Norbert Riedel
Norbert Riedel (* 1. April 1912 in Jägerndorf, Sudetenland, damals Österreich-Ungarn; † 24. Februar 1963 in Zürs am Arlberg, Österreich) war ein Ingenieur und Unternehmer.
Leben
Riedel studierte Maschinenbau und arbeitete in den 1930er-Jahren zunächst bei Ardie und dann bei Victoria. Während des Zweiten Weltkrieges entwickelte er einen Anlassermotor für die ersten deutschen Strahltriebwerke. Der Zweizylinder-Zweitakt-Boxermotor hatte einen Hubraum von 270 cm³ und eine Leistung von 8 kW (11 PS) bei 7.150 min−1. Er war als extremer Kurzhuber (Bohrung × Hub: 70 mm × 35 mm = 2:1) ausgeführt, damit er in die Nabe des Turbinenverdichters passte. Zur Untersetzung hatte er ein integriertes Planetengetriebe. Er wurde bei Victoria in Nürnberg produziert[1] und diente als Anlasser für die Strahltriebwerke Junkers Jumo 004 und BMW 003.
1947 gründete Riedel in Immenstadt im Allgäu die Riedel Motoren AG, um das von ihm konstruierte Leichtmotorrad Imme R 100 in Serie zu fertigen. Bis zum Produktionsende 1951 wurden etwa 12.000 Stück gebaut. Im Dezember 1949 begann er mit Entwurfsarbeiten für den Roller Riedel Till, der jedoch wegen der Insolvenz der Riedel Motoren AG im Oktober 1951 nicht mehr in Produktion ging. In Entwicklung war auch eine „Imme“ mit Zweizylindermotor.
Nach dem Konkurs der Riedel Motoren AG ging Riedel zurück zu Victoria und entwickelte dort die Modelle Victoria Swing und den 200-cm³-Zweitakt-Roller Victoria Peggy. Die „Peggy“ war mit einer neuartigen elektromagnetischen Drucktastenschaltung, Elektrostarter, Gebläsekühlung und einer Triebsatz-Hinterradschwinge versehen. Auch die „Swing“ war mit der Drucktastenschaltung und Ziehkeilgetriebe ausgestattet. Beim Goggomobil wurde ein von Riedel entwickeltes Ziehkeilgetriebe als „Selectromat“ bekannt und von Getrag gefertigt.
Norbert Riedel starb 1963 bei einem Lawinenunglück.[2]
Literatur
- Steffen Riedel: Norbert Riedel: Geschichte der 'Imme' und anderer Konstruktionen. Podszun Spezial, Brilon 2012, ISBN 978-3-86133-639-6
- Siegfried Rauch, Frank Rönicke: Männer und Motorräder. Ein Jahrhundert deutscher Motorradentwicklung. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02947-7, S. 154–161.
- Andy Schwietzer: Von Mücken... ...und Bienen Archiviert vom Original am 5. Juli 2011. (pdf) In: Verlag Boris Deiszler (Hrsg.): bma Motorradberichte. 05/2008, Bremen, Mai 2008, S. 36–39. Abgerufen am 1. März 2015.
- Steffen Riedel: Norbert Riedel – Ein Ingenieursleben, Verlag: Books on Demand, Erscheinungsdatum: 1. Juli 2021, ISBN 978-3-7534-1747-9.
Quellen
- Motorrad Classic, 1/95
Weblinks
- Kesse Biene (Memento vom 2. Januar 2013 im Internet Archive) (PDF; 351 kB) – MOTORRAD 22 / 2003.
- The Riedel Starter Motor In: Messerschmitt Me 262B in Detail; The airframe, engines and canopy (englisch)
- The Riedel Starter Motor In: Air Victory Museum – German WWII Junkers Jumo 004 Turbojet (englisch)
- Luca Fusari: Riedel-Anlasser RBA/S10 (englisch)
- classic-automotive.blogspot.com: Classic Car and Motorcycle Heritage: Die Imme 100 (englisch)
- Bernies Bike Shed: Imme R100 (Riedel) 1950
Einzelnachweise
- ↑ Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 endete bei Victoria die gesamte Zweiradproduktion bis auf die „KR 35 Pionier“.
- ↑ Schwietzer 2008, "Von Mücken... ...und Bienen" (Memento vom 5. Juli 2011 im Internet Archive), bma-Magazin, Ausgabe Mai 2008, S. 36–39
Personendaten | |
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NAME | Riedel, Norbert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur und Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 1. April 1912 |
GEBURTSORT | Jägerndorf |
STERBEDATUM | 24. Februar 1963 |
STERBEORT | Zürs am Arlberg |