Nähtisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Nähtisch oder Nähschränkchen ist ein Beistellmöbel, das meist eine Schublade oder Fächer, beim Nähschränkchen mehrere, zur Aufbewahrung von Nähutensilien enthält.

Die nach der Verbreitung der Nähmaschine hergestellten Nähtische sind in Größe und Höhe in der Regel so ausgelegt, dass eine Nähmaschine darauf Platz findet. Auch werden Nähmaschinen mit Gestell produziert, in das die Nähmaschine versenkbar ist, so dass eine Art Nähtisch entsteht.

Geschichte

Nähtische waren bereits im Biedermeier bekannt, in dieser Zeit wurden sie oft sehr aufwendig gearbeitet und hatten ihren Platz im Wohnzimmer, so dass sich die Hausfrau dort mit Näh- und Handarbeiten beschäftigen konnte. In der Zeit, in der man Löcher in Strümpfen und auch sonstige Schadstellen der Kleidung immer erneut stopfte, hatte dieses Nähutensil noch eine sehr viel wichtigere Funktion als in der Gegenwart mit preiswerterer und dauerhafterer, weil mit Synthetikfaser-Anteilen gefertigter Kleidung. Wie bei Henriette Davidis Hinweisen für die praktische Hausfrau Ende des 19. Jahrhunderts nachzulesen ist, damit die Hausfrau „nicht durch Zusammensuchen und Heranholen von allerlei dazu dienenden Kleinigkeiten Zeit“ verliert, „sollte womöglich von jeder Hausfrau oder vom Manne für einen geräumigen wohleingerichteten Nähtisch gesorgt werden, welcher sicherlich ein höchst nützliches Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk sein würde.“ Sie wies darauf hin, dass „um Ordnung darin zu halten, das Abschließen und Bewahren des Schlüssels an einem Bande unumgänglich nothwendig sei“.[1]

Im Jahr 1862 wurde in einer Frauenzeitschrift daran erinnert, dass in früherer Zeit nicht jede Hausfrau einen Nähtisch oder ein Nähkästchen besaß. Auch zu der Zeit noch begnügten sich viele Bürger- und Bauersfrauen mit einem überpolsterten Ziegelstein oder einem an den Esstisch festgeschraubten Nähpültchen, „nichts von all dem üppigen Luxus von edlem Holz, mit Lack und Spiegelglas, nichts von all den Fächern, Kästen und Röllchen, durch welche der modische Nähtisch gewissen Apparaten der Taschenspieler gleicht“. Zum luxuriösen Nähtisch, so wollte es „der Luxus der Zeit - Amerika das Holz und Indien die Politur geliefert hat, an dem Holz und Eisenarbeiter verschiedener Länder und Klassen Hand angelegt haben“.[2]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Nähkästen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Henriette Davidis: Die Hausfrau: praktische Anleitung zur selbständigen und sparsamen Führung von Stadt- und Landhaushaltungen. 6., verbesserte und vermehrte Auflage. E. A. Seemann, Leipzig 1872, S. 193. (books.google.de)
  2. Berthold Sigismund: Am Nähtische. In: Freya - Illustrierte Blätter für die gebildete Welt. 2. Jahrgang, 1862, Krais & Hoffmann, Stuttgart, S. 355. (books.google.de)