Neukirchen (Knüll)

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Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 50° 52′ N, 9° 21′ O

Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Schwalm-Eder-Kreis
Höhe: 305 m ü. NHN
Fläche: 66,25 km2
Einwohner: 6906 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 104 Einwohner je km2
Postleitzahl: 34626
Vorwahl: 06694
Kfz-Kennzeichen: HR, FZ, MEG, ZIG
Gemeindeschlüssel: 06 6 34 017
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Am Rathaus 10
34626 Neukirchen
Website: www.neukirchen.de
Bürgermeister: Marian Knauff (parteilos)
Lage der Stadt Neukirchen im Schwalm-Eder-Kreis

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Neukirchen ist eine Stadt im Knüllgebirge im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis. Es ist ein Luftkurort und Kneippkurort.

Geographie

Geographische Lage

Neukirchen liegt am Südwesthang des Knüllgebirges am Rand der Landschaft Schwalm. Durchflossen wird es von der Grenff, in die oberhalb Neukirchens der Buchenbach und im Ort die Urbach münden.

Die nächsten größeren Städte mit Funktionen eines Ober- bzw. Mittelzentrums sind Kassel (etwa 60 km nördlich), Marburg (etwa 40 km westlich), Fulda (etwa 60 km südöstlich) und Bad Hersfeld (etwa 25 km östlich).

Nachbargemeinden

Neukirchen grenzt im Norden an die Gemeinde Frielendorf, im Osten an die Stadt Schwarzenborn und die Gemeinde Oberaula, im Süden an die Gemeinde Ottrau, sowie im Westen an die Gemeinden Schrecksbach und Willingshausen (alle im Schwalm-Eder-Kreis).

Stadtgliederung

Zur Stadt gehören neben der Kernstadt Neukirchen die Stadtteile Asterode, Christerode, Hauptschwenda, Nausis, Riebelsdorf, Rückershausen, Seigertshausen und Wincherode. Der Ortsteil Neukirchen hatte am 30. Juni 2017 insgesamt 4243 Einwohner.[2]

Geschichte

Neukirchen wurde erstmals im Jahr 1142 in einer Urkunde des Klosters Hersfeld erwähnt. Von 1331 bis 1867 war Neukirchen Sitz des ziegenhainischen bzw. ab 1450 landgräflich-hessischen Amts Neukirchen. 1368 wurden dem Ort die Stadtrechte verliehen. Im Mittelalter wurde die Stadt mehrmals von Bränden heimgesucht; der Brandkatastrophe von 1533 fielen drei Viertel der Häuser zum Opfer.

Im Dreißigjährigen Krieg kam es am 15. November 1640 wenige hundert Meter nordwestlich des Stadtteils Riebelsdorf zu dem schweren Gefecht am Riebelsdorfer Berg zwischen weimaranischen Truppen, verstärkt durch ein französisches Bataillon und das Ziegenhainer Bürgerkorps, einerseits und kaiserlichen Truppen unter General Hans Rudolf von Breda andererseits, bei dem die zahlenmäßig überlegenen Kaiserlichen eine Niederlage erlitten und Breda mit 300 seiner Leute das Leben verlor. Der Überlieferung nach wurde Breda durch einen Schuss des Kapitäns Velten Muhly, Kommandant der 1539 gegründeten Ziegenhainer Bürgerwehr, getötet.[3] Im Jahr 1843 errichteten Ziegenhainer Bürger an der Stelle, wo Breda fiel, an der B 454, einen Obelisk; an dem Platz, an dem Velten Muhly auf Breda geschossen haben soll, steht seither eine schlanke Steinsäule.

Eine jüdische Gemeinde bestand in Neukirchen vom 17. Jahrhundert bis zu ihrer Vernichtung während der NS-Zeit. 1777 lebten in Neukirchen 28 Juden.[4] Der Friedhof der untergegangenen Gemeinde liegt an der Schwarzenborner Straße wenige hundert Meter nordöstlich der Altstadt (50° 52′ 18″ N, 9° 20′ 48″ O); er enthält heute noch rund 100 Grabsteine. Seit März 2014 nimmt Neukirchen am sogenannten „Stolpersteine“-Projekt teil: Liste der Stolpersteine in Neukirchen (Knüll).

Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert war Neukirchen ein Hauptort der Spitzenklöppelei in Deutschland.[5] Während des Königreichs Westphalen von 1807 bis 1813 war die Stadt Verwaltungssitz des Kantons Neukirchen im Distrikt Hersfeld.

Bis 1968 war die Stadt Sitz des Amtsgerichtes Neukirchen.

Von 2000 bis 2022 trug die Kernstadt Neukirchen das Prädikat Kneippheilbad. Als Folge der Nichterfüllung mehrerer Kriterien wurde die Auszeichnung aberkannt. Die Kernstadt Neukirchen wird künftig als Kneippkurort geführt.[6] Es bleibt darüber hinaus weiterhin Luftkurort.[7]

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Asterode, Christerode, Hauptschwenda, Nausis, Riebelsdorf und Rückershausen eingegliedert. Am 1. Januar 1974 kam Seigertshausen kraft Landesgesetz hinzu.[8][9]

Unglücksfälle

Am 11. September 2014 starben zwei Menschen bei einem Flugzeugabsturz zwischen Nausis und Immichenhain, als ein Ultraleichtflugzeug auf ein Rapsfeld stürzte.[10]

Am 18. Juni 2016 ertranken drei Kinder in einem Teich im Stadtteil Seigertshausen.[11] Gegen den Bürgermeister der Gemeinde Neukirchen wurde am 7. September 2018 Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben, weil er den Teich unzureichend gesichert und damit zum Tod der Kinder beigetragen haben soll.[12] Im Februar 2020 wurde er zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt.[13]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes vorläufiges Ergebnis,[14] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[15][16][17]

Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021
Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 51,6 %
 %
40
30
20
10
0
29,6
(−1,1)
27,0
(−2,5)
13,2
(−1,1)
12,2
(+2,0)
11,8
(+1,5)
6,2
(+1,2)
2016

2021

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Unabhängige Bürgerliste
Sitzverteilung
      
Insgesamt 31 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2021
Sitze
2021
%
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 29,6 9 30,7 10 34,9 11 38,0 12 36,6 11
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 27,0 8 29,5 9 33,6 10 38,4 12 38,4 12
UBL Unabhängige Bürgerliste 13,2 4 14,3 4 9,2 3 7,7 2 11,0 3
FDP Freie Demokratische Partei 12,2 4 10,2 3 9,6 3 9,9 3 8,9 3
FWG Freie Wählergemeinschaft 11,8 4 10,3 3 6,5 2 6,0 2 5,1 2
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 6,2 2 5,0 2 6,2 2
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 51,6 54,7 53,1 52,1 60,6

Bürgermeister

Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister direkt gewählt:[18] Am 1. November 2020 wurde der unabhängige Kandidat Marian Knauff zum Bürgermeister gewählt.[19]

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Fachwerkhaus von 1598

Partnergemeinden

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Für die unter Denkmalschutz stehenden Objekte siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Neukirchen (Knüll).

Museen

  • Es gibt ein Heimatmuseum mit Dokumenten zur Stadtgeschichte, vorgeschichtlichen Sammlungen und einem Klassenraum.
  • Eine Stallscheune aus Asterode wird seit 2009 im Hessenpark als Ausstellungshaus genutzt.
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Nikolaikirche
Datei:Altstadt von Neukirchen in den 1930er Jahren.jpg
Altstadt von Neukirchen 1930er Jahre

Kirchen

  • Die Nikolaikirche in der Neukirchner Kernstadt wurde in mehreren Phasen vor mehr als 500 Jahren erbaut.[22]

Krankenhäuser

Von 1959 bis 2002 bestand abgelegen im Wald zwischen Neukirchen und Hauptschwenda das Reha-Centrum Urbachtal, das auf die Krebsdiagnostik und -behandlung spezialisiert war. Die nach der Insolvenz noch heute leerstehenden Gebäude sind dem Verfall und Vandalismus überlassen.

Sport

Überregional bekannt wurde Neukirchen durch die 1. Fußballmannschaft des SC Neukirchen, die von 1995 bis 1999 in der Regionalliga spielte.

Seit 2007 gibt es im Wald zwischen Seigertshausen und Neukirchen einen Nordic-Walking-Park mit vier unterschiedlich langen Strecken quer durch den Neukircher Wald. Der „Bahnradweg Rotkäppchenland“ verbindet die Landschaft der Schwalm in Treysa mit dem Fuldatal in Niederaula. Der ca. 60 km lange Radweg führt direkt am südlichen Stadtrand Neukirchens vorbei. Im August 2022 wurde am Bahnradweg Rotkäppchenland auf dem Gelände eines ehemaligen Sportplatzes ein Pumptrack und Bikepark eröffnet.[23]

Vereine

Über die Grenzen der Region hinaus hat der Steno- und Maschinenschreibverein Neukirchen die Stadt bekannt gemacht. Die Schreibsportler des Vereins beteiligten sich an mehreren Weltmeisterschaften, wurden mehrmals deutscher Einzel- und Mannschaftsmeister und stellen zahlreiche Hessenmeister (Einzel- und Mannschaftswettbewerbe).

Wirtschaft und Infrastruktur

Pro Neukirchen e.V.

Die Wirtschaftsvereinigung, die seit 2006 Pro Neukirchen e.V. heißt, hat die Entwicklung der Stadt zum Ziel – jedoch nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch kultureller und touristischer Hinsicht.[24]

Verkehr

Neukirchen liegt an der Bundesstraße 454 (KirchhainNiederaula).

Persönlichkeiten

  • Johann Heinrich Schreiber (* 1797 in Asterode; † 1871), ehemaliger Gutsbesitzer in Asterode und Abgeordneter der Kurhessischen Ständeversammlung
  • Johann Joachim Schröder (* 1680 in Neukirchen; † 1756), Orientalist, Bibliothekar, reformierter Theologe und Kirchenhistoriker
  • Ernst von Weyrauch (* 1832 in Neukirchen; † 1905), Reichstagsabgeordneter
  • Manfred Roeder (* 1929 in Berlin; † 2014 in Neukirchen), vorbestrafter Rechtsextremist und Holocaustleugner, verbrachte seine letzten zwei Lebensjahre in Neukirchen
  • Gerhard Meyer (* 1949 in Neukirchen), Bischof der Reformierten Episkopalkirche
  • Wiebke Knell (* 1981 in Schwalmstadt, wohnhaft in Neukirchen), Mitglied des Hessischen Landtags

Literatur

Historische Quellen

Das Stadtarchiv Neukirchen wird im Hessischen Staatsarchiv Marburg aufbewahrt (Bestand 330 Neukirchen). Der Bestand ist nahezu vollständig erschlossen und ist online recherchierbar.[25]

Weblinks

Commons: Neukirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2021 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. „Zahlen & Fakten“ im Internetauftritt der Stadt Neukirchen (Küll), abgerufen im Januar 2019
  3. www.warlich.net (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive)
  4. Alfred Höck: Die Spitzenklöpplerinnen von Neukirchen im Jahr 1775. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1982, S. 17–23, hier S. 17.
  5. Alfred Höck: Die Spitzenklöpplerinnen von Neukirchen im Jahr 1775. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1982, S. 17–23, hier S. 19–22.
  6. Neukirchen verliert Prädikat Kneippheilbad HNA vom 6. Juli 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  7. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 81. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 13. Oktober 2015. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2016 Seite 218
  8. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 412 f.
  10. Aus HNA.de vom 11. September 2014: Zwei Tote bei Flugzeugabsturz im Schwalm-Eder-Kreis
  11. Drei Kinder ertrinken in Löschteich in Hessen
  12. Anklage wegen fahrlässiger Tötung zugelassen: Bürgermeister kommt nach Dorfteich-Tragödie vor Gericht - Hessenschau.de
  13. Christian Erhardt, Bürgermeister wegen ertrunkener Kinder verurteilt, kommunal.de, 21. Februar 2020
  14. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  15. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
  16. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
  18. Bürgermeister-Direktwahlen in Neukirchen, Stadt. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  19. Hessenschau.de, abgerufen am 3. November 2020
  20. Partnerstädte Beitrag zum Thema auf der Internetseite der Stadt Neukirchen
  21. Stadt Neukirchen - Internationale Partnerschaften: Auszeichnung für Erich Musack und Helmut Weidemeyer. In: www.neukirchen.de. Abgerufen am 9. Juli 2016.
  22. Beschreibung auf der Internetseite der Stadt Neukirchen
  23. Pumptrack & Bikepark Opening in Neukirchen vom 10. August 2022 auf neukirchen.de, abgerufen am 1. September 2022
  24. Pro Neukirchen e.V. auf der Internetseite der Stadt Neukirchen
  25. Übersicht über den Bestand „Stadtarchiv Neukirchen“ (HStAM Bestand 330 Neukirchen). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), abgerufen am 18. Juli 2011.