Nix-Gut Records

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Nix-Gut ist ein Punk-Mailorder mit Sitz in Leutenbach. Es ist außerdem eines der größten und bekanntesten deutschen Punklabels. Gegründet wurde Nix-Gut 1994 durch Fraggle, Jürgen Kamm und Andy von der Punk-Band S.I.K.

Gründung

1994 gründeten Jürgen Kamm, Fraggle und Andy von der Band S.I.K. Nix-Gut Records zur besseren Verbreitung ihrer ersten CD Vergiß es. Angefangen mit einer Handvoll eigener und diverser Artikel von befreundeten Bands, ist Nix-Gut heute unter anderem wegen der fairen Preispolitik zu einem der größten Punk-Mailorder herangewachsen, der aktuell 20 Festangestellte (davon 10 Schwerbehinderte), 20 400€-Jobber sowie Freie Mitarbeiter beschäftigt. Der Geschäftsführer ist Jürgen Kamm. Das Produktsortiment ist heute so umfassend, dass halbjährlich eine Printausgabe des Katalogs veröffentlicht wird. Neben vielen Band-CDs veröffentlicht Nix-Gut regelmäßig Sampler, wie beispielsweise die Reihen Es lebe der Punk, Chaos, Bier + Anarchie, Punk – Das ist unser Kult sowie die schon aus den 90er Jahren bekannten, ursprünglich von Snake Records/A.M. Music veröffentlichten Samplerreihen Die deutsche Punkinvasion und Schlachtrufe BRD. Außerdem bietet Nix-Gut Hosen, Schuhe, Nieten, Tickets und vieles mehr aus den Bereichen Punk, Oi! und anderen alternativen Rock-Szenen an.[1]

Soziales Engagement der Firma

Nix-Gut ist eine anerkannte gemeinnützige Einrichtung, die schwerbehinderte Menschen den Schritt in den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtert/ermöglicht, indem die Betroffenen gefördert, integriert und beschäftigt werden. Aktuell werden rund 10 besonders betroffene Menschen gefördert und betreut. Da Nix-Gut großen Wert auf Eigenständigkeit und freien Entscheidungsspielraum legt, muss die Einrichtung untypischerweise ohne sozialen Träger (z.b. Diakonie oder Caritas), die finanzielle Unterstützung leisten könnten, auskommen. Zur Finanzierung der Behindertenarbeit dient der Mailorder. Die Betroffenen werden über das Integrationsamt/-dienst, Berufsbildungswerke oder andere Behinderteneinrichtungen (Werkstätten für Behinderte) an die Einrichtung vermittelt.

Als gemeinnützige Einrichtung müssen sämtliche Gewinne der Behindertenarbeit zufließen oder an soziale Einrichtungen gespendet werden.[2]

Seit Dezember 2007 hat Nix-Gut darüber hinaus eine Behindertendruckwerkstatt realisiert, wo weitere Förderarbeitsplätze angeboten werden. Auf Kundenwunsch können dort Textilien bedruckt oder bestickt werden. Des Weiteren werden Buttons, Aufkleber, Aufnäher, Plektren und Feuerzeuge angeboten.[3]

Als alternativer Versandhandel lässt Nix-Gut, um einen besseren Einblick in die Herstellung zu bekommen, inzwischen einen Großteil des angebotenen Sortiments selber herstellen und legt darauf Wert, dass die Artikel zu fairen Bedingungen produziert werden. Die Produktionsstätten werden ständig besucht und sowohl die Qualität als auch die Arbeitsbedingungen überwacht.

Der Hakenkreuzprozess

Durchgestrichenes Hakenkreuz

Im August 2005 wurde das Lager von Nix-Gut von der Polizei durchsucht und ungefähr 17.000 Artikel, auf denen durchgestrichene oder von einer Faust zerschlagene Hakenkreuze zu sehen waren, wurden beschlagnahmt. Auf Antrag der Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat das Landgericht Stuttgart am 29. September 2006 Jürgen Kamm wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gemäß § 86 a Abs. 1 Nr. 1 und 2, 86 Abs. 1 Nr. 4 StGB zu einer Geldstrafe von insgesamt 3.600 Euro verurteilt.[4]

Das Urteil stieß sowohl seitens der Politik als auch vieler Strafrechtler auf große Empörung, weil diese Auslegung nicht vom Gesetzeszweck des § 86a StGB gedeckt sei. Jürgen Kamm legte gegen das Urteil Revision ein, der Fall wurde am 8. März 2007 vor dem Bundesgerichtshof verhandelt, wo die Bundesanwaltschaft Freispruch forderte. Dieser Forderung kam der BGH am 15. März 2007 nach und hob das Urteil der Vorinstanz auf. Dies bedeutet, dass in Deutschland die rechtliche Lage geklärt ist und somit das Tragen von antifaschistischen Symbolen erlaubt ist.[5][6]

Der Nix-Gut Mailorder reagierte auf die erste Verurteilung, indem er begann, verschiedene Gegenstände zum Verkauf anzubieten, die sich darauf beziehen. Beispielsweise gibt es T-Shirts zu kaufen, die mit „Antifaschist − politisch verfolgt“ oder „Mehr Bildung für den Staatsanwalt“ bedruckt sind. Sie schickten sogar bei jeder Bestellung ein T-Shirt mit der Aufschrift „Wir lassen uns das dagegen sein nicht verbieten“ und einem zerschlagenen Hakenkreuz mit. Seit einiger Zeit gibt es auch andere kostenfreie T-Shirts bei Bestellungen, wie zum Beispiel welche mit dem Aufdruck „Ich kaufe bei Nix-Gut“.

Aufgrund der Erfahrungen, die Nix-Gut durch das Verfahren gemacht hat, und der großen entgegengebrachten Solidarität hat sich inzwischen ein großes Netzwerk gebildet, das Betroffenen von staatlicher Repression hilft und Unterstützung anbietet. Aktuell werden ähnlich wie 2005 wieder Anhänger der Punkszene vermehrt wegen der Verwendung der Abkürzung A.C.A.B. (all cops are bastards) verfolgt. Polizeibeamte und Staatsanwaltschaften sehen darin den Vorwurf der Beleidigung. Nix Gut vertritt hier die Meinung, dass es sich nicht um eine persönliche Beleidigung handelt, sondern um eine „freie Meinungsäußerung“ gegenüber einem Kollektiv beziehungsweise einer Berufsgruppe. So gibt es bereits zur Aussage „Soldaten sind Mörder“ eine eindeutige BGH-Entscheidung, die die Aussage als freie Meinungsäußerung und somit nicht als strafbar stellt. Nix-Gut plant, sofern die Verfolgungen weiter anhalten, ein geeignetes Verfahren zu unterstützen, um eine höchstrichterliche Klärung zu bewirken.

Nebenprojekte von Nix-Gut

Die Community Chaotenzentrale

Die Community Chaotenzentrale ist eine eigens für Nix-Gut gestaltete Eingangsseite zur Abgefuckt-liebt-Dich-Community. Beide Seiten greifen auf eine gemeinsame Datenbank mit über 70.000 Usern zu und unterscheiden sich lediglich in der Aufmachung der HTML Seiten. Hierfür zahlt Nix-Gut eine monatliche Gebühr an die Betreiber der Abgefuckt-liebt-Dich-Plattform, eine weitergehende Zusammenarbeit besteht nicht. Die Nutzer der Seite gehören hauptsächlich den Punk-, Skinhead- und anderen alternativen Rock-Szenen an.[7]

Das Taugenix-Fanzine

Das Taugenix-Fanzine hatte sich auf die Deutschpunk-Szene spezialisiert. Es brachte Klatsch und Tratsch, Infos über Deutschpunk-Bands, vegane Kochrezepte und vieles mehr. Außerdem war jeder Ausgabe eine CD mit ungefähr 20 Songs von bekannten und unbekannten Deutschpunk-Bands beigelegt. Das Fanzine wurde 2010 eingestellt.[8] Die ehemaligen Redakteure gestalten inzwischen das Ugly-Punk-E-Zine.[9]

Die Musikdownload-Plattform Punkload

Eine Plattform die ausschließlich Musik aus den Musikbereichen Punk, Ska und Oi-Punk anbietet. Songs können 30 sec. probegehört und gegen Gebühr in den gängigen Formaten heruntergeladen werden.[10]

Bands auf Nix-Gut Records

Kontroversen

Seit 2009 arbeitet Nix-Gut mit der umstrittenen Band Frei.Wild zusammen.[11] War die Zusammenarbeit anfangs noch auf die Produktion von Merchandise-Artikeln beschränkt, wurde nach und nach der Großhandel, und seit 2012 auch die Endkundenbelieferung übernommen. Aus Protest gegen die Zusammenarbeit von Nix-Gut mit der Band Frei.Wild stiegen im Januar 2010 die Redakteure des Taugenix-Fanzines aus, was dessen Ende bedeutete. Auch zahlreiche Bands verließen aus Protest das Label.

Weblinks

Einzelnachweise