Mutter, der Mann mit dem Koks ist da

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Mutter, der Mann mit dem Koks ist da ist der Titel eines Berliner Gassenhauers aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, als noch Kohlenhändler die ofenbeheizten Haushalte einzeln gegen Barzahlung belieferten.

Herkunft und Geschichte

Die Melodie wurde von dem „Carlotta-Walzer“ Heiraten, heiraten, das ist schön aus der Operette Gasparone (1884) von Carl Millöcker übernommen. 1886 wurde im Luisenstädtischen Theater in Berlin die Gesangsposse Der Mann mit dem Coaks oder Das weinende Berlin von Wilhelm Dalatkiewicz und Otto Mylius (1840–1906) aufgeführt.[1] In einem Briefwechsel von 1886 gab Theodor Fontane an, Otto Mylius habe aufgrund einer Eingabe seiner Tochter Agnes von der Deutschen Schillerstiftung für den Text eine finanzielle Unterstützung von fünfzig Mark erhalten.[2][3] Ob Mylius tatsächlich der Autor des Couplet-Textes war, scheint nicht mehr mit Sicherheit feststellbar zu sein, da das Lied wohl schon kurz vor der Premiere der Gesangsposse verbreitet war.[1] Der Schlager war so populär, dass aus dieser Zeit sogar eine Übersetzung ins Pennäler-Latein stammt (O mater, homo cum coaks adest!).[4]

Am Sonntag, den 26. Januar 1896 veröffentlichte das Grazer Tagblatt eine Liste aus der Modernen Kunst, laut der Mutter, der Mann mit dem Koks ist da als beliebteste „Tanzweise“ des Jahres 1884 galt.[5]

1996 wurde ein auf dem Küchenlied basierendes Lied von dem österreichischen Musiker Falco ebenfalls unter dem Titel Mutter, der Mann mit dem Koks ist da veröffentlicht, das mit dem Küchenlied allerdings lediglich den Text des Refrains gemein hat.

Text des Lieds

Mutter, der Mann mit dem Koks ist da.
Junge, halts Maul, ich weiß es ja.
Hab ich denn Geld? Hast du denn Geld?
Wer hat denn den Mann mit dem Koks bestellt?
Ach lieber Koksmann, ich habe kein Moos!
Aber Madameken, det kost’t ja blos
’ne halbe Mark.
So’n bischen Quark
Hab’n sie nich,
Det find ich stark.
Thun sie denn nicht borgen?
Ne, borgen macht Sorgen.
Borgen kann ich nich,
Thu ich nich, will ich nich,
Borgen is mir ganz fürchterlich.[6]

Andere Fassung:

Mutter, der Mann mit dem Koks ist da
Junge, halts Maul, ich weiß es ja.
Hast du denn Jeld? Ich hab keen Jeld.
Wer hat denn den Mann mit dem Koks bestellt?[6]

Weitere Fassung:

Mutter, der Mann mit dem Koks ist da
Sei doch man ruhig, det weeß ick ja.
Haste keen Jeld? Nee, ick hab keen Jeld.
Wer hat denn den Mann mit dem Koks bestellt?

Literatur

  • Lukas Richter (Hrsg.): Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. Berliner Gassenhauer – mit Noten. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977
  • Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer. Darstellung, Dokumente, Sammlung. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1969 (zugl. Habilitationsschrift). Neuausgabe: Waxmann, Münster/New York/München/Berlin 2004, ISBN 3-8309-1350-8, S. 389–391 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Quellen

  1. a b Lukas Richter: Der Berliner Gassenhauer. Darstellung, Dokumente, Sammlung. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1969 (zugl. Habilitationsschrift). Neuausgabe: Waxmann, Münster/New York/München/Berlin 2004, ISBN 3-8309-1350-8, S. 184 u. 389–391 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  2. Theodor Fontane: Briefe. Dritter Band (1879–1889). Hanser, München 1980, ISBN 3-446-12762-3, S. 461 f.
  3. Theodor Fontane: Briefe. Fünfter Band: Register und Kommentar, Teilband 2. Hanser, München 1994, ISBN 3-446-14909-0, S. 612 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Wilhelm Tappert: Gassenhauer. In: Bühne und Welt. Zeitschrift für Theaterwesen, Literatur und Musik. 6. Jahrgang, 1. Halbjahr, 1903/04, S. 803–812, hier S. 809 f. (Digitalisat).
  5. Tanzweisen. In: Grazer Tagblatt / Grazer Tagblatt. Organ der Deutschen Volkspartei für die Alpenländer / Neues Grazer Tagblatt / Neues Grazer Morgenblatt. Morgenausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / Neues Grazer Abendblatt. Abendausgabe des Neuen Grazer Tagblattes / (Süddeutsches) Tagblatt mit der Illustrierten Monatsschrift „Bergland“, 26. Jänner 1896, S. 9 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gtb
  6. a b Lukas Richter (Hrsg.): Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. Berliner Gassenhauer – mit Noten. VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1977, S. 146.