Nachmärz

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Als Nachmärz wird der historische Zeitabschnitt nach der Märzrevolution von 1848/1849 bezeichnet und auf politische sowie kulturelle Entwicklungen bezogen. Der Begriff wurde nach der wesentlich bekannteren Bezeichnung Vormärz gebildet. Genau abgrenzen lässt sich das Ende des Nachmärz nicht. Politisch lässt sich die Abnahme der Unterdrückung der liberalen und nationalen Bewegung nach 1848/1849 etwa auf 1858/1859 eingrenzen (Reaktionsära), von einem Ende ist spätestens mit der Reichsgründung 1870/1871 auszugehen.

Politikgeschichte

Die Epoche vor der Märzrevolution wird Vormärz genannt, eine Zeit von politischer und sozialer Unruhe. Die Märzrevolution führte allerdings nicht zu einem einigen, konstitutionellen Deutschland. Politische Vereine wurden wieder verboten und die Meinungsfreiheit eingeschränkt, ähnlich wie in den 1830er-Jahren.

Diese eigentliche Reaktionsära endete gegen Ende der 1850er-Jahre, als 1858 Wilhelm I. in Preußen die Herrschaft übernahm und die deutsche Frage auf die politische Tagesordnung zurückkehrte. 1859 starb Fürst Metternich, der zwar nicht mehr Österreichs Regierungschef war, aber wieder Berater der Regierung geworden war und die Politik der repressiven Restauration nach dem Wiener Kongress geprägt hatte. Es bestand zwar noch keine Pressefreiheit, allerdings wurde von der Zensur nun weniger restriktiv Gebrauch gemacht.

Literatur und Kunst

Auch die kulturelle Phase nach der Märzrevolution wird zuweilen entsprechend der Vormärz-Phase zuvor als Nachmärz bezeichnet. Nach der Märzrevolution von 1848 wandelten sich die literarischen und künstlerischen Bewegungen. Die deutsche Literatur erfuhr zahlreiche Neuerungen, darunter die Anfänge des Realismus (Bürgerlicher Realismus von etwa 1850 bis 1890). Manche vertreten die These, im Nachmärz hätten sich die ersten Anzeichen für den Beginn der Moderne gezeigt.

Literatur

  • Horst A. Glaser, Bernd Witte: Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte. Band 7: Vom Nachmärz zur Gründerzeit. Realismus: 1848-1880 (= Rororo. Band 6256). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1980, ISBN 3-499-16255-5.
  • Thomas Koebner (Hrsg.): Nachmärz. Zum Ursprung der ästhetischen Moderne aus einer nachrevolutionären Situation. Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, ISBN 3-531-12413-7.
  • Helmut Koopmann, Michael Perraudin (Hrsg.): Formen der Wirklichkeitserfassung nach 1848 (= Deutsche Literatur und Kultur des Nachmärz bis zur Gründerzeit in europäischer Perspektive. Band 1). Aisthesis, Bielefeld 2003, ISBN 3-89528-302-9.
  • Norbert Otto Eke, Renate Werner (Hrsg.): Vormärz - Nachmärz. Bruch oder Kontinuität? (= Vormärz-Studien. Band 5). Aisthesis, Bielefeld 2000, ISBN 3-89528-274-X.