die erste Rolle unter den Angriffswaffen der Infanterie.“[1]
Während des Zweiten Weltkrieges wurde deutsche Geräte aus der Wiederaufrüstungphase vor Kriegsbeginn als Granatwerfer bezeichnet. Einzelnes Minenwerfer-Gerät aus der kaiserlichen Armee und der Reichswehr war noch vorhanden.
Heutzutage werden Steilfeuergeschütze zur unmittelbaren Kampfunterstützung in Deutschland als Mörser und in Österreich als Granatwerfer bezeichnet.[2]
In der Schweiz wird bis heute von Minenwerfern gesprochen, auch wenn sich die Schweizer Armee auf die international übliche Bezeichnung Mörser umstellen will.[3][4] Im Soldatenjargon werden nebst den Geschützen selbst auch die Bedienmannschaften als Minenwerfer bezeichnet "Er ist Minenwerfer" oft auch "Er ist Minenspicker"[5].
Beispiele
Minenwerfer des Ersten Weltkriegs waren:
- Leichter Minenwerfer System Lanz 9,15 cm
- Leichter Minenwerfer 7,58 cm
- Mittlerer Minenwerfer 17 cm
- Schwerer Minenwerfer 25 cm
Minenwerfer des Kalten Krieges waren:
- 8,1 cm Minenwerfer 33 (Schweiz) und 72 (Schweizer Gebirgsinfanterie)[6]
- 8,1 cm Festungsminenwerfer 56/60 (Schweizer Festungsartillerie)[7]
- 12 cm Festungsminenwerfer 59/83 (Schweizer Festungsartillerie)[8]
Literatur
- Christian Reinhart, Michael am Rhyn: Automatwaffen II – Maschinengewehre, Sturmgewehre, Minenwerfer. Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817. Band 14, Verlag Stocker-Schmid, Dietikon-Zürich 1983, ISBN 3-7276-7014-2.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ George Soldan: Der Weltkrieg im Bild: Originalaufnahmen des Kriegs-Bild- und Filmamtes aus der modernen Materialschlacht. National-Archiv, Berlin 1930. S. 163
- ↑ Tillmann Reibert: "Die Entstehung eines neuartigen Waffentyps als Reaktion auf die Bedingungen des Stellungskrieges; Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades", 2013, Universität Hamburg, S. 29–30, [1]
- ↑ Milliardenschweres Rüstungsprogramm 2016 in: Neue Zürcher Zeitung, 25. Februar 2016
- ↑ Stellenbeschreibung Minenwerferkanonier in der Schweizer Armee (Memento vom 20. Februar 2015 im Internet Archive)
- ↑ Soldatensprache der Schweizer Armee Buchstabe "M"
- ↑ Schweizerische Armee: Reglement 53.131: Die 8,1 cm Minenwerfer 1933 und 1972.
- ↑ Festung Oberland: 8,1 cm Festungsminenwerfer 56/60 (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)
- ↑ Festung Oberland: 12 cm Festungsminenwerfer 59/83 (Memento vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive)