Norbert Auner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Norbert Auner (* 8. Februar 1952 in Langen/Hessen) ist ein deutscher Chemiker. Er ist pensionierter Professor der Goethe-Universität Frankfurt am Main.[1] Sein Hauptforschungsgebiet war die synthetische Chemie der organischen Siliziumverbindungen.

Leben

Norbert Auner studierte von 1970 bis 1974 an der TU (früher Technische Hochschule) Darmstadt Chemie. Der Thema seiner Diplomarbeit war "Untersuchungen zur Realisierung einer Silicium-Kohlenstoff-Doppelbindung". 1979 promovierte er dort mit einer Arbeit zu "Darstellung, Stabilität und Reaktivität von Silaethenen – Versuch der Stabilisierung und des Nachweises einer Si=C(p-p)-pi Bindung". Von 1981 bis 1987 arbeitete er an der Universität Münster, wo er mit einer Schrift zum Thema "Reaktive Si=C-(p-p)pi-Systeme als Synthesebausteine für Sila-Heterocyclen" habilitiert wurde. Im Jahr darauf wurde er C3-Professor für Anorganische Chemie an der TU München. Er wechselte 1993 zunächst auf eine C4-Professur an die Humboldt-Universität zu Berlin, 1997 dann als Nachfolger von Hans Bock an die Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, wo er bis zu seiner Pensionierung am Institut für Anorganische und Analytische Chemie tätig war.

Preise

  • 23. Oktober 1987 – Wacker-Silicon-Preis
  • Mai 2001 – Finalist beim ”Unternehmerpreis Mittelstand, Ideen für die Zukunft: Neue Technologien”

Mitgliedschaften und Sitze in Gremien und Beiräten, Tätigkeit als Herausgeber

  • 1987–2005 – Mitglied des "Technical Advisory Boards" der Firma Dow Corning Corp., Midland, MI, USA
  • 1987–2008 – Mitglied des wissenschaftlichen Kuratoriums der Wacker-Chemie GmbH
  • 1994–2005 – Herausgeber von Organo-Silicon Chemistry, Band I-VI (Verlag Chemie, VCH, Wiley)
  • Kapitelherausgeber des neuen "Brauer" (Thieme Verlag, 1996): Synthetic Methods of Organometallic and Inorganic Chemistry, Volume 2, Chemistry of the Elements of Group 13 and 14.

Silizium als Energiespeicher

Im Jahre 2000 wurde Norbert Auner einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als im STERN und im SPIEGEL über seinen Vorschlag berichtet wurde, elementares Silizium – in einer ähnlichen Weise, wie dies mit Wasserstoff möglich ist – als Energiespeicher zu verwenden.[2][3][4][5] Allerdings waren die Beiträge missverständlich und wurden oft so verstanden, als wäre Sand bzw. dessen Hauptbestandteil SiO2 der Energieträger – dies entspräche im Falle von Wasserstoff der Aussage, Wasser, also H2O, wäre der Energieträger. Dabei muss in beiden Fällen erst unter hohem Energieaufwand die chemische Bindung des jeweiligen Oxids aufgebrochen werden, um elementares Si bzw. H2 zu erhalten, die die Energieträger sind und bei Verbrennung unter Energiefreisetzung wieder die Oxide bilden. Die Zeitschriftenartikel führten zu heftigen Kontroversen und konkurrierenden Ansprüchen.[6] Auner präzisierte später seine Vorschläge in einem umfassenderen Konzept, in dem elementares Silizium als Energieträger für die kohlenstofffreie Wasserstoff- und Ammoniak-Darstellung fungiert.[7][8][9][10] Er arbeitete ab 2005 einige Jahre lang eng mit dem Bad Kreuznacher Solarunternehmen City Solar AG zusammen, um mit einem patentierten Verfahren hochreines Solarsilizium herzustellen.[9] Das Unternehmen finanzierte in diesem Kontext am Institut von Prof. Auner eine auf 10 Jahre angelegte Stiftungsprofessur.[11] Die Kooperation endete mit der Insolvenz der City Solar AG im Jahre 2009.

Kirchliches Engagement

Norbert Auner war ehrenamtlich in verschiedenen Amtsstufen in der Neuapostolischen Kirche tätig. 2000–2007 leitete er den Bezirk Bad Homburg als Bezirksältester. Am 11. Februar 2007 wurde er zum Bischof ordiniert und war dann bis 2017 als Bischof (Südhessen) tätig.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Norbert Auner. In: Webauftritt des Instituts für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität. Abgerufen am 14. Februar 2022.
  2. Sand - Das Öl der Zukunft - Wie ein deutscher Wissenschaftler eine Lösung für unsere Energieprobleme fand. In: Stern. Nr. 46. Gruner + Jahr, Hamburg 9. November 2000.
  3. Sand - das Öl der Zukunft (aus: Stern vom 9.11.2000, www.stern.de). Gernot Brehm, abgerufen am 26. Februar 2022.
  4. Manfred Dworschak: Asche zu Asche, Sand zu Sand - Ein deutscher Chemiker glaubt, einen Superbrennstoff für die Zeit nach dem Erdöl entdeckt zu haben: Kommt die Energie der Zukunft aus Sand und Luft? SPIEGEL, 12. November 2000, abgerufen am 26. Februar 2022.
  5. Manfred Dworschak: Asche zu Asche, Sand zu Sand - Ein deutscher Chemiker glaubt, einen Superbrennstoff für die Zeit nach dem Erdöl entdeckt zu haben: Kommt die Energie der Zukunft aus Sand und Luft? In: Der SPIEGEL 46/2000 S. 250–252. Abgerufen am 26. Februar 2022.
  6. Boy Cornils, in Angew. Chemie 114(8), 1503 (2002), Besprechung des Buches "Benzin aus Sand. Die Silan-Revolution" von Peter Plichta.: Schluss mit der "hirnlosen Verbrennung" nativer Rohstoffe. Abgerufen am 26. Februar 2022.
  7. Norbert Auner: Silicium als Bindeglied zwischen erneuerbaren Energien und Wasserstoff. In: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main. Deutsche Bank Research - Research Notes, 30. April 2004, abgerufen am 26. Februar 2022.
  8. Norbert Auner und Sven Holl: Silicon as energy carrier—Facts and perspectives. In: Energy. Band 31, Nr. 10-11. Elsevier, 2006, S. 1395–1402, doi:10.1016/j.energy.2005.12.001.
  9. a b Norbert Auner und Gerd Lippold: Energiewirtschaft mit Silicium: Fakten und Perspektiven. In: Gesellschaft Deutscher Chemiker (Hrsg.): Nachrichten aus der Chemie. Band 55, Nr. 6. Wiley-VCH, 2007, S. 627–633, doi:10.1002/nadc.200747514.
  10. Norbert Auner: Photovoltaik - Von Sand und Sonne zu Elektrizität und Wasserstoff - Polysilane: Bausteine einer zukünftigen Silicium-Technologie. In: Forschung Frankfurt 3/2010. Johann Wolfgang Goethe-Universität, abgerufen am 26. Februar 2022.
  11. Norbert Auner: Energiediskussion Frankfurter Art - Forscher am Institut für Anorganische und Analytische Chemie entwickeln hocheffizientes Verfahren zur Herstellung von Photovoltaik-Silicium und von Wasserstoffträger-Materialien. In: UniReport der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Jahrgang 40, 06. Juni 2007. S. 3–4, abgerufen am 26. Februar 2022.
  12. Marburg: Ruhestand für zwei Bischöfe und einen Hirten. In: Neuapostolische Kirche Westdeutschland. Abgerufen am 14. Februar 2022.