Museum und Lernwerkstatt zur Kindererziehung
Museum und Lernwerkstatt zur Kindererziehung (kurz Kita-Museum) ist eine Sammlung von Exponaten, die im Jahr 1997 von der Pädagogin Heidemarie Waninger in Potsdam gegründet wurde. Es zeigt die Gegenstände, die in beiden deutschen Staaten die Kindererziehung begleiteten. Zugleich gründete Heidemarie Waninger den Betreiberverein Pädal (=Pädagogik aktuell). Wegen stetiger Mietpreissteigerungen, ungünstiger Lage oder zu geringen Besucherinteresses musste die Einrichtung bis zu seinem neuen Standort in Uelzen[1] ab dem Jahr 2019 mehrfach umziehen.[2]
Geschichte
Heidemarie Waninger hatte 1996 in Oranienburg mit dem Sammeln von Zeitdokumenten aus dem Alltag der DDR-Kindergärten und -krippen begonnen. Ihr Ziel war der Aufbau einer lückenlosen Dokumentation der DDR-Kindererziehung. Gleichzeitig bewahrte sie damit vor allem Spielzeug, Anschauungsmaterial und Einrichtungsgegenstände vor dem Vernichten, da infolge der deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Auflösung der bis dahin seitens des Staates finanzierten Kitas sehr viele Kinderkombinationen schließen mussten. Der damalige Jugendamtsleiter der Stadt Potsdam, Jann Jakobs, konnte für die Sammlung leer stehende Räume in einer Kita in der Straße Wall am Kietz besorgen. Die in der Innenstadt liegenden Räume wurden zum Jahr 1997 als erstes deutsches Kita-Museum eröffnet. Im Jahr 2000 standen die Museumsräume im Potsdamer Zentrum nicht mehr zur Verfügung, die Gründerin und ihre Museumsleiterin Brigitte Winkler fanden ein Ausweichquartier im Potsdamer Ortsteil Groß Glienicke (Seeburger Chaussee 2), zwölf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Räume gehörten aber der Stadt Potsdam, die bald von den Betreibern wegen hoher Betriebskosten eine Mietsteigerung von mehr als dem Dreifachen verlangte, die diese nicht aufbringen konnten.[3]
Im Städtchen Nennhausen fand sich für das Museum ab Juni 2007 Ersatz: zwei Etagen einer früheren polytechnischen Oberschule wurden bezogen. Hier entwickelte der Betreiberverein das Konzept der aktiven Beschäftigung mit der Kindererziehung und dem Angebot von Schulungen in Form einer Lernwerkstatt.[3]
Zum Jahr 2013 bot die Arbeiterwohlfahrt die Nutzung des früheren Wohngebietsklubhauses ‚Theodor Fontane‘, einer Gründerzeit-Villa in der Falkenseer Mainstraße 11, zu sehr günstigen Konditionen an. Allerdings stand weniger Fläche zur Verfügung, so dass der Betreiberverein einige Materialien an Interessenten verschenkte.[4] Die früheren Schulräume in Nennhausen wurden nach dem Auszug des Museums mithilfe von 245.000 Euro Fördermitteln umgebaut und dem Schulkomplex wieder einverleibt. Die Grundschule trägt inzwischen den Namen Friedrich de la Motte Fouqué.[5]
Nach Falkensee kamen unter dem Aspekt der Lernwerkstatt Kindererzieher, Tagesmütter sowie Kinderpflegepersonal aus dem Land Brandenburg und aus Berlin zur Schulung. Auch interessierte Schulklassen und viele Privatpersonen besuchten das Museum. Häufig wurde der Besuch mit dem Austausch persönlicher Erinnerungen oder der Übergabe von Gegenständen verbunden. Insgesamt haben im Jahr 2017 rund 1800 Menschen die Einrichtung besucht. Eine echte Weiterentwicklung der Sammlung gelang aber in Falkensee nicht und die Besucherzahlen stagnierten, obwohl sogar das brandenburgische Ministerium für Bildung, Jugend und Sport die Einrichtung als Überregionales Pädagogisches Zentrum anerkannt und gefördert hatte. So geben die Betreiber im Sommer 2018 die Räumlichkeiten in Falkensee auf. Die Gründerin fand als Rentnerin in Lüneburg ein neues Zuhause und kümmerte sich dort um einen Neustart ihres Museums. Kontakte zu einem pädagogisch ausgerichteten Verein fand sie (mit PädIN, ein freier Jugendhilfeträger für individuell gestaltete Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche und Eltern) ebenso wie die Zusage der Lüneburger Stadtverwaltung, geeignete Räume zur Verfügung zu stellen. Im Mai des Jahres 2019 öffnete in Uelzen das in Falkensee begonnene Museum unter dem Namen Lernwerkstatt im Kita-Museum Luise 10 mit verändertem Konzept und anderen Schwerpunktsetzungen.[6]
Die bisherige Museumsleiterin Brigitte Winkler übernahm eine Aufgabe im AWO-Bundesvorstand.[2]
Beschreibung
Auf der Homepage des Kita-Museums fand sich diese Eigendarstellung: „In den Ausstellungsräumen [...] ist Platz für Erinnerungen und Vergleiche, für die persönliche pädagogische Standortbestimmung und für die Seminararbeit mit Erzieher/innen und Eltern zu unterschiedlichsten aktuellen Themen. Schwerpunkte sind Arrangements aus Krippe, Kindergarten und Hort der DDR. Auch [...] Aspekte aus der Kindererziehung im Westen sind zu sehen: Eindrücke aus der Montessori- und der Waldorf-Pädagogik sowie dem Situationsansatz. Eine Ausstellung widmet sich dem Thema 30 Jahre Kinderladenbewegung – Wurzeln – Widerstände – Wirkungen.“[7]
Weblinks
Homepage des Museums/der Lernwerkstatt„This website is for sale! kita-museum.de is your first and best source for all of the information you're looking for.“ (Stand am 18. September 2022)
Einzelnachweise
- ↑ Homepage des Museums
- ↑ a b Marlies Schnaibel: Kita-Museum verlässt Falkensee. In: Märkische Allgemeine Zeitung, Einlage Havelland, 10. April 2018, S. 13.
- ↑ a b Winfried Gutzeit: Potsdam verliert das Kita-Museum. Deutschlandweit einzigartiges Bildungszentrum zieht von Groß Glienicke nach Nennhausen auf www.pnn.de, 13. Oktober 2007; abgerufen am 13. Juni 2018.
- ↑ Marlies Schnaibel: Lernwerkstatt mit Pittiplatsch, in www.maz-online.de, 14. Juni 2013; abgerufen am 13. Juni 2018.
- ↑ Simone Weber: 245.000 Euro für Nennhausener Schule. In: Märkische Oderzeitung. 6. März 2018 (moz.de).
- ↑ Das Museum mit Lernwerkstatt in Falkensee gibt es nicht mehr, abgerufen am 5. Juni 2021.
- ↑ Kurzinformation zum Kita-Museum in Potsdam auf www.fair-hotels.de; abgerufen am 13. Juni 2018.
Koordinaten: 52° 57′ 55″ N, 10° 33′ 16,7″ O