Mofatuning

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Als Mofatuning (umgangssprachlich auch Mofa-Frisieren genannt) wird das Tuning von Mofas mit einem maximalen Hubraum von 50 cm³ und einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h (in Deutschland), 30 km/h (in der Schweiz) bzw. 45 km/h (in Österreich) bezeichnet. Diese Fahrzeuge können durch Tuningmaßnahmen auf Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h gebracht werden. Die einfache Konstruktion der Zweitaktmotoren und ihr hohes Tuningpotential machen dies möglich.[1]

Damit trotz solcher Umbauten die Betriebserlaubnis erhalten bleibt, ist unter bestimmten Voraussetzungen eine Ummeldung beim TÜV möglich und erforderlich. Zudem wird für das Führen dieser Fahrzeuge ein Führerschein benötigt und die Mofa-Prüfbescheinigung reicht nicht mehr aus. Werden die modifizierten Fahrzeuge nur abseits des öffentlichen Straßenverkehrs gefahren, kann die Umwidmung beim TÜV entfallen. Allerdings lässt sich nicht jedes modifizierte Mofa umwidmen.

Umgangssprachlich wird von frisieren gesprochen, wenn Gegenstände durch gezielte Modifikation aufgewertet werden; man spricht dann zum Beispiel von frisierten Mofa.<Beleg?>-->

Tuningmaßnahmen

Resonanzauspuff

Die originale, einfache Auspuffanlage kann durch einen Resonanzauspuff ersetzt werden. Dieser besteht aus gegeneinander angeordneten Konen und reflektiert die vom Zylinder ausgehende Abgaswelle zum Teil. Dadurch wird ein Teil des beim Zweitaktmotor konstruktionsbedingt in den Auspuff entweichenden Frischgases (Spülverlust genannt, siehe: Umkehrspülung) wieder in den Brennraum gedrückt.[1]

Größerer Vergaser

Es ist möglich, einen Vergaser mit größerem Durchlass-Querschnitt zu montieren, so dass mehr Kraftstoff-Luft-Gemisch in den Zylinder gelangt, falls zusätzlich der Einlasskanal im Zylinder angepasst wurde. Eine kostengünstigere Variante, die aber einiges an handwerklichem Geschick erfordert, ist das sogenannte Aufbohren des Vergasers. Hierbei wird durch mechanische Bearbeitung der Vergaserquerschnitt erhöht und außerdem eine größere Hauptdüse verwendet. Es ist darauf zu achten, dann auch die direkten Anbauteile wie den Ansaugstutzen und den Luftfilter entsprechend größer zu dimensionieren. Nur ein größerer Vergaser ohne passenden Ansaugstutzen erzielt keine Wirkung auf die Motorleistung und erschwert das Abstimmen des Vergasers erheblich. Ein Rennluftfilter ist nicht immer nötig, oft sogar sehr unsinnig. Der Standardluftfilter zieht, Voraussetzung ist ein sauberer Filtereinsatz, meist mehr als genug Luft für Tuning an einem 50 cm³-Zylinder. Außerdem weist er Vorteile wie das Dämpfen des Ansauggeräusches auf.

Wenn die Luft nicht reicht, ist es auch weit verbreitet, in den originalen Luftfilterkasten Löcher zu bohren, und mit textilen Geweben über dem Luftfilter zu filtern.

Ändern der Übersetzung

Die einfachste Möglichkeit, eine Veränderung der Geschwindigkeit oder der Beschleunigung zu erzielen, ist die Veränderung der Übersetzung vom Motor auf das angetriebene Rad. Hierbei muss zwischen verschiedenen Antriebsarten unterschieden werden. Zum einen gibt es den Kettenantrieb. Hier können sowohl das Ritzel als auch das Kettenblatt getauscht werden. Je größer das Ritzel gegenüber dem Kettenblatt gewählt wird, desto höher ist die resultierende Endgeschwindigkeit zu Lasten der Beschleunigung; je kleiner es ist, desto größer wird die Beschleunigung zu Lasten der Höchstgeschwindigkeit. Genau andersherum verhält es sich bei Veränderung der Größe des Kettenblattes.[1]

Weiter gibt es noch den Riemenantrieb, bei dem aber auch zwischen Mono-Antrieb und Variator-Antrieb unterschieden werden muss. Bei der Mono-Übersetzung gilt im Prinzip dasselbe wie beim Kettenantrieb, allerdings werden hier die Riemenscheiben ausgetauscht. Bei Mofas mit Variator-Getriebe ist der Tausch der Riemenscheiben nicht möglich, hier muss direkt der Variator oder die komplette Baugruppe getauscht werden.

Bei Mofas, welche ohne Kette angetrieben werden, wie zum Beispiel beim Hersteller Puch oder weiteren geht das nur durch spezielle Anbauteile.

Bearbeitung des Kolbens

Da die Steuerung von Ein- und Auslasszeiten beim Zweitaktmotor meistens durch Schlitze in der Zylinderwand erfolgt, die vom Kolben verschlossen bzw. freigegeben werden, ist es möglich, durch mechanische Bearbeitung des Kolbens diese Vorgänge zu beeinflussen. Hier werden grundsätzlich zwei Vorgehensweisen unterschieden. Es kann entweder das Kolbenhemd, der Teil des Kolbens, welcher an der Wandung des Zylinders entlang gleitet, an den betreffenden Stellen um das richtige Maß gekürzt werden, um somit die Schlitze für den Einlass früher und länger zu öffnen. Dies hat eine Veränderung der Laufeigenschaften und eine Verschiebung der Maximalleistung in zumeist höhere Drehzahlen zur Folge. Durch die Kürzung der Lauffläche des Kolbens neigt dieser aber nun mehr zum Kippen und seine Stabilität nimmt ab, was unter manchen Umständen zu Motorschäden führen kann. Die zweite Möglichkeit, den Kolben zu modifizieren, ist die Bearbeitung seiner Oberseite, die paradoxerweise Kolbenboden genannt wird. Die Vorgehensweise ist hier grundsätzlich dieselbe. Bei einigen Motoren gibt der Kolben die Auslass- und Überströmschlitze nicht ganz frei, wenn er sich auf dem untersten Punkt seiner Laufbahn, dem unteren Totpunkt befindet. Es wird nun an den entsprechenden Stellen des Kolbenbodens Material abgenommen, sodass der Kolben die Schlitze vollständig freigeben kann.

Bearbeitung des Zylinders

Am Zylinder können vielerlei Modifikationen vorgenommen werden, die sich hauptsächlich auf die Umgestaltung der Steuerschlitze in der Zylinderwandung beziehen. Es ist möglich, diese Schlitze in Form und Größe zu verändern, um die Steuerzeiten und somit die Laufeigenschaften des Motors anzupassen und zu optimieren. Meist betreffen diese Änderungen den Auslass und den Einlass, um diese früher öffnen zu lassen und durch deren Vergrößerung den Fluss von Frisch- und Abgas zu verbessern. So wird die maximale Leistung des Motors zumeist in höhere Drehzahlbereiche gelegt. Seltener werden die Überströmkanäle modifiziert, denn wegen ihrer erschwerten Zugänglichkeit ist hierfür die Verwendung spezieller Werkzeuge erforderlich. Eine weitere Möglichkeit ist die Verdichtungserhöhung durch Abdrehen des Zylinders oder des Zylinderkopfes. Dabei ist mit einem Leistungszuwachs zu rechnen. Ebenfalls kann nach dieser Veränderung ein Kraftstoff mit höherer Klopffestigkeit notwendig sein.

Kubiksätze

Eine andere Möglichkeit zu tunen ist, den Hubraum durch sogenannte Kubiksätze zu vergrößern. Durch Zylinder und Kolben mit größerem Bohrungsdurchmesser wird eine größere Kolbenbodenfläche erreicht, auf die der Verbrennungsdruck wirkt. Durch größere Ein- und Auslässe sind Rennvergaser mit einem größeren Querschnitt und Auspuffe mit einem größeren Rohr vonnöten. Meist sind den Kubiksätzen noch zusätzliche Überströmer (Boostports) eingearbeitet. Mit solchen Zylinderkits ist eine recht hohe Leistungsausbeute von etwa 14–35 PS möglich.[1]

Optisches Tuning

Datei:Mofas Piaggio Ciao und Hercules Prima 5.jpg
Das Hercules-Mofa links mit Alu-Flammen am Auspuff, Seitenständer sowie verchromten Tank.
Datei:RasidBozkurt.jpg
Optisches Tuning an einem Piaggio Ciao. Verspachtelter Rahmen sowie Tuninganbauteile

Zum Verschönern des Mofas werden häufig Teile des Mofas umlackiert oder spezielle Anbauteile, (durch das mittlerweile größere Angebot immer mehr aus der Scootertuningszene) wie z. B. Seitenständer, andere Handgriffe usw. verwendet. Es werden auch immer häufiger sogenannte "Unterbodenbeleuchtungen" (Neonröhren in verschiedenen Farben) verbaut. Eine weitere Art der optischen Veränderung ist das Verchromen verschiedener Teile wie z. B. des Tanks.

Häufig werden Rahmenteile auch mit sogenanntem Flipfloplack lackiert, der einen mehrfarbigen Effekt im Licht erzeugt. Auch ist das Ummontieren des Rückspiegels am Lenker verbreitet, so dass der Spiegel unten am Lenker hängt. Ebenfalls werden wie in der Motorradszene Alu-Flammenmodelle am Auspuff und Tank montiert (siehe Bild rechts). Auch Lenker anderer Bauformen, z. B. "M-Lenker" oder leicht gebogenen, fast geraden Lenkerstangen werden montiert. Außerdem sind seitlich angebrachte Versicherungskennzeichen beliebt. Durch manch technische, nicht eintragungsfähige bzw. eingetragene Veränderung kann die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs erlöschen.

Rechtliche Folgen

Wer ein Mofa "frisiert", muss es, vorausgesetzt man will damit im öffentlichen Straßenverkehr fahren, beim TÜV ummelden lassen. Dies ist aber meist relativ teuer sowie aufwendig und die geltenden Anforderungen an das Fahrzeug, auf welche bei einer Abnahme stets strikt geachtet wird, müssen sehr genau beachtet werden. Schon kleinere Abweichungen können eine Ummeldung scheitern lassen. Meist scheitert das Vorhaben schon an der Bremsanlage und dem Fahrgestell, da diese für höhere Geschwindigkeiten nicht ausgelegt sind und deshalb verstärkt oder umgebaut werden müssen. Des Weiteren ist die vom Gesetzgeber bestimmte Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h für Mofas relativ niedrig angesetzt, was dazu führt, dass viele Fahrer ihre Mofas frisieren und damit illegal am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen. Wird man das erste Mal von der Polizei erwischt, wird das Strafverfahren meistens gegen Auflagen eingestellt. Die Auflagen können Verkehrserziehungen oder auch Erziehungsmaßregeln (Sozialstunden) sein. Die Verfahrenseinstellung richtet sich nach dem Divisionsverfahren. Dies setzt voraus, dass der Täter Einsicht zeigt und sein Tun bereut. Die Polizei schickt meistens eine Meldung an die Führerscheinstelle. Bis das Verfahren abgeschlossen und die Auflagen erfüllt sind, ist man für weitere Führerscheinprüfungen gesperrt. Wird man das zweite Mal erwischt, wird eine Einstellung nach dem Divisionsverfahren nicht mehr praktiziert. Bei einer Verurteilung bekommt man möglicherweise wiederum Sozialstunden auferlegt, jedoch gibt es zusätzlich 6 Punkte nach dem Mehrfachtäter-Punktsystem (Flensburger Verkehrsregister). Fällt man bei der Führerscheinbehörde zweimal wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis auf, hat das zur Folge, dass man vor Antragstellung einer Fahrerlaubnis zu einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) muss. Die dafür anfallenden Kosten können je nach Bundesland und Stadt von 300–700 Euro reichen.

Versicherung und Tuning

Die Versicherung des Fahrzeughalters muss bei einem Unfall den gegnerischen Schaden zahlen, es besteht jedoch eine Ausnahme: Ist nachweislich das Tuning für den Unfall verantwortlich, hat die Kfz-Haftpflichtversicherung die Möglichkeit, bis zu 5000 € Regressanspruch zurückzufordern. Auch eine Kaskoversicherung muss den entstandenen Schaden am Mofa in solch einem Fall nicht zahlen. Aufgrund des Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Versicherungsschutzes und Erlöschen der Betriebserlaubnis nimmt der Fahrer illegal am öffentlichen Straßenverkehr teil, deswegen ist es nicht selten der Fall, dass bei einem Verkehrsunfall, bei dem Personen zu Schaden gekommen sind, hohe Geldstrafen oder monatliches bzw. einmaliges Schmerzensgeld dem Fahrer angehängt werden – im schlimmsten Fall kann sogar eine Gefängnisstrafe drohen, da durch das Tuning fahrlässig gehandelt wurde. Dies kann sogar passieren, wenn den Fahrer nur eine Teilschuld belastet.

Toleranzen

Die Fertigungstoleranz beträgt 10 %. Dabei orientiert man sich an der Bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs. Bei einem Mofa liegt die Toleranz bei ca. 3 km/h – was eine maximale Endgeschwindigkeit von 28 km/h ergibt.

Einzelnachweise

  1. a b c d Mofa-Tuning, Höllenritt für Halbstarke. In: Thomas Soltau, Der Spiegel GmbH & Co. KG, Hamburg, www.spiegel.de. 25. November 2008, abgerufen am 6. November 2019.