Munari-Packung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Munaribrei auf Fettpapier

Eine Munari-Packung (Munari, italienische Packung, italienische Schnellkur) ist ein Breiumschlag mit den Inhaltsstoffen Kaolin, Cayennepfeffer, Senföl und Wasser. Er wird als Thermotherapie bei Schmerzen und Verspannungen am Bewegungsapparat eingesetzt.

Allgemeines

Munari-Anwendungen sind in Österreich und Italien weit verbreitet. In Österreich wird die Anwendung von Masseuren und Physiotherapeuten durchgeführt.[1][2]

Anwendung

Munari-Packung im Bereich des Schultergürtels

Zur Vorbereitung werden die Zutaten (Kaolin, Cayennepfeffer, Senföl) mit kaltem Wasser zu einem homogenen Brei gemischt, vor der Anwendung auf ca. 50 °C erhitzt, dann als dünne Schicht (2–5 mm) auf ein Trägermaterial (meist Papier) aufgetragen und dem Patienten auf die zu behandelnde Körperregion aufgelegt.[3] Anschließend wird der Körper zwecks optimaler Wärmespeicherung in Leinentücher oder Wolldecken gehüllt. Die Anwendungsdauer einer Behandlung liegt zwischen 15 und 20 Minuten.

Anwendungsgebiete

Aufgrund der Wirkungsweisen von Cayennepfeffer (Capsaicin) und Senföl kann Munari zur Schmerzbehandlung, bei Verspannungen und bei degenerativen Erkrankungen eingesetzt werden.[3][4]

Wirkung

Aktivierung des TRPV1 Kanals durch Capsaicin

Munari-Packungen wirken wie Capsaicin-Pflaster. Die Hauptwirkstoffe sind die im Cayennepfeffer bis zu 1 % enthaltenen Capsaicinoide Capsaicin und Dihydrocapsaicin. Diese aktivieren den TRPV1-Kanal (Transient Receptor Potential Vanilloid subtype 1), was zu einer vermehrten Ausschüttung von Ca2+ führt; ein Nervenpotential wird ausgebildet. Dieser Vorgang wird dann als brennende, stechende oder juckende Empfindung wahrgenommen. Die längerfristige Anwendung von Capsaicin führt zu einer reversiblen Depletion des Neurotransmitters Substanz P, was eine schmerzstillende Wirkung auslöst, da Nozizeptoren desensibilisiert werden. Die Ausschüttung von Endorphinen (körpereigenen „Schmerzkillern“) wird angeregt. Die Reizung der Nervenenden unter der Haut führt auch zu einer vermehrten Durchblutung.[3][5][6] Senföl ist in der Wirkung ähnlich wie Capsaicin und aktiviert über Cysteine die TRPA1 und TRPV1 Kanäle (Transient Receptor Potential Ankyrin Repeat 1 und Vanilloid 1), Ca2+-durchlässige Ionenkanäle, die akute und entzündliche Schmerzsignale wahrnehmen und auslösen können.[7]

Kälte- und Hitzempfindliche Afferenzen basierend auf der Expression von TRPM8, TRPA1 und TRPV1

Einzelnachweise

  1. Berufsbild und besondere Berufspflicht des medizinischen Masseurs – Medizinischer Masseur- und Heilmasseurgesetz. Website des Österreichischen Bundeskanzleramts - Rechtsinformationssystem. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  2. Italienische Schnellkur (Munari-Packung)@1@2Vorlage:Toter Link/www.sozialversicherung.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Website der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft. Abgerufen am 22. September 2015.
  3. a b c Gerda Vacariu, Othmar Schuhfried, Marta Korpan: Physikalische Therapie und Rehabilitation bei Schmerzsyndromen am Bewegungsapparat. In: Kompendium Physikalische Medizin und Rehabilitation. 3. Auflage. 2013, ISBN 978-3-7091-0467-5, S. 357.
  4. Capsicum (Paprika) – Anwendungsgebiete. Monographie BGA/BfArM (Kommission E). 1. Februar 1990. Heft 22A. ATC-Code M02AB. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  5. P. Anand, K. Bley: Topical capsaicin for pain management: therapeutic potential and mechanisms of action of the new high-concentration capsaicin 8 % patch. In: Br J Anaesth. 107(4), Okt 2011, S. 490–502. doi:10.1093/bja/aer260. Epub 2011 Aug 17. PMID 21852280
  6. Substanz Capsaicin – Unterlagen Skripte. Website von Prof. Dr. Peter Bützer. Abgerufen am 21. Juli 2014.
  7. M. Gees, Y. A. Alpizar, B. Boonen, A. Sanchez, W. Everaerts, A. Segal, F. Xue, A. Janssens, G. Owsianik, B. Nilius, T. Voets, K. Talavera: Mechanisms of transient receptor potential vanilloid 1 activation and sensitization by allyl isothiocyanate. In: Mol Pharmacol. 84(3), Sep 2013, S. 325–334. doi:10.1124/mol.113.085548. Epub 2013 Jun 11. PMID 23757176