Nikolaus Beuttner

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Nikolaus Beuttner, Porträt im Pfarrhaus von Sankt Lorenzen

Nikolaus Beuttner (* vor 1592 in Gerolzhofen; † nach 1610 in Sankt Lorenzen im Mürztal) war ein deutscher Lehrer und Kirchendiener, der als Herausgeber eines katholischen Gesangbuchs bekannt wurde.

Leben

Catholisch Gesang-Buch, Titelseite der Erstausgabe 1602
Catholisches Gesang-Buch, Titelseite der Ausgabe von 1718

Nikolaus Beuttner stammte eigenen Angaben zufolge aus Gerolzhofen in Franken. Seine beruflichen Stationen als Schulmeister und katholischer Kantor lagen in der um 1600 noch überwiegend protestantischen Steiermark. Wie viele andere Vorreiter der Gegenreformation wurde er von den Jesuiten angeworben, in die Steiermark zu gehen und dort im katholischen Sinne tätig zu werden.[1][2] 1592/1593 heiratete er in Mürzzuschlag die Tochter von Mert Krhiechpaumb. Von 1594 bis 1602 ist er in St. Lorenzen im Mürztal als Schulmeister und Kirchendiener nachgewiesen.

1602 druckte Georg Widmanstetter[3] in Graz das von Beuttner herausgegebene Catholische Gesang-Buch, das zu den wichtigsten Kirchenliedsammlungen vor David Gregor Corners Groß Catholisch Gesangbuch (1625) zählt. 1609 gab Beuttner eine überarbeitete Auflage heraus, bis 1718 erschienen mindestens zwölf Auflagen. Die Sammlung ist eher volksliturgisch als katechetisch orientiert[4] und richtet sich weniger an die singende Gemeinde als an Kantoren und Geistliche. Sie besteht vorwiegend aus volkstümlichen, größtenteils vorreformatorischen „Kirchfahrter-Rueff“ (d. h. Wallfahrtsliedern; „Ruf“ bezeichnet dabei im Spätmittelalter eine poetische Form strophenreicher litaneiartiger Zweizeiler[5][6]). Anregungen entnahm Beuttner auch aus dem Erbauungsbuch Das güldene Hauskleinot (1594) von David Mörlin (um 1565 – nach 1608). Einige Lieder aus Beuttners Sammlung sind bis heute verbreitet, darunter

Werke

  • Catholisch Gesang-Buch. Graz 1602 (Digitalisat der Auflage von 1718: urn:nbn:de:bvb:12-bsb10922465-1).
    • Reprint: Walther Lipphardt (Hrsg.): Catholisch Gesang-Buch: Darinnen vil schöner / newe / vnd zuuor noch nie im druck gesehen […] Durch Nicolaum Beuttner. Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 1968, OCLC 174200723.

Literatur

  • Rudolf Flotzinger: Beuttner (Peittner u. ä.), Nikolaus. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  • Jutta Franke: Beuttner, Nikolaus. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 70 (Digitalisat).
  • Philipp Harnoncourt: Das Gesangbuch des Nicolaus Beuttner (Graz 1602) auf dem Hintergrund der religionsgeschichtlichen Situation in der Steiermark. In: Musik und Altar, 22 (1970), ZDB-ID 123518-7, S. 116–120.
  • Leopold Kretzenbacher: Nikolaus Beuttner aus Gerolzhofen in Franken, ein fränkisches Schulmeisterleben für die Steiermark. In: Beiträge zur Geschichte der Steiermark und Kärntens. Ferdinand Tremel zur Vollendung des 60. Lebensjahres gewidmet. = Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, 53 (1962), ISSN 0437-5890, S. 101–113.
  • Walther Lipphardt: Die älteste Ausgabe von Beuttners Gesangbuch, Graz 1602. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 7 (1962), S. 134–149 und 8 (1963), S. 143–152.
  • Karl Severin Meister: Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen: von den frühesten Zeiten bis gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts. Band 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1862, S. 62 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  • Wolfgang Suppan: Nicolaus Beuttners Gesangbuch, Graz 1602, und die mündliche Überlieferung. In: Alexander Novotny, Berthold Suttner (Hrsg.): Innerösterreich 1564–1619. Katalog zur Ausstellung „Graz als Residenz“ (= Joannea. 3). Styria, Graz 1967, DNB 98970775X, S. 261–295.
  • Georg WestermayerBeuttner, Nikolaus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 595.

Weblinks

Commons: Nikolaus Beuttner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leopold Schmidt: Geschichte der österreichischen Volkskunde. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1951, S. 27.
  2. Johann Trummer: Musik in steirischen Klöstern zwischen 1300 und 1600. In: Anton Schwob, Karin Kranich-Hofbauer (Hrsg.): Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter – Das Skriptorium der Reiner Mönche: Beiträge der Internationalen Tagung im Zisterzienserstift Rein, Mai 2003. Peter Lang, Bern usw. 2005, ISBN 3-03910-416-0, S. 364 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Helmut W. Lang: Die Buchdrucker des 15. bis 17. Jahrhunderts in Österreich: mit einer Bibliographie zur Geschichte des österreichischen Buchdrucks bis 1700 (= Bibliotheca bibliographica Aureliana. Band 42). Koerner, Baden-Baden 1972, ISBN 3-87320-042-2, S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Andrea Neuhaus: Barockzeit (17. und 18. Jahrhundert). In: Dominik Fugger, Andreas Scheidgen (Hrsg.): Geschichte des katholischen Gesangbuchs (= Mainzer hymnologische Studien. Band 21). Francke, Tübingen 2008, ISBN 978-3-7720-8265-8, S. 11–20, hier S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Sepp Walter: Steirische Bräuche im Laufe des Jahres. Verein Schloß Trautenfels, Trautenfels 1997, ISBN 3-900493-45-6, S. 156 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  6. Lukas Richter: Das Volkslied im 17. Jahrhundert. In: Albrecht Classen, Lukas Richter: Lied und Liederbuch in der Frühen Neuzeit (= Volksliedstudien. Band 10). Waxmann, Münster 2010, ISBN 978-3-8309-2257-5, S. 9–130, hier S. 33–40 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Michael Fischer: Es wollt ein Jäger jagen, wohl in des Himmels Thron (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon