Mondfinsternis vom 23./24. Mai 632 v. Chr.

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Die Beobachtungseinzelheiten der Mondfinsternis vom 23./24. Mai 632 v. Chr.[1] (-631 nach astronomischer Zeitrechnung, Sarosperiode 30) wurden von einem babylonischen Astronomen auf einer Keilschrifttafel protokolliert. Die zu der Gattung der ACT-Texte gehörende Aufzeichnung (BM 35115) befindet sich gegenwärtig im British Museum zu London.

Der im julianischen Kalendersystem angegebene 23./24. Mai 632 v. Chr. entspricht in Umrechnung auf den heutigen gregorianischen Kalender dem 16./17. Mai 632 v. Chr.[1] Besondere Bedeutung erlangte diese Aufzeichnung unter anderem durch den Bezug auf den babylonischen König Kandalanu.[2]

Erste Übersetzungen

Der Assyriologe Johann Strassmaier sowie die Astronomen Josef Epping und Franz-Xaver Kugler begannen zuerst mit der Übersetzung des babylonisch-astronomischen Keilschrifttextes.

Die damaligen herausragenden Forschungsleistungen wurden unter anderem von Otto Neugebauer fortgeführt. 1955 erschien das dreibändige Standardwerk Astronomical cuneiform Texts – Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets, das bis heute noch immer die Grundlage der babylonischen Astronomiegeschichte bildet.

Babylonischer Text BM 35115

Bei dem erwähnten astronomischen Ereignis handelte es sich um eine partielle Mondfinsternis, die aufgrund der Angaben im Keilschrifttext genau zu datieren war. Durch Überprüfung mit anderen historischen Finsternissen wurde festgestellt, dass die historischen Datierungen von den zurückgerechneten Werten abweichen. Die entsprechende Zeitdifferenz wird als „ΔT“ bezeichnet.

Unter Berücksichtigung des ΔT[3] begann in Babylonien die partielle Phase der Mondfinsternis etwa um 23:40 Uhr des 16. Mai 632 v. Chr.[1] und erreichte am 17. Mai gegen etwa 0:25 Uhr ihr Maximum:

„Kandalanu 16. Jahr: 15. Simanu, nach 5 Monaten, der Nordwind wehte. [...] hinter Skorpion [verfinsterte sich der Mond].“

BM 35115[2]

Siehe auch

Literatur

  • Josef Epping, Johann-Nepomuk Strassmeier: Astronomisches aus Babylon oder das Wissen der Chaldäer über den gestirnten Himmel. Herder, Freiburg 1889, (Stimmen aus Maria-Laach Ergänzungshefte 44).
  • Franz-Xaver Kugler: Sternkunde und Sterndienst in Babel. Band 1: Entwicklung der babylonischen Planetenkunde von ihren Anfängen bis auf Christus. Nach zumeist ungedruckten Quellen des Britischen Museums. Aschendorff, Münster 1907.
  • Otto Neugebauer: The exact sciences in antiquity. Unabridged, slightly corrected reprint of the 2. edition, Brown University Press, 1957. Dover Publications, New York NY 2004, ISBN 0-486-22332-9, (Dover classics of science and mathematics).
  • Otto Neugebauer (Hrsg.): Astronomical cuneiform Texts. Babylonian ephemerides of the Seleucid period for the motion of the sun, the moon, and the planets. Reprint edition. 3 Bände. Springer, New York NY u. a. 1983, ISBN 0-387-90812-9, (Sources in the history of mathematics and physical sciences 5), (die Originalausgabe erschien: Humphries, London 1955).
  • Abraham J. Sachs: Astronomical Diaries and related Texts from Babylonia. Band 5: Hermann Hunger (Hrsg.): Lunar and Planetary Texts. Including materials by Abraham J. Sachs. With an appendix by John M. Steele. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2001, ISBN 3-7001-3028-7, (Österreichische Akademie der Wissenschaften – Philosophisch-Historische Klasse – Denkschriften 299).
  • Francis Richard Stephenson: Historical Eclipses and Earth’s rotation. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-46194-4.

Weblinks

Anmerkungen

  1. a b c Datumsangabe im julianischen Kalender; im gregorianischen Kalender sind 7 Tage vom julianischen Datum abzuziehen. Datierungsgrundlage sind die NASA-Angaben (Memento vom 8. November 2014 im Internet Archive) unter Berücksichtigung des T-Deltas. Für Babylonien ist gegenüber der Universal Time (UT) der Zeitzonenzuschlag von 3 Stunden zu berücksichtigen; gemäß Jean Meeus: Astronomische Algorithmen – Anwendungen für Ephemeris Tool 4,5 -, Barth, Leipzig 2000 für: Ephemeris Tool 4,5 nach Jean Meeus, Umrechnungsprogramm, 2001.
  2. a b Hermann Hunger: Lunar and Planetary Texts. S. 395.
  3. 5 Stunden und 20 Minuten.