Nationalpark Teutoburger Wald

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Der Nationalpark Teutoburger Wald ist ein seit Ende des 20. Jahrhunderts in der politischen Diskussion befindliches Projekt im nördlichen Nordrhein-Westfalen. Er wäre neben dem Nationalpark Eifel der zweite Nationalpark im bevölkerungsreichsten Bundesland und der zweitkleinste (nach Jasmund) Nationalpark in Deutschland.

Schutzwert

Die Senne kann durch die militärische Nutzung seit mehr als 100 Jahren nur noch eingeschränkt betreten werden. Da weder industrielle Veränderungen noch anthropogene Nutzung in diesem Gebiet anzutreffen sind, befindet sich die Landschaft noch in einem sehr naturnahen Zustand. Im Laufe der Jahre hat sich dort eine vielfältige und in dieser Form einzigartige Flora und Fauna erhalten. Damit ergeben sich typische Merkmale für eine weitläufige und vielseitige Landschaft, die einst in weiten Gebieten Westfalens anzutreffen war.

Zur Erhaltung dieses Biotops gibt es Überlegungen, das Gebiet des Truppenübungsplatzes nach der allerdings in unbestimmter Zukunft liegenden Einstellung der militärischen Nutzung in einen zu schaffenden Nationalpark Senne-Egge oder Teutoburger Wald zu integrieren. Das Bundesamt für Naturschutz hat die Senne als „herausragendes Biotop“ eingestuft und das Gebiet als einen Landschaftsraum in Nordrhein-Westfalen erklärt, der die Kriterien eines Nationalparks erfüllt. Das geplante Gebiet für den Nationalpark ist mit 5.127 Hektar Buchenwald-Lebensraumtypen bedeckt.[1] Es liegt in den Kreisen Lippe, Höxter und Paderborn und ist wenig zersiedelt und nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU geschützt.

Um den Nationalpark zu ermöglichen, empfehlen BUND und NABU, ihn ausschließlich auf Landesflächen zu gründen. Außerdem wäre es zu begrüßen, wenn Teilflächen, die derzeit noch von den britischen Streitkräften genutzt werden, schon vor deren Abzug in den Nationalpark einbezogen werden könnten.

Die international herausragende Bedeutung des Teutoburger Waldes für den Naturschutz liegt in der Verbindung der Wälder mit Felsen und Höhlen sowie den großflächigen Sandböden im Mittelgebirge. Alte und naturnahe Buchenwälder, wie der Teutoburger Wald, gehören nach Einschätzung der Naturschutzverbände zu den am stärksten bedrohten Lebensraumtypen der Welt.

Entwicklungsprozess

Schild der Bürgerbewegung Unser Teutoburger Wald – Kein Nationalpark Teutoburger Wald/Egge in Schlangen-Kohlstädt

Der nordrhein-westfälische Landtag hat sich in einem einstimmigen Beschluss von 1991 für die Errichtung eines Nationalparks nach Beendigung der militärischen Nutzung ausgesprochen. Zur Unterstützung dieser Idee und der Projektkoordinierung vor Ort wurde 1998 der Förderverein Nationalpark Senne e. V. gegründet, der die Planungen begleiten soll. Eine entsprechende Ausweisung des Gebietes mit den angrenzenden Wäldern des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges ist jedoch bisher immer an Widerständen in der Region gescheitert.

Um die europäische Gesetzgebung umzusetzen, wurde das Gebiet des Truppenübungsplatzes 2002 als ein von der Europäischen Union anerkanntes Schutzgebiet (FFH) ausgewiesen, das die Funktion eines zentralen Knotenpunktes im Netz der Naturschutzvorranggebiete übernimmt.

Die Landesregierung Rüttgers (2005–2010) sah jedoch keine Realisierungschancen für den Nationalpark und förderte stattdessen ein Biosphärenreservat im Weserbergland. Mit dem Wechsel zur Landesregierung Kraft im Jahr 2010 änderten sich die Grundlagen: Ein zweiter Nationalpark in NRW wird im Koalitionsvertrag der Regierung erwähnt.

Der Zeitpunkt des Abzugs des britischen Militärs wurde bisher nicht klar genannt. Nach neuen Planungen soll er bis 2020 vollzogen sein. Die Briten planen jedoch, das Truppenübungsgelände zum Ausbildungsschwerpunkt für den Auslandseinsatz der Britischen Rheinarmee zu machen. Dazu werden neue Kampfdörfer und eine Panzerstraße gebaut, die einer Naturschutzplanung entgegenstehen.[2] Daher gibt es Überlegungen, einen zweistufigen Nationalpark anzulegen: zunächst ohne die Militärflächen und anschließend nach Abzug der Soldaten mit dem gesamten Areal.

Im Juni 2012 forderten die beiden größten deutschen Naturschutzverbände, der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf, grünes Licht für einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen zu geben. In einem gemeinsamen Brief forderten die Spitzen der Verbände, NABU-Präsident Olaf Tschimpke und BUND-Vorsitzender Hubert Weiger, die damalige rot-grüne Landesregierung auf, sich dafür einzusetzen, den Teutoburger Wald zum Nationalpark zu erklären. Damit würde das Bundesland einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt leisten.[3]

Wie bei allen Gründungen von Nationalparks, gibt es auch in der Region Ostwestfalen-Lippe Befürchtungen in der Bevölkerung. Nationalparkgegner sehen eine Gefährdung der Holz- und Möbelindustrie. Die Verbände wiesen darauf hin, dass die Möbelindustrie ihr Holz global einkaufe. Für lokal einkaufende kleine Sägewerkbetriebe stünden nach Gründung des Nationalparks von 109.000 Hektar zudem noch über 102.000 Hektar Wald zur Verfügung.[3] Die Nationalpark-Gegner hatten sich in der Bürgerbewegung Unser Teutoburger Wald – Kein Nationalpark Teutoburger Wald/Egge, kurz BBUTW, zusammengeschlossen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise