Minerva zu den drei Palmen

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Vignette der Loge Minerva zu den drei Palmen nach Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld

Minerva zu den drei Palmen ist eine Freimaurerloge in Leipzig.

Geschichte

Am 20. März 1741 wurde in Leipzig eine zunächst namenlose Freimaurerloge gegründet. Sie nahm noch im Gründungsjahr den Namen „Aux trois compas“ (Zu den drei Zirkeln) an und arbeitete dem Zeitgeschmack entsprechend in französischer Sprache. Sie stellte bereits 1745 ihre Arbeit offiziell wieder ein. 1746 entstand eine deutschsprachige Loge „Minerva zum Circul“. Diese übernahm 1747 Teile der 1745 aufgelösten Loge, andere Teile arbeiteten „im Verborgenen“ weiter.

Leipzig Minerva Bijou FS.png


Vorderseite
Rückseite
Medaille (Bijou) von 1766 der Loge Minerva zu den drei Palmen
Das Logenhaus in der Schulstraße (Gartenseite) vor 1868
Datei:Logenhaus Minerva Leipzig nach 1901.jpg
Das Logenhaus in der Schulstraße nach dem Neuaufbau (um 1890)
Datei:Leipzig Minerva 1905.jpg
Das neue Logenhaus von 1905
Die Wandelhalle im neuen Logenhaus
Datei:DR 1941 764 Leipziger Frühjahrsmesse.jpg
3 Pfennig-Sondermarke der Reichspost (1941) mit dem enteigneten Logenhaus als „Haus der Nationen“

Schließlich wurde 1766 die Loge „Minerva zu den drey Palmen“ gegründet. Diese konnte 1772 kraft ihres mächtigen Protektors (Karl Herzog von Kurland) die im Verborgenen arbeitende Loge auflösen und übernehmen.

Durch diese Auflösungen, Übernahmen und Vereinigungen datierte die Minerva schließlich ihr Gründungsjahr auf 1741 und war somit zehntälteste deutsche Loge. Sie entwickelte sich zu einer der größten Logen Deutschlands. Mitglieder waren angesehene Kaufleute, Universitätsprofessoren, Verleger, Schriftsteller und bildende Künstler. Von der Leipziger Loge gingen weitere Gründungen in Sachsen und Thüringen aus. Gemäß dem freimaurerischen Prinzip der Brüderlichkeit kümmerten sich die Logenmitglieder auch um soziale Belange, wie Linderung der Folgen der Hungerkatastrophe 1770/71, Armenfürsorge und Waisenunterstützung.

Anfangs wurden die Zusammenkünfte der Loge in öffentlichen Wirts- und Kaffeehäusern abgehalten, so z. B. im „Zum goldenen Schiffe“ in der Kleinen Fleischergasse und im „Hôtel de Bavière“ in der Petersstraße. Eine solche Lokalität war auch das Wein- und Kaffeehaus des Gastronomen Francesco Venoni in der Schulstraße neben der Pleißenburg, das die Loge 1774 samt Garten als erstes Logenhaus erwarb.

Zur 100-Jahr-Feier der Loge am 20. März 1841 schrieb Albert Lortzing, der Mitglied der Loge Balduin zur Linde war, die „Cantate zur Secularfeier der Loge Minerva zu den drei Palmen“ zum Text des Meisters vom Stuhl August Ludwig Mothes Hört! Des Hammers Ruf ertönet (LoWV 49). Die verschollen geglaubte Kantate von Lortzing wurde 1997 in der Lippischen Landesbibliothek Detmold wiederentdeckt.[1]

1884–1886 kam es zum völligen Neuaufbau des Logenhauses in der Schulstraße durch Max Bösenberg, nachdem es bereits 1816 eine Erneuerung und Vergrößerung des Logenhauses gegeben hatte. Das neue Logenhaus besaß Wirtschaftsräume im Untergeschoss, im Erdgeschoss Versammlungs- und Verwaltungsräume, die Arbeitsräume im ersten Obergeschoss und die Festräume im zweiten Obergeschoss. Die Fassade war im Stil der Neorenaissance in Sandstein ausgeführt.[2]

Auch im 19. Jahrhundert sind soziale Unternehmungen der Loge zu vermerken. 1813 engagierten sich Logenmitglieder bei der Linderung des Leids der Völkerschlacht, und das Logenhaus wurde den Schülern der zerstörten Bürgerschule zur Verfügung gestellt. 1843 erfolgte die Gründung der Begräbnis-Unterstützungskasse, und 1870 gründete Carl Gustav Thiem den Witwen- und Waisen-Pensionsvereins der Loge Minerva. 1896 stifteten Mitglieder der Loge ein namhaftes Kapital und gründeten in Erinnerung an den ehemaligen Meister vom Stuhl Siegfried August Mahlmann die Mahlmann-Stiftung, deren Zinsertrag für wohltätige Zwecke in Leipzig eingesetzt wurde.

Im Jahre 1905 wurde ein neues Logenhaus bezogen. Es entstand an der vom Rathausring abzweigenden Weststraße direkt gegenüber dem Neuen Rathaus hinter dem Pleißemühlgraben. Errichtet wurde es vom Architektenbüro Händel & Franke.[3] Es enthielt unter anderem einen Festsaal und zahlreiche Versammlungsräume.

Unter dem Druck der Nationalsozialisten formte sich die Loge Minerva zu den drei Palmen unter Abkehr von ihren humanitär-freimaurerischen Wurzeln 1933 zum „Christlichen Orden Deutscher Dom“ um. Das war aber nur eine vorübergehende Lösung. 1935 erfolgten die Liquidation des Ordens und die Streichung aus dem Genossenschaftsregister. Die Kontakte zwischen ehemaligen Logenmitgliedern in Vereinen, Stammtischen und im privaten Kreise blieben bis weit in die 1970er Jahre hinein bestehen. Das Logengebäude wurde enteignet und 1937 an das Leipziger Messamt übergeben, das es als „Haus der Nationen“ nutzte.

Bei dem schweren alliierten Luftangriff auf Leipzig am 20. Februar 1944 wurde auch das ehemalige Logenhaus getroffen und zum Teil zerstört. Die Teilruine wurde 1957 abgerissen. Seitdem ist der Platz unbebaut.

Neugründung

Auf Initiative und Beschluss der Loge Friedrich zum Weißen Pferd Hannover wurde 1990 mit den Vorbereitungen zur Wiedergründung der Deputationsloge Loge Minerva zu den drei Palmen begonnen. Die Gründungsversammlung fand am 18. November 1990 statt.[4]

Logenhaus Naunhofer Straße 75

Am 7. März 1991 erfolgte die Wiedereintragung der Loge Minerva zu den drei Palmen Nr. 7 in das Vereinsregister. In der Rudolf-Breitscheid-Straße (heute Kurt-Schumacher-Straße) konnte am 23. März der erste ostdeutsche Freimaurertempel geweiht werden. Am 31. Dezember 1992 erhielt die Deputationsloge Minerva ihre Eigenständigkeit. Nachdem der Loge ihr Eigentum am alten Logengrundstück rückübertragen wurde, einigte man sich mit der Stadt Leipzig über einen Tausch gegen das Grundstück der ehemaligen Musikbibliothek in der Ferdinand-Lassalle-Straße 21. Dort wurde am 27. Mai 1995 das neue Logenhaus eingeweiht. Nach dem Verkauf dieses Grundstücks erwarb die Loge am 8. Januar 1997 eine Villa in der Naunhofer Straße 75, wo sich heute das Logenhaus befindet.[5]

Seit 2008 veranstaltet die Loge in unregelmäßigen Abständen anlässlich der Leipziger Buchmesse die sogenannte „Leipziger Buchloge“ in den Fundament-„Katakomben“ des Völkerschlachtdenkmals.[6]

Bekannte Logenmitglieder

Einzelnachweise

  1. Förster/Hempel: Leipzig und die Freimaurer. S. 56–59, 124
  2. Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure (Hrsg.): Leipzig und seine Bauten 1842–1892. J. M. Gebhardt's Verlag, Leipzig 1892. Reprint: saxoniabuch Dresden 2014, S. 505
  3. Innere Westvorstadt. Eine historische und städtebauliche Studie. PROLEIPZIG, Leipzig 1998, S. 41
  4. Minerva zu den drei Palmen: Chronologie zur Logengeschichte
  5. Förster/Hempel: Leipzig und die Freimaurer. S. 123 f.
  6. Alexander Süß: Leipziger Freimaurer in Wort und Stein. Der Einfluss der Logen auf das Völkerschlachtdenkmal und die Verlagsstadt. Salier Verlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-939611-44-8

Literatur

  • Alexander Süß: Die Loge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig. Salier Verlag, Leipzig 2016, ISBN 978-3-943539-63-9
  • Alexander Süß: Leipziger Freimaurer in Wort und Stein. Der Einfluss der Logen auf das Völkerschlachtdenkmal und die Verlagsstadt Salier Verlag, Leipzig 2011 (2. Auflage), ISBN 978-3-939611-44-8
  • Otto Werner Förster: Freimaurer in Leipzig. Personen, Geschichte, Fakten. Taurus Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-9805669-3-5
  • Otto Werner Förster; Günter Martin Hempel: Leipzig und die Freimaurer. Eine Kulturgeschichte. Taurus Verlag, Leipzig 2008, ISBN 978-3-9810303-4-1
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 160

Weblinks

Commons: Minerva zu den drei Palmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien