Nationalitätenrestaurant
Der Begriff Nationalitätenrestaurant beschrieb in der ehemaligen DDR ein Restaurant mit ausländischen Speisen. Dies stellte eine Besonderheit dar, da es im öffentlichen Stadtbild kaum Restaurants mit ausländischer Küche gab. Die wenigen Nationalitätenrestaurants waren in erster Linie in besonderen Hotels und Gaststätten mit gehobenem Anspruch untergebracht. In den Restaurants sollte durch eine ländertypische Küche und verschiedene Veranstaltungen den Gästen ein Einblick in die kulinarischen und kulturellen Bräuche der jeweiligen Länder geboten werden. Die Nationalitätengaststätten erfreuten sich großer Beliebtheit und zählten mit ihrem außergewöhnlichen Speisenangebot und den gehobenen Preisen zu den besten Adressen in der Gastronomie der DDR. Die Preise in den Gaststätten waren in der Sonder-Preisstufe „S“ angesiedelt, der höchsten in der DDR vergebenen Preiskategorie, die trotzdem staatlich subventioniert wurde. Ihre Bezeichnungen leiteten sich oft von Städtepartnerschaften mit sozialistischen Bruderländern ab und waren in Interhotels der Bezirksstädte der DDR angesiedelt.
Bis 1958 mussten beim Besuch der Gaststätten noch Lebensmittelmarken abgegeben werden.[1] Die Nationalitätengaststätten waren aufgrund des für sie günstigen Preisniveaus auch bei West-Berlinern beliebt. Um die Versorgung der DDR-Bevölkerung mit Lebensmitteln zu gewährleisten, wurde Weihnachten 1954 ein Einkaufsverbot für West-Berliner in der DDR erlassen, das auch den Besuch von Gaststätten einschloss. Einem Teil des Servicepersonals im Café Warschau und im benachbarten Haus Budapest wurde daraufhin im Winter 1954/55 gekündigt.[2] Alle Restaurants wurden nach der politischen Wende geschlossen.
Liste der Nationalitätenrestaurants
Die volkseigene Handelsorganisation der HO (in Berlin: VEB HO Gaststätten Berlin) betrieb seit den 1950er Jahren in Berlin sieben Nationalitätenrestaurants:
- Café Moskau (Karl-Marx-Allee 34) – als einziges Haus unter altem Namen weitergeführt
- Haus Budapest (eröffnet 1954, Karl-Marx-Allee 91)
- Haus Warschau (Karl-Marx-Allee 93a) – Standort des Computerspiele Museums Berlin, im Obergeschoss Nutzung durch die Arbeiterwohlfahrt
- Haus Bukarest (eröffnet am 18. Dezember 1956 in der Rathausstraße 33,[3] ausgezogen 1967 und am 1. Mai 1969 in der Frankfurter Allee 13 wiedereröffnet)[4]
- Sofia (Friedrichstraße 134, später: Leipziger Straße 46/47)
- Praha (Leipziger Straße 48)
- Morava (Rathauspassagen)
In Potsdam:
In Leipzig
Einzelnachweise
- ↑ Restaurants und Gaststätten der DDR. Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1990
- ↑ Stalinallee. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1955, S. 12 (online).
- ↑ Neues Deutschland, 19. Dezember 1956, S. 8
- ↑ Neues Deutschland, 1. Mai 1969, S. 2