Naturdenkmal Hangenstein bei Obernalb

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hangenstein bei Obernalb

Der Hangenstein bei Obernalb ist ein Naturdenkmal in der Riede Hangenstein nahe dem Feldweg zwischen der Sandgrube Diem und Obernalb in der Weinviertler Stadtgemeinde Retz im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.

Beschreibung

Der Hangenstein ist eine am Ostrand der Böhmischen Masse emporragende „Felsburg“[1] des Thaya-Batholiths und eine von mehreren markanten Granitaufragungen dieser Region (wie z. B. auch der Kalenderstein bei Leodagger, der Zanitzer Stein bei Schrattenthal, oder Kogelsteine und Fehenhaube bei Grafenberg). Das ca. 9 m lange Steingebilde besteht aus drei vertikalen Blöcken, die auf einer mächtigen Granitaufragung liegen. Auf diesen ruht ein horizontaler Block, ähnlich einem Deckstein. Ein Teil dieser ca. 5 m langen Platte ist abgebrochen und liegt zu Füßen der ca. 2,5 m aufragenden Steine.[2]

Klassifizierung

Das Erscheinungsbild des Hangensteins erinnert entfernt an einen von Menschen errichteten Dolmen und lässt an eine der Großsteinsetzungen (einen Megalithbau) aus der Epoche der späten Jungsteinzeit denken, wie sie nach Glyn Daniel[3] für westeuropäisches Gebiet definiert sind. Tatsächlich scheint der Hangenstein jedoch ein sog. Pseudo-Dolmen zu sein, ein von Geomorphologen und Geologen auch als „Felsburg“ bezeichnetes natürliches, zufällig entstandenes, an einen Dolmen erinnerndes Gebilde aus Steinblöcken. Solche sind auch aus anderen Regionen bekannt, z. B. Cova d’en Genís, Dolmen von Busnela, Dolmen von Chevresse, Dolmen von Solwaster, Pierre au Rey, La Table des Géants in Reinhardsmunster und L’autel des Druides in Pfaffenheim (beide im Département Haut-Rhin) sowie Sparossino in Ligurien. Einige davon werden salopp auch als Dolmen bezeichnet. Das kompliziert die Abgrenzung der beiden Begriffe und erschwert die Zuordnung der Steingebilde zur richtigen Kategorie. Im Fall des Hangensteins scheint aber die Tatsache, dass die Kluftrichtungen an der Platte (145/60, 260/45) mit denen der vertikalen Blöcke darunter (130/50, 235/70) weitgehend übereinstimmen,[4] deutlich für eine natürliche Entstehung zu sprechen. Eine Bezeichnung als Dolmen scheint somit beim derzeitigen Stand des Wissens als zumindest irreführend.[5]

Erste Erwähnung und Unterschutzstellung

Im Jahre 1468 wird im Retzer Urbar die Steinformation erstmals erwähnt.[6] Die Unterschutzstellung des Hangensteins ist im Naturschutzbuch der BH Hollabrunn (Einlageblatt Nr. 61) dokumentiert. Der Bescheid wurde per 31. Juli 1981 ausgestellt. Sowohl die historische Bedeutung als auch die auffallende Form des Felsens, die laut NÖ. Naturschutzgesetz (§ 9, Abs. 1, LGBl. 5500-2 [Stand: 1981]) Anlass bieten, ihn zu den „gestaltenden Elementen des Landschaftsbildes“ zu zählen – zu denen unter anderem „Felsbildungen“ sowie „erdgeschichtliche Aufschlüsse“ gehören – begründeten diesen Entschluss. Heute ist der Stein ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel.[7]

Literatur

  • Land Niederösterreich, Abteilung Naturschutz (Hrsg.): Liste der Naturdenkmale in Niederösterreich. (Bescheide und Bilder [abgerufen am 9. März 2022]).

Weblinks

Commons: NÖ-Naturdenkmal HL-061 Hangenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Felsburg – Lexikon der Geowissenschaften (spektrum.de). Abgerufen am 30. Januar 2021.
  2. Reinhard Roetzel (Hrst.): Arbeitstagung 1999, Retz – Hollabrunn. (PDF) Geologische Bundesanstalt Wien, abgerufen am 30. Januar 2021.
  3. Daniel, Glyn: The Megalith Builders of Western Europe. Abgerufen am 31. Januar 2021.
  4. Reinhard Roetzel (Hrst.): Arbeitstagung 1999, Retz – Hollabrunn. (PDF) Geologische Bundesanstalt Wien, S. 265–266, abgerufen am 30. Januar 2021.
  5. Tatsächlich kann die Anwesenheit von Menschen auf dem Areal zur zeitlich nach der spätsteinzeitlichen Megalithzeit liegenden Bronzezeit (ca. 2200 – 800 v. Chr.) nicht ausgeschlossen werden, was aber nicht als Beweis gelten kann, dass der Hangenstein ein künstlich errichtetes Bauwerk bzw. ein Dolmen ist.
  6. Puschnik Herbert, Puschnik Herta: Urgeschichtswanderweg Eggenburg – Pulkau – Retz – Znaim. Hrsg.: Fremdenverkehrsverein der Stadt Pulkau. Horn 1993.
  7. Naturdenkmal Hangenstein in Obernalb. Abgerufen am 30. Januar 2021.

Koordinaten: 48° 45′ 2,1″ N, 15° 55′ 2,2″ O