Nienkerken
Nienkerken (auch niederdeutsch: Niggenkerken, Nigenkerken, Nyenkerken, Negenkerken, hochdeutsch: Neukirchen, lat. Nova ecclesia) bezeichnet eine 863 vom Kloster Corvey aus in der Nähe erbaute Kirche mit einem Kanonikerstift und die zeitweise zugehörige Siedlung. Bereits 1266 zogen die Kanoniker in die Stadt Höxter.[1]
Geschichte
Abt Adalgar von Corvey ließ die neue Kirche zwischen Höxter und Corvey bauen. Sie wurde 863 geweiht. Daran angegliedert war ein Kanonikerstift, das ursprünglich eine Propstei von Corvey war. Geweiht war die Einrichtung dem Paulus. Dazu gehörte auch eine zeitweise bedeutende Schule, die sogar mit Corvey selbst wetteiferte. Insbesondere wurde dort griechisch gelehrt. Um das Jahr 1000 erfolgte die Translation von Reliquien der Liuttrud von Nienkerken ins Stift Essen.
Der zugehörige Besitz wurde vom Corveyschen Besitz abgetrennt. Das Stift blieb Corvey untergeordnet. Der Konvent konnte zwar über die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden. Die Bestimmung des Propstes blieb aber Sache des Abtes von Corvey. Auch die Prozessionen, die an Feiertagen vom Stift zum Kloster zogen, zeigen die enge Verbundenheit beider Einrichtungen. Papst Hadrian IV. bestätigte die Rechte Corveys 1154.
Die ungeschützte Lage des Stifts führte dazu, dass Bischof Simon von Paderborn 1266 zum wiederholten Mal das Stift in die befestigte Stadt Höxter an die St. Peterkirche verlegte. Als Grund wurden räuberische Überfälle, der dadurch entstandene Verfall der Gottesdienste und die Verödung des Ortes genannt. Der Bischof verpflichtete den Konvent weiterhin Gottesdienste in der Stiftskirche, die gleichzeitig Pfarrkirche war, abzuhalten. Aus der Sicht Corveys, das seit langem mit Paderborn im Streit um die geistliche Exemtion lag, mussten die bischöflichen Bestimmungen als Eingriff in eigene Rechte vorkommen. Auf Bestreben Corveys kehrte der Konvent möglicherweise 1284 noch einmal in den Ort zurück. Kurze Zeit später jedoch kehrten die Kanoniker nach Höxter zurück. Sie verbündeten sich mit den Bürgern der Stadt gegen Corvey.
Seit Anfang des 14. Jahrhunderts ist nur noch vom Kapitel St. Peter, nicht mehr aber von der Nova ecclesia die Rede. Im Jahr 1348 verzichtete Abt Theoderich auf die Rechte Corveys am Stift. Das Stift der Nienkerke ging im Peterstift weitgehend auf. Ähnlich wie die Ansiedlung Corvey verlor auch das Dorf bereits im Mittelalter an Bedeutung und fiel wüst. Das Stift wurde 1536 aufgehoben.[1]
Literatur
- W. Harleß: Zwei Urkunden des Stifts Höxter. In: Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins. Bd. 4. Bonn, 1867 S. 246–248
- Paul Wigand: Geschichte der gefürsteten Reichsabtei Corvey und der Städte Corvey und Höxter. Bd. 1, Höxter, 1819. S. 94
- Paul Wigand: Der Corveysche Güterbesitz aus den Quellen dargestellt. Lemgo, 1831 S. 172
Einzelnachweise
Koordinaten: 51° 46′ 30,5″ N, 9° 24′ 7,4″ O