Morgan (Orca)

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Morgan ist ein weiblicher Schwertwal der küstennah lebenden und fischfressenden Population vor Norwegen. Sie wurde 2010 aus dem Wattenmeer vor den Niederlanden gerettet.[1]

Bergung

Etwa eine Woche vor der Rettung des Schwertwals berichteten einige Menschen, dass sie einen „großen Wal“ gesichtet hätten. Die Küstenwache bat das Dolfinarium Harderwijk, einen Rettungsplan für das Tier auszuarbeiten. Bei einer aufwendigen Rettungsaktion wurde das Tier schließlich ins Delfinarium gebracht. Der Schwertwal war 3,57 m lang und wog nur 430 kg, was laut Experten für ein Tier dieser Länge mindestens 230 kg zu wenig sei. Auch litt es an einer Lungenentzündung und war dehydratisiert. Sein Alter wurde auf 1 bis 3 Jahre geschätzt

Rehabilitation

Aufgrund des starken Untergewichts hatte eine Gewichtszunahme höchste Priorität. Der Schwertwal zeigte großen Appetit und erreichte binnen 3 Monaten ein Gewicht von über 700 kg. Er war bald bei bester Gesundheit, obwohl viele Experten geglaubt hatten, dass er in den ersten Wochen sterben würde.

Pläne zur Freilassung

Es war schnell klar, dass man das Tier – unter anderem wegen seines jungen Alters – in seine Familiengruppe zurückbringen musste, weil es ansonsten nicht überleben würde. Man kontaktierte daher eine Gruppe internationaler Wissenschaftler, die sich zum Ziel gesetzt hatten, alle Schwertwale des Nordatlantiks zu katalogisieren und durch Fotos leicht identifizierbar zu machen. Die Wissenschaftler begannen im September 2010 mit ihrer Arbeit, machten Fotos des Hautmusters und der Rückenflosse und nahmen DNA-Proben. Doch konnte man die zugehörige Familiengruppe nicht finden.

Ein Rat aus sieben unabhängigen Wissenschaftlern war sich einig, dass Morgan nicht ausgewildert werden könne. Sie sei nicht fähig, selbständig zu jagen und sie würde von einer fremden Orca-Familie nicht aufgenommen werden. Die niederländischen Behörden beschlossen daher endgültig, Morgan nicht ins Meer zurückzubringen.

Nach mehreren Klagen verschiedener Tierrechtsorganisationen bestätigten Wissenschaftler nachdrücklich, dass die einzige Alternative zur Haltung von Morgan in menschlicher Obhut ihre Einschläferung wäre.

Umsiedlung

Das Dolfinarium Harderwijk beantragte eine Erlaubnis, Morgan in den Loro Parque zu bringen, um dort wieder in eine Familie integriert zu werden mit ausreichendem Platz.

Das Bündnis Orca Coalition plädierte dafür, das Szenario einer Freilassung noch einmal zu prüfen, und kritisierte den Loro Parque und seine Orcahaltung scharf. Die Experten gingen davon aus, dass es mit Hilfe einer ausführlichen Klanganalyse zwar vielleicht möglich wäre, Morgans Gruppe doch noch zu finden, dass jedoch eine Wiedereingliederung in dem Stadium recht unwahrscheinlich sei.

Am 29. November 2011 wurde Morgan schließlich in den Loro Parque gebracht. Im Laufe von zwei Monaten wurde sie allen Tieren der Gruppe vorgestellt und im März 2012 wurde der Integrationsprozess als offiziell abgeschlossen erklärt.

Da sie auf akustische Signale nicht reagierte, wurde im Dezember 2012 ein Audiogramm durchgeführt, das bewies, das Morgan fast völlig taub ist und dies ihre Jagdschwierigkeiten und ihre Strandung nicht nur erklärt, sondern auch eindeutig eine erfolgreiche Auswilderung unmöglich macht.

Schwangerschaft

Ende 2017 entdeckten die Tierärzte bei einer Routineuntersuchung mit Ultraschall die Schwangerschaft des Wals. Wie sich herausstellte, war Morgan zu diesem Zeitpunkt bereits im 5. von ca. 18 Monaten Tragezeit.

Bereits 2015 hatte die Free Morgan Foundation gefordert, dass Morgan von den Männchen ihrer Gruppe separiert werden sollte, da sie eine Fortpflanzung für nicht legal hielt. Die zuständige Behörde Spaniens erklärte jedoch, dass es diesbezüglich keine Einschränkungen gebe, und der Loro Parque gab an, dass die Fortpflanzung ein Grundrecht für Tiere sei, jedoch nicht künstlich nachgeholfen würde.

Am 22. September 2018 brachte Morgan ihr erstes Kalb zur Welt.[2] Das kleine Weibchen wurde Ula genannt. Aufgrund der zu geringen Milchproduktion musste Ula, obwohl sich Morgan vorbildlich verhielt, von den Pflegern per Hand aufgezogen werden. Trotzdem hatten beide, laut Loro Parque, ein enges Verhältnis und schwammen viel zusammen. Der Loro Parque gab bekannt, dass sich das Kalb zu seinem ersten Geburtstag – nach der Überwindung einer leichten Hautinfektion – bei bester Gesundheit befindet.

Am 10. August 2021 meldete der Loro Parque den überraschenden Tod des Kalbs, nachdem sich der Gesundheitszustand innerhalb kurzer Zeit stark verschlechtert hatte.[3]

Einzelnachweise

  1. Helmut Hetzel: Walfischdame „Morgan“ bleibt in Holland. 3. August 2011, abgerufen am 28. Oktober 2019.
  2. Orca Morgan sorgt für Nachwuchs im Loro Parque. 25. September 2018, abgerufen am 28. Oktober 2019 (deutsch).
  3. Mitteilung des Loro Parque. In: Blog Loro Parque. Loro Parque, 10. August 2021, abgerufen am 14. August 2021.