Moellendorff (Adelsgeschlecht)
Moellendorff (auch Möllendorff) ist der Name eines alten Adelsgeschlechtes aus der Altmark. Das Geschlecht ist eines Stammes mit denen von Krusemark.
Eine weitere Familie von Möllendorff mit dem gleichen Stammhaus bei Osterburg, jedoch mit einem anderen Wappen, dem „Spitzenwappen“ (stammes- und wappenverwandt mit denen von Königsmarck, von Beust und von Rohr) ist ausgestorben.
Geschichte
Ursprung
Als Stammort der Familie gilt Möllendorf, heute ein Ortsteil der Gemeinde Goldbeck bei Osterburg. Das Geschlecht wird erstmals urkundlich im Jahr 1341 mit Goske, Gerhard und Otto von Mollendorf erwähnt.[1] Die älteste Stammreihe beginnt 1476 mit Kurt von Moellendorff auf Gadow.
Ausbreitung und Besitzungen
Die ältesten nachgewiesenen Besitzungen der Familie liegen nicht in der Altmark, sondern in der Prignitz: Krampfer (heute Ortsteil von Plattenburg) 1413, Wentdorf 1421, Garz und Brünkendorf (bei Pritzwalk) 1433.[2] Später wurden zahlreiche weitere Güter erworben. Ein Zweig gelangte nach Pommern und erwarb Besitz in Elbershagen bei Regenwalde, ein weiterer zu Dargelütz (heute Ortsteil von Parchim) im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin.
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich drei Eintragungen von Töchtern der Familien von Möllendorff aus Dargelütz und Brünkendorf aus den Jahren 1734–1771 zur Aufnahme in das dortige adelige Damenstift.
Wegen der Namensgleichheit mit dem erloschenen Geschlecht von Möllendorff (Spitzenwappen) ist eine sichere Zuordnung der älteren Namensträger, sofern kein persönliches Wappen überliefert ist, schwierig. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehört Henning von Moellendorff, der 1572 zu Cölln an der Spree vom brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg zum Hauptmann der Leibwache ernannt wurde, zu dem Geschlecht mit dem Leuchterwappen. Ebenso ist Curt von Moellendorff dieser Familie zuzuordnen. Er wurde 1620 zum Rittmeister über die prignitzschen und ruppinischen Ritterdienste ernannt.
Wichard Ernst Friedrich von Moellendorff (1796–1880) war Besitzer des Fideikommiss Krampfer (heute Ortsteil von Plattenburg), zu dem bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch Klein-Gottschow und Simonshagen (heute beides Teile von Groß Pankow (Prignitz)) gehörten. Nachkommen von ihm besaßen auch die Güter Horst[3] und Blumenthal[4] (heute Ortsteile von Heiligengrabe). Diese Besitzungen konnten bis zur Bodenreform gehalten werden. Horst und Blumenthal waren ebenso als Familienfideikommiss ausgestattet. Letzte Vertreter vor Ort war der Major Friedrich Wichard (1870–1932) und seine Kinder Wichard und Leonhard (1918–1945).[5]
Hartwich Friedrich von Moellendorff aus dem Haus Lindenberg war Kommandeur eines preußischen Grenadierbataillons. Er fiel im Siebenjährigen Krieg 1757 in der Schlacht bei Kolin. Sein jüngerer Bruder Wichard Joachim Heinrich von Moellendorff, geboren 1724 auf dem väterlichen Gut Lindenberg, starb 1816 als preußischer Generalfeldmarschall. Aus seinen Besitzungen stiftete er ein Familien-Majorat mit der Herrschaft Cumlosen und dem Schloss Gadow (Westprignitz), zu dem auch die in Pommern gelegene Herrschaft Elbershagen kam. Da der Generalfeldmarschall unverheiratet war, hatte er lange vor seinem Tod einen Neffen, den in seinem Regiment dienenden Leutnant Wichard von Bonin, adoptiert und zum Erben seiner Güter erklärt. Dieser führte bereits mit königlicher Erlaubnis den Namen Bonin von Moellendorff, jedoch fiel er 1813 als Hauptmann der kurmärkischen Landwehr in der Schlacht bei Hagelberg.
Wilamowitz-Moellendorff
Wichard von Möllendorff adoptierte daraufhin 1813 die drei Söhne Hugo, Ottocar und Arnold von Wilamowitz seiner Großnichte Ernestine von Bonin, einer Schwester des gefallenen Hauptmanns von Bonin, die mit dem königlich-preußischen Major außer Dienst Theodor von Wilamowitz verheiratet war. Sie begründeten die Linien der Freiherren und Grafen von Wilamowitz-Moellendorff. Am 4. Mai 1815 erhielten sie die königliche Erlaubnis, sich Wilamowitz-Moellendorff zu nennen und ein aus ihrem angestammten und dem moellendorffschen kombiniertes Wappen zu führen.
Wappen
Das Wappen zeigt in Rot (manchmal Blau oder gespalten Blau/Silber) einen dreiarmigen goldenen Leuchter. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken zwei wachsende geharnischte Arme, die pfahlweise gestellte Welle eines silbernen Wassermühlrades am oberen Ende haltend.
Bekannte Familienmitglieder
Möllendorff, Moellendorff
- Arnd von Möllendorff, Herr auf Dargelütz, von 1601 bis 1612 Provisor im Kloster Dobbertin
- Karl Hartwig Friedrich von Möllendorf, als Major[6] im Regiment Garde 14. August 1794 Träger des Ordens Pour le Mérite
- Wichard von Möllendorff (General) (1724–1816), preußischer Generalfeldmarschall
- Paul Georg von Möllendorff (1847–1901), deutscher Sprachwissenschaftler und Diplomat
- Otto Franz von Möllendorff (1848–1903), deutscher Zoologe und Diplomat
- Willy von Möllendorff (1872–1934), auch Willi Möllendorf, deutscher Komponist
- Wichard von Moellendorff (Ingenieur) (1881–1937), deutscher Ingenieur und Wirtschaftstheoretiker
- Wilhelm von Möllendorff (1887–1944), deutscher Anatom
- Horst von Möllendorff (1906–1992), deutscher Pressezeichner und Karikaturist
- Wolf von Möllendorff (1908–1992), deutscher Architekt
- Else von Möllendorff (1912–1982), deutsche Schauspielerin
- Ulrike von Möllendorff (1939–2017), deutsche Journalistin und ehemalige Fernsehmoderatorin
- Peter von Möllendorff (* 1963), deutscher Altphilologe
Wilamowitz-Moellendorff
- Wichard von Wilamowitz-Moellendorff der Ältere (1835–1905), deutscher Offizier, Fideikommissherr und Parlamentarier
- Hugo von Wilamowitz-Moellendorff (1840–1905), deutscher Gutsbesitzer, Politiker und Oberpräsident der Provinz Posen
- Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931), deutscher Philologe
- Fanny von Wilamowitz-Moellendorff (1882–1958), schwedische Schriftstellerin
- Tycho von Wilamowitz-Moellendorff (1885–1914), deutscher Altphilologe
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser. Band XXXI, Band 147 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, 2009. ISSN 0435-2408, ISSN 0431-1299, ISBN 978-3-7980-0847-2.
- Franz Menges: Moellendorff, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 628 (Digitalisat).
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 6, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1865, S. 317. (Digitalisat)
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Bd. 3, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 415. (Digitalisat)
Einzelnachweise
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. Hauptteil 1, Bd. 1, S. 142. [1]
- ↑ Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Bd. 1: Prignitz. Weimar 1997.
- ↑ Freiherr L. von Zedlich-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten von der in der preussischen Monarchie ansässigen oder in derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern. In: Standardwerk Genealogie. Zweiter Band E - H, Beiträge. Der Adel in der Prignitz. Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, S. 3 (google.de [abgerufen am 10. September 2021]).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedel: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lieferung 1: Die Provinz Brandenburg. Hrsg.: Nach amtlichen Quellen. 1. Auflage. Reprint der Humboldt Universität zu Berlin. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 128–133, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 10. September 2021]).
- ↑ Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm v. Lyncker und Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1962. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen/Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band VI, Nr. 29. C. A. Starke, 1962, ISSN 0435-2408, S. 252–254 (d-nb.info [abgerufen am 10. September 2021]).
- ↑ Gustaf Lehmann: Die Ritter des Ordens pour le mérite. Hrsg.: Königliches Kriegsministerium. Erster Band. 1740 – 1811. II. Verleihungen durch König Friedrich Wilhelm II. 1786 – 1797, Nr. 777. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913, S. 339 (uni-goettingen.de [abgerufen am 2. Mai 2022]).