Mysłowice

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Mysłowice
Wappen von Mysłowice
Mysłowice (Polen)
Mysłowice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Schlesien
Powiat: Kreisfreie Stadt
Fläche: 65,57 km²
Geographische Lage: 50° 15′ N, 19° 8′ OKoordinaten: 50° 14′ 43″ N, 19° 7′ 50″ O
Einwohner: 74.559
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 41-400 bis 41-412
Telefonvorwahl: (+48) 32
Kfz-Kennzeichen: SM
Wirtschaft und Verkehr
Straße: ChorzówJaworzno
Eisenbahn: Jaworzno Szczakowa–Mysłowice
Nächster int. Flughafen: Flughafen Katowice
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 65,57 km²
Einwohner: 74.559
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1137 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 2470011
Verwaltung (Stand: 2018)
Stadtpräsident: Dariusz Wójtowicz
Adresse: ul. Powstańców
41-400 Mysłowice
Webpräsenz: www.myslowice.pl



Rathaus von Myslowice

Mysłowice [mɨswɔˈvʲiʦe] (deutsch Myslowitz) ist eine kreisfreie Stadt an der Przemsa in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Sie liegt etwa 9 km östlich von Katowice am Zusammenfluss der Weißen und der Schwarzen Przemsa am Dreikaisereck und zählt rund 75.000 Einwohner.

Stadtgliederung

Die Ostgrenze des Stadtgebiets ist die Przemsa, die Oberschlesien von Kleinpolen trennt. Die Stadt Mysłowice gliedert sich in folgende Stadtteile:

  • Bończyk
  • Brzezinka (Birkental)
  • Brzęczkowice (Brzenskowitz)
  • Ćmok (Czmok)
  • Dziećkowice (Dzietzkowitz)
  • Janów Miejski (Janow)
  • Kosztowy (Kosztow)
  • Krasowy (Krassow)
  • Larysz (Heidowisna)
  • Ławki (Lawek)
  • Morgi (Morgen)
  • Piasek (Piossek)
  • Słupna (Slupna)
  • Stare Miasto (Altstadt)
  • Śródmieście (Innenstadt)
  • Wesoła (Wessolla)

Geschichte

Herz-Jesu-Kirche, 1888–1891 erbaut
Dreikaisereck auf einer Postkarte von 1902
Wilhelmsplatz (Pl. Wolności) in den 1930er Jahren

Die slawische Ortschaft entstand wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert und erhielt den patronymischen Name von einem Ritter Mysł(aw) im 12. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung entstammt dem Jahre 1308, als der örtliche Priester namens Hunold erwähnt wurde. Damals lag die Stadt im Herzogtum Ratibor, einige Jahrzehnte später einem der Länder der böhmischen Krone, die zum Heiligen Römischen Reich gehörten. Durch ihre Lage an der Przemsa war sie über Jahrhunderte Grenzstadt zum Königreich Polen hin, jedoch umfasste die römisch-katholische Pfarrei von Myslowitz im Bistum Krakau für Jahrhunderte viele Ortschaften auf der polnische Seite der Grenze. Später wurde Myslowitz Sitz der Standesherrschaft Myslowitz-Kattowitz, deren Besitzer unter anderem die Familie von Tiele-Winckler war. Die Herrschaft war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz einiger Privilegien, zu denen auch die Bergbaurechte gehörten.

Im Jahre 1742 wurde mit dem größten Teil Schlesiens auch Myslowitz preußisch. Nachdem Russland auf dem Kongress 1815 Kongresspolen erhalten und Österreich 1846 den Freistaat Krakau annektiert hatte, trafen bis 1918 bei Myslowitz die Grenzen Preußens, Österreichs und Russlands zusammen. Nach der deutschen Reichsgründung 1871 wurde der Punkt Dreikaisereck genannt, weil die jeweiligen Länder einen Kaiser ala Repräsentant des Landes hatten.

Infolge der preußischen Städtereform wurde der Ort im Jahre 1808 (mit rund 400 Einwohnern) als Marktflecken eingeordnet. Die Wohnhäuser der Stadt und das Rathaus waren aus Schrotholz erbaut. Einen Aufschwung brachte die Gründung der Steinkohlegruben Gute Amalie und Gute Erwartung sowie des Zinkwerks Amalienhütte 1825, aber auch der Grenzhandel mit Österreich-Polen über die Przemsa-Holzbrücke. 1853 wurde südlich der eigentlichen Stadt der Neue Ring angelegt. Die Stadtrechte wurden im Jahre 1862 erneut verliehen. Bis 1818 gehörte der Ort dem Pleßer Kreise an und kam darauf zum Landkreis Beuthen, 1873 schließlich zum Landkreis Kattowitz.

Im Jahre 1847 wurde in Myslowitz der Übergangsbahnhof der Krakau-Oberschlesischen Eisenbahn (von Krakau) und der Oberschlesischen Eisenbahn (von Breslau) in Betrieb genommen. Im Jahre 1914 hatte die Stadt auf einer Fläche von 8,8 km² 18.800 Einwohner. Obwohl in den 1860ern nur ein Viertel der Bevölkerung deutschsprachig[2] und die Mehrheit um 1905 noch polnischsprachig war,[3] stimmten 1921 in der von Aufständen begleiteten Volksabstimmung in Oberschlesien 5827 Stimmberechtigte, das waren 56,3 Prozent der gültigen Stimmen, für einen Verbleib bei Deutschland.[4] Trotz dieses Ergebnisses wurde die Stadt 1922. Polen bzw. der Autonomen Woiwodschaft Schlesien zugesprochen und trug seitdem den polnischen Namen Mysłowice.

Beim Überfall auf Polen im September 1939 wurde Mysłowice von der Wehrmacht besetzt und völkerrechtswidrig dem Deutschen Reich angeschlossen. Kurz darauf wurde die Myslowitzer Synagoge zerstört. Zwischen 1943 und 1945 befand sich in Fürstengrube (späterer Stadtteil Wesoła) das KZ Fürstengrube als Außenlager des KZ Auschwitz. Die Insassen wurden am 19. Januar 1945 mit dem KZ Fürstengrube-Todesmarsch vor der heranrückenden Roten Armee evakuiert.

Nach Kriegsende bildete Mysłowice wieder eine eigene Stadtgemeinde.(?)

Die Eingemeindungen des Jahres 1975, u. a. von Kosztowy, haben die Fläche auf 66 km² und die Einwohnerzahl auf 61.700 erhöht. Im Jahre 1977 wurden Imielin und Chełm Śląski eingemeindet, die allerdings im Jahre 1995 wieder eigenständig wurden.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen von Mysłowice nach dem jeweiligen Gebietsstand (ohne Schloss Myslowitz):[5]

Jahr Einwohner
1775 312
1825 1205
1844 2540
1850 2759
1855 3755
1861 5328
1885 8322
Jahr Einwohner
1890 9392
1900 13.385
1905 15.845
1910 17.838
1960 40.700[6]
1995 79.766
2000 75.949
Jahr Einwohner
2005 75.183
2019 74.515

Politik und Verwaltung

Stadtpräsident

An der Spitze der Stadtverwaltung steht der Stadtpräsident. Von 2010 bis 2018 war dies Edward Lasok, der für das Wahlkomitee Lokale Verwaltung antrat. Die turnusmäßige Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[7]

  • Dariusz Wójtowicz (Wahlkomitee Dariusz Wójtowicz) 36,3 % der Stimmen
  • Wojciech Król (Koalicja Obywatelska) 32,2 % der Stimmen
  • Tomasz Papaj (Prawo i Sprawiedliwość) 18,8 % der Stimmen
  • Edward Lasok (Wahlkomitee „Lokale Verwaltung“) 11,5 % der Stimmen
  • Übrige 1,3 % der Stimmen

In der damit notwendig gewordenen Stichwahl konnte sich, nachdem Amtsinhaber Lasok bereits im ersten Wahlgang als Viertplatzierter ausgeschieden war, Wójtowicz mit 54,2 % der Stimmen gegen den KO-Kandidaten Król durchsetzen und wurde damit wiedergewählt.

Stadtrat

Der Stadtrat umfasst 23 Mitglieder, die direkt gewählt werden. Die Wahl im Oktober 2018 führte zu folgendem Ergebnis:[8]

Wirtschaft

Mit dem Kohlenabbau in Oberschlesien entwickelte sich auch in und um Myslowitz die Industrie, vor allem der Steinkohlenbergbau und die Porzellanindustrie. Daneben war die Stadt auch lange Jahre in der Fleischwarenproduktion führend.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Pfarrkirche Mariä Geburt

Die als die älteste Kirche der Stadt geltendeHeilig-Kreuz-Kirche (Św. Krzyża) war ursprünglich aus Holz gebaut. Sie wurde im Jahr 1807 zerstört und danach aus Stein im Stil des Klassizismus wiederaufgebaut. Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört die Pfarrkirche Mariä Geburt (Narodzenia Najświętszej Marii Panny) aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde in den Jahren 1740 bis 1742 im Stil des Barock umgebaut. Ein weiterer, neugotischer Umbau folgte im Jahr 1901.

Das Rathaus wurde 1867 eingeweiht.

Im Jahr 1902 nahm der deutsche Kronprinz in Myslowitz an der Enthüllung eines Zweikaiserdenkmals teil.[9]

Museen und Musik

Im Ort gibt es ein Stadtmuseum[10] und das Zentrale Polnische Feuerwehrmuseum[11].

Im Jahr 1992 wurde in Mysłowice die Rockband Myslovitz gegründet.

Verkehr

Die Stadt ist Endpunkt der 1841 eingeweihten Oberschlesischen Eisenbahn.

Im ÖPNV besteht eine Anbindung an das Netz der Oberschlesischen Straßenbahn.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Ehrenbürger

Literatur

  • Jacob Lustig: Geschichte der Stadt Myslowitz in Ober-Schlesien. Myslowitz 1867 (Digitalisat)
  • Jürgen Joachimsthaler: „Drei Adler“. Myslowitz. Ein Vorspiel, in: Ad mundum poëtarum et doctorum cum Deo. Festschrift für Bonifacy Miązek zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Edward Białek, Jan Krucina, Eugeniusz Tomiczek. (= Beihefte zum Orbis Linguarum 39). ATUT, Wrocław 2005, S. 365–385
  • Arkadiusz Kuzio-Podrucki: Die Tiele-Wincklers. Eine Oberschlesische Kohle- und Stahlaristokratie. Tarnowskie Góry-Kiel 2007, ISBN 978-83-924291-5-9 (polnisch: Tiele-Wincklerowie. Arystokracja węgla i stali. Bytom 2006, ISBN 83-923733-0-8)

Weblinks

Commons: Mysłowice – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865.
  3. atlassen.info
  4. Vgl. oberschlesien.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.oberschlesien.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; abger. am 6. Oktober 2008.
  5. Quellen der Einwohnerzahlen:
    1775, 1825, 1850, 1855, 1861: Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien. Breslau 1865 – 1844: Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845 – 1885: Meyers Konversationslexikon, 1885-1892 – 1890: Michael Rademacher: Sch_kattowitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org. – 1900, 1905: Brockhaus, 1911 – 1910: gemeindeverzeichnis.de – 1995, 2000, 2005: GUS (Memento des Originals vom 16. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat.gov.pl
  6. a b Meyers Neues Lexikon, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1964, S. 10: Myslowice.
  7. Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. August 2020.
  8. Wahlergebnis 2020 auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 20. August 2020.
  9. Teilnahme an der Einweihung des Zweikaiserdenkmals in Myslowitz, in Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 18. September 1902.
  10. YInfo zum Stadtmuseum auf www.holidaycheck.de, abgerufen am 12. Februar 2021.
  11. Certification of Fire Brigades Museums (Memento vom 13. Juli 2009 im Internet Archive) der CTIF abgerufen am 2. Oktober 2009
  12. Älteste Schweizerin Rosa Rein kurz vor 113. Geburtstag gestorben, Aargauer Zeitung vom 14. Februar 2010