Nasenaffe

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Nasenaffe

Nasenaffe (Nasalis larvatus)

Systematik
Überfamilie: Geschwänzte Altweltaffen (Cercopithecoidea)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Schlank- und Stummelaffen (Colobinae)
Tribus: Schlankaffen (Presbytini)
Gattung: Nasalis
Art: Nasenaffe
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Nasalis
É. Geoffroy Saint-Hilaire, 1812
Wissenschaftlicher Name der Art
Nasalis larvatus
(Wurmb, 1787)
Verbreitungsgebiet des Nasenaffen
Nasenaffen

Der Nasenaffe (Nasalis larvatus) ist eine Primatenart aus der Gruppe der Schlankaffen aus der Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae).

Verbreitung

Der Nasenaffe kommt ausschließlich auf der Insel Borneo vor, er bewohnt die Küstenregionen und die tiefergelegenen Gebiete. Dort lebt er hauptsächlich in Torfmoorwäldern und Mangrovenwäldern.

Aussehen

Auffälligstes Merkmal der Nasenaffen ist die große, birnenförmige Nase, die allerdings nur die Männchen besitzen. Das Fell der Nasenaffen ist an der Oberseite gelblich-braun und an der Unterseite weiß gefärbt, Arme, Beine und Schwanz sind grau. Das haarlose Gesicht ist rot. Nasenaffen erreichen eine Kopfrumpflänge von 66 bis 75 cm, der Schwanz wird ebenso lang wie der Körper. Mit einem Gewicht von 16 bis 22 kg sind Männchen doppelt so schwer wie Weibchen (7 bis 11 kg).

Lebensweise

Nasenaffen sind tagaktive Waldbewohner. Die Nacht und den Vormittag verbringen sie ruhend, den Höhepunkt ihrer Aktivität erreichen sie am Nachmittag und am Abend.

Sie leben in tiefergelegenen Regen- und Mangrovenwäldern, niemals weit vom Wasser entfernt. Sie können sehr gut schwimmen und 20 m tauchend zurücklegen, dank ihrer Schwimmhäute zwischen den Zehen, oft springen sie direkt von den Bäumen ins Wasser. Nasenaffen gelten als die besten Schwimmer unter allen Primaten.

Sie leben in Gruppen von 5 bis 30 Tieren, die entweder Haremsgruppen (ein Männchen und viele Weibchen) oder reine Männchengruppen sein können. Während Weibchen eher bei ihrer Geburtsgruppe verbleiben, verlassen junge Männchen die Gemeinschaft bei Eintritt der Geschlechtsreife. Allerdings kommt es manchmal vor, dass erwachsene Weibchen sich von ihrem Partner trennen und sich einem anderen anschließen. Zur Nahrungssuche und zur Nachtruhe schließen sich oft mehrere Gruppen zu Verbänden zusammen.

Der genaue Nutzen der großen Nasen bei den Männchen ist unsicher, möglicherweise dienen sie der sexuellen Attraktivität: je größer die Nase, desto besser die Chancen bei den Weibchen. Zudem vermutet man, dass mithilfe der Nase der Schall verstärkt und so lautere Geräusche erzielt werden können.

Nahrung

Die Nahrung der Nasenaffen besteht zum überwiegenden Teil aus Blättern und Früchten, in geringerem Ausmaß werden auch Blüten verzehrt.

Fortpflanzung

Die Initiative zur Begattung geht vom Weibchen aus, indem sie ihre Lippen spitzt, den Kopf hin und her schwingt oder dem Männchen ihren Genitalbereich präsentiert. Rund 170 Tage nach der Paarung kommt meist ein einzelnes Jungtier zur Welt, im Gegensatz zu den Erwachsenen haben Neugeborene ein blaues Gesicht. Die Mutter säugt ihr Kind rund sieben Monate, danach bleibt es noch einige Zeit in engem Kontakt mit ihr. Die Geschlechtsreife tritt mit 5 bis 7 Jahren ein, bei Männchen später als bei Weibchen. Die Fortpflanzungszeit ist von Februar bis November.

Nasenaffen und Menschen

Die Abholzung und Brandrodung der Wälder zugunsten von Palmölplantagen stellt den Hauptgrund der Bedrohung der Nasenaffen dar, in einem geringeren Ausmaß kommt die Jagd dazu, obwohl die Art geschützt ist. Die Organisation Rettet den Regenwald hat eine Petition zum Schutz von Nasenaffen gestartet, die durch neue Palmöl-Plantagen in Sarawak bedroht sind.[1][2] Die IUCN listet sie als „stark gefährdet“ (endangered). Sie wurde auf Anhang I der CITES-Liste des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens gesetzt. Nasenaffen sind somit als unmittelbar bedrohte Art eingestuft, deren Handel verboten ist.

Gebietsweise nennen die Malaien den Nasenaffen Orang Belanda („Niederländer“).

Nasenaffen in zoologischen Gärten Europas

Die Haltung und Zucht von Nasenaffen zum Zweck der Reproduktion und Arterhaltung war in den zoologischen Gärten Europas wenig erfolgreich. Zahlreiche Tiere starben aufgrund des falschen Futters. Wenige Zuchterfolge konnten die zoologischen Gärten Frankfurt (europäische Zooerstzucht 1967), Berlin, Köln, Stuttgart und Basel vermelden. Der letzte in einem europäischen zoologischen Garten gehaltene Nasenaffe lebte bis 2015 in Apenheul.[3]

Literatur

  • Lee E. Harding: Nasalis larvatus (Primates: Colobini). In: Mammalian Species. Band 47 (962), 2015, S. 84–99, doi:10.1093/mspecies/sev009.
  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
  • Martin Kehr, Karl Heinz Reger, Albrecht G. Schaefer: Malaysia – Singapur, Brunei. Nelles Verlag, München 2008, ISBN 978-3-88618-797-3 (Nelles Tour Guide).
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6th edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Weblinks

Commons: Nasenaffe (Nasalis larvatus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise