Mommsens Block

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Mommsens Block ist ein Langgedicht von Heiner Müller, das allerdings – worauf mehrfach hingewiesen wurde – ebenso gut auch als Theatertext gelesen werden kann. Es wurde im Dezember 1992 geschrieben. Zuerst erschien es 1993 in Drucksache 1, einer vom Berliner Ensemble herausgegebenen Reihe.

Adolf Brütt: Theodor Mommsen, Marmor-Denkmal, entstanden auf Grundlage der von Brütt dem Verstorbenen abgenommenen Totenmaske 1909 in der Weimarer Bildhauerschule für die Humboldt-Universität Berlin – Grundlage des Gedichtes Mommsens Block von Heiner Müller.
Denkmal Mommsen vor der Humboldt-Universität

Thema des Textes

Wie viele von Müllers Texten ist Mommsens Block stark assoziativ und somit ist es schwer, auf Anhieb das Thema des Textes auszumachen. Hauptthema ist die Unzufriedenheit des Sprechers über die gesellschaftliche Entwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung. Er vergleicht das vereinte Deutschland mit der römischen Kaiserzeit nach Cäsar. Der Sprecher erkennt in Theodor Mommsens fehlendem Band über die römische Kaiserzeit eine Schreibblockade, die durch die Dekadenz dieser Epoche hervorgerufen wurde und sieht hierin eine Parallele zur eigenen Situation.

Assoziationen im Text

Mommsens Block
Hiermit ist das von Adolf Brütt geschaffene Denkmal gemeint. Das Langgedicht entstand anlässlich der Rückführung des Sitzbilds von Theodor Mommsen an seinen alten Standort vor der Humboldt-Universität.
Bevor sein Denkmal auf Ihrem Sockel stand
Einen Staat lang Der Sockel ist wieder Ihr Standort
Vor der Universität benannt nach Humboldt[1]
Felix Guattari
Der Text ist Félix Guattari gewidmet. Dieser starb fünf Monate vor Entstehung des Textes.
Tacitus
Publius Cornelius Tacitus ein Historiker der römischen Kaiserzeit, er kritisierte die Dekadenz seiner Zeit.
Machstraße
Fiktive Straße, in die der Sprecher Mommsens Haus verortet. Bezieht sich wohl auf Ernst Mach und dessen Arbeit über Sinnespsychologie und Philosophie.
Die Straße ist weniger fiktiv, als daß Heiner Müller die Straße, in welcher Mommsen tatsächlich wohnte, nämlich die Marchstraße, einfach falsch schrieb und dann dennoch so stehen ließ -- aus welchen Gründen auch immer.
Dilthey an den Grafen York
Hier sind die Philosophen Wilhelm Dilthey und Paul Yorck von Wartenburg gemeint, die im Briefwechsel standen.
Wilamowitz
Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff ein Zeitgenosse Mommsens.
Johannes auf Patmos
Die Offenbarung des Johannes.
Göttliche Komödie
Göttliche Komödie, Dantes Hauptwerk
Ezra Pound … der andere Vergil
Ezra Pound und Vergil

Literatur

  • Werke 1. Die Gedichte, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-51840-389-3.
  • Theo Buck: ‚Die Adler im Sumpf‘ oder Die missratene deutsche Einheit. Weidler Buchverlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-89693-296-9. (Tief schürfende Interpretation des Gedichts).

Einzelnachweise

  1. Sinn und Form, 1993, S. 210