Moenocrinus deeckei

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Moenocrinus deeckei

Moenocrinus deeckei HILDEBRAND, 1926, Unterer Muschelkalk, Oberthulba, Museum Terra Triassica Euerdorf: A–A4: Krone, SMTE 5825/9-150; A1 und A2 Ansicht von links, A3 und A4 Ansicht von vorne. B: Columnale, B1, SMTE 5825-9-152A; B2, SMTE 5825-9-155; B3, SMTE 5825-9-152C; B4, SMTE 5825-9-152D; B5, SMTE 5825-9-152B; C: Moenocrinus-Bank, Kluftfläche mit Columnale und Nodale, SMTE 5825-9-151.

Zeitliches Auftreten
Anisium (Bithynium), Trias
Fundorte
Systematik
Klasse: Seelilien und Haarsterne (Crinoidea)
Unterklasse: Articulata
Ordnung: Holocrinida
Familie: Holocrinidae
Gattung: Moenocrinus
Art: Moenocrinus deeckei
Wissenschaftlicher Name
Moenocrinus deeckei
Hildebrand, 1926

Moenocrinus deeckei Hildebrand, 1926, ist bislang die einzige Art der zum Stamm der Stachelhäuter (Echinodermata Bruguière, 1791 [ex Klein, 1734]) und der Klasse der Seelilien (Crinoidea Miller, 1821) gehörenden Gattung Moenocrinus Hildebrand, 1926. Gattung und Art sind ausgestorben und wurden bisher ausschließlich in mitteltriassischen Meeresablagerungen des Mitteleuropäischen Beckens gefunden.

Geschichte

Im Rahmen der Vorarbeiten zu seiner Dissertation 1924 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg über die Geologie und Morphologie der Umgebung von Wertheim am Main glückte Erich Hildebrand[1] bei geologischen Aufnahmen in der Trias der Umgebung von Wertheim im Unteren Muschelkalk der Fund zahlreicher Crinoidenkelche, die in ihrem Aufbau ganz wesentlich von den bis dahin aus dem Muschelkalk bekannten abwichen und ihn 1924 zur Aufstellung einer neuen Gattung und einer neuen Art veranlassten. Die Gattung Moenocrinus benannte er dabei zu Ehren des Fundortes Urphar am Main (moenus fluvius) und die Art zu Ehren seines Lehrers Wilhelm Deecke als Moenocrinus deeckei. Da Hildebrand die Erstbeschreibung in seiner Veröffentlichung 1924 nur als Ankündigung verstanden haben wollte und er aus seiner Sicht auch nur eine abnorm entwickelte Krone beschrieben hatte, beschrieb er die Seelilie 1926 erneut und zeigte die idealtypische Normalentwicklung dieser Seelilie schriftlich und in schematischer Darstellung auf. Angaben zum künftigen Verbleib seines aufgefundenen und in Teilen beschriebenen Materials machte er allerdings dabei leider nicht.

Beschreibung

Moenocrinus deeckei Hildebrand, 1926 gehört zu den cirrentragenden Seelilien. Der Kelch, der 15 einzeilige Arme trägt, ist über der Radiala eingeschnürt, die Infrabasalia ist von außen sichtbar und die Basalia ist mehr als dreimal so lang als der Stiel breit ist. Der jeweils von außen gesehen linke Arm der ersten Teilung teilt sich nach zwei Gliedern erneut.

Die Form der Stielglieder ist pentagonal bzw. abgerundet fünfseitig. Der Cirrenträger trägt 5 Cirren. Das von Hildebrand zunächst noch im Gegensatz zu den Arten der zur gleichen Familie der Holocrinidae Jaekel, 1918, gehörenden Gattung Holocrinus (zum Beispiel Holocrinus wagneri (Benecke, 1887)) mit langen, rankenförmigen Cirren, bei Moenocrinus deeckei als kennzeichnend herausgestellte Merkmal der kurzen, dicken, nach oben dicht an den Stiel angeschmiegt liegenden Cirren, relativierte er später selbst und vermutete das Vorliegen unterschiedlicher Altersstadien.

Angaben zur Erstbeschreibung

Ein Holotypus wurde durch Hildebrand nicht festgelegt. Bei Auffinden des Originalmaterials könnte ein den Abb. HILDEBRAND 1926, Taf. 20, Figur 6 oder Fig. 7 entsprechendes Exemplar als Lectotypus ausgewiesen werden.

  • 1924 – Moenocrinus Deeckei n. g. n. sp. – HILDEBRAND, S. 47, (Fig. 7 abnorm)
  • * 1926 – Moenocrinus deeckei – HILDEBRAND, 1926 (a), S. 274, Taf. 20, Fig. 1 bis 7), 1926 (b), S. 142
  • Stratum typicum: Unterer Muschelkalk, nach einer Schätzung von Erich Hildebrand etwa 5 m über der oberen Wellendolomitgrenze (die Buntsandstein/Muschelkalk-Grenze war in dem kleinen Steinbruch in der Höhefelder Lücke in Urphar nicht aufgeschlossen)
  • Locus typicus: Höhefelder Lücke oberhalb Urphar, unterster Bruch
  • Sammlung: Hildebrand. Der Verbleib des Originalmaterials ist nicht bekannt.
Fundort Oberthulba
  • Fundschicht: Unterer Muschelkalk, Jena-Formation, Zyklus mu1e (Zyklenfolge 5), etwa 15,5 m oberhalb Oberkante Grenzgelbkalkstein
  • Fundort: Steinbruch Albert & Hochrein GmbH, Höhfeldsberg, Oberthulba
  • Sammlung: Museum Terra Triassica Euerdorf, Sammlungsnummer SMTE 5825/9-150
Lebensbild von triassischen Seelilien der Ordnung Holocrinida, Museum Terra Triassica Euerdorf

Lebensweise

Moenocrinus deeckei war wie alle Holocriniden nicht wie viele andere Seelilien (Encrinida) mit einer Haftscheibe am Meeresboden festgewachsen, sondern konnte sich mit ihren Cirren aktiv am Untergrund oder auch an byssustragenden Muscheln festkrallen, diese Verankerung jedoch auch wieder lösen und ihren Lebensort eigenständig wieder wechseln. Nach Tomasz Baumiller und Hans Hagdorn (1995) hatten die Holocriniden wie ihre Nachfahren, die heute noch in der Tiefsee lebenden Isocriniden, in ihrem Stiel unter den Nodalgliedern Sollbruchstellen, an denen der Stiel so abgeworfen werden konnte, dass das Tier sich mit seinem endständigen Cirrenkranz leicht wieder verankern konnte.

Literatur

  • Tomasz Baumiller & Hans Hagdorn: Taphonomy as a guide to functional morphology of Holocrinus, the first post-Paleozoic crinoid. In: Lethaia, 28:, 1995, S. 221–228
  • Hans Hagdorn: Triassic: the crucial period of post-Palaeozoic crinoid diversification. In: Swiss J. Palaeontol., 130, 2011, S. 91–112
  • Erich Hildebrand: Geologie und Morphologie der Umgebung von Wertheim a. M. Henn, Freiburg i. Br. 1924
  • Erich Hildebrand: Moenocrinus Deeckei, eine neue Crinoidengattung aus dem fränkischen Wellenkalk und ihre systematische Stellung. In: N. Jb. Min., Beil.-Bd. 54, Stuttgart 1926, S. 259–288, Taf. 20
  • Erich Hildebrand: Moenocrinus Deeckei, eine neue Crinoidengattung aus dem fränkischen Wellenkalk und ihre systematische Stellung. In: Paläontologische Zeitschrift, 8, 1926, S. 140–142
  • Erich Hildebrand: Zur Stratigraphie der Muschelkalkcrinoiden. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, B, 1926, S. 69–71
  • Erich Hildebrand: Beitrag zur Kenntnis des fränkischen Wellengebirges. In: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, B, 1927, S. 171–193
  • Erich Hildebrand und Julius Pia: Zwei Crinoidenkelche aus der Anisischen Stufe der Südalpen. In: Paläontologische Zeitschrift, 11, 1929, S. 129–140
  • Martin Schmidt: Die Lebewelt unserer Trias. Hohenlohesche Buchhandlung Ferdinand Rau, Öhringen 1928, S. 125–126

Anmerkungen

  1. Die Lebensdaten von Erich Hildebrand ließen sich bisher nicht ermitteln. Er wurde 1924 in Freiburg/B zum Dr. rer. nat. promoviert und war zumindest im Oktober 1924 noch am Geologisch-Paläontontologischen Institut der Universität Freiburg. 1926 war er in Hannover und 1929 in der Wacholtzstr. 1 in Braunschweig wohnhaft. Gem. Bruno von Freyberg (1974) war sein vollständiger Name Erich Karl Hildebrand und stammte aus Braunschweig. Siehe: Bruno von Freyberg: Das geologische Schrifttum über Nordost-Bayern (1476–1965) Teil II: Biographisches Autoren-Register, Geologica Bavarica 71, Bayerisches Geologisches Landesamt 1974, S. 68. 1931 verfasste er noch für Otto Krone: Vorgeschichte des Landes Braunschweig. Appelhans, Braunschweig 1931, die „Geologische Einleitung“.