Nordische Alliierte

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Die Bezeichnungen Nordische Alliierte oder auch Nordische Allianz, Nordische Zusammenarbeit, in der Literatur manchmal auch als Nordische Kooperation, Nordische Verbündete zu finden, beschreiben diplomatiegeschichtliche temporäre politisch-militärische Bündniskonstellationen in Nordeuropa der Frühen Neuzeit und dauerhafte partnerschaftliche und zwischenstaatliche Kooperationen der nordischen Staaten in der Neuzeit.

Die bekannteste nordische Allianz bildete sich im Vorfeld des Großen Nordischen Kriegs, als die schwedischen Kriegsgegner Russland, Sachsen-Polen, Dänemark-Norwegen, Preußen und Kurhannover sich verbündeten.

Die Bildung einer Nordischen Allianz aus Teilen oder den gesamten nordeuropäischen Staaten vollzog sich auch danach wiederholt. Solch ein Versuch war unter anderen die Bildung eines Nordischen Systems unter Kaiserin Katharina II., auch als Nordischer Accord bezeichnet. Inhaltlich ging dem Begriff immer das Ziel einer gemeinsame Abstimmung und Verständigung in der Politik im Nordischen Raum nach innen und außen einher.

Geografischer Bezugsraum, Merkmale, Bedeutungswandel

Mächtepolitisch zählen die skandinavischen Reiche, das Russische Reich und deutsche Ostseeanrainerstaaten als auch Polen-Litauen zum Kreis der potenziellen nordischen Alliierten.

Die Ostsee bildete aufgrund ihrer räumlichen Begrenztheit für alle Mächte einen Durchgangskorridor und Ziel außenpolitischer Expansionsbestrebungen. Die Herrschaft über die Seewege der Ostsee bestimmten die wechselnden Bündniskonstellationen durch die Jahrhunderte hindurch. Zeitlich dominierende Hegemone wie zunächst Dänemark, das Moskauer Zarentum und später Schweden wurden durch gegen sie gerichtete Nordische Allianzen der anderen Anrainer bekämpft und niedergerungen. Für diese begrenzten Ziele arbeiteten die Bündnismitglieder zusammen. Ansonsten dominierten opportunistische Handlungsweisen der Allianzmitglieder. Erst als sich die Ruhe des Nordens als Leitvorstellung in der Außenpolitik der Nordischen Staaten durchsetzte, entstanden alternative Konfliktlösungsmechanismen als auch ein Bedeutungswandel der Vorstellungen nordischer Allianzen. Dies führte zu einer Minimierung des kriegerischen Zielstellungen hin zur Suche nach partnerschaftlicher Kooperation.

Kalmarer Union

Die Kalmarer Union bildete eine supranationale Vereinigung unter dänischer Führung. Die Kalmarer Union wird mitunter als Beginn der nordischen Kooperation verklärt.[1]

Nordische Allianz des Großen Nordischen Kriegs

Darstellung der Feldzüge während der ersten Phase des Krieges vom Kriegsausbruch 1700 bis zur Kriegswende infolge der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709.

Mächtepolitisch gab es um 1700 mit dem Schwedischen Reich eine dominierende nordische Großmacht. Diese Großmachtstellung wurde im Ringen um die Ostseeherrschaft von dem Land ab 1631 errungen und bis zum Kriegsausbruch 1700 auf Kosten der anderen Ostseeanrainer verteidigt. Schwedens Basis war für eine dauerhafte Aufrechterhaltung des Großmachtstatus zu klein und hatte sich durch seine gewaltsame Expansion dauerhafte Feindschaften mit Dänemark und Russland geschaffen. Russland war im Ingermanländischen Krieg von Schweden 1617 vollständig von der Ostsee verdrängt worden und galt in jener Zeit als nordische Macht, auch wenn das Land aufgrund seiner geografischen Lage eher am östlichen Rand des Nordischen Kulturkreises eingeordnet wurde.

Die nordische Allianz bildete sich 1699 mit dem Vertrag von Preobraschenskoje und dem Vertrag von Dresden zwischen Sachsen-Polen, Dänemark und Russland. Bereits 1700 schied Dänemark mit dem Frieden von Traventhal aus der Allianz. Auch Sachsen musste 1706 den Altranstädter Friede schließen und schied ebenso aus. Russland kämpfte alleine gegen Schweden weiter. Nach der Kriegswende 1709 traten Dänemark und Sachsen mit dem Vertrag von Thorn, dem Vertrag von Kopenhagen und dem Vertrag von Dresden wieder in den Krieg auf Seiten Russlands ein. Preußen und Hannover traten 1715 mit dem Allianzvertrag von Stettin, dem Allianzvertrag von Berlin und dem Allianzvertrag von Greifswald ebenso in die Nordische Allianz ein. Durch die militärische Entwicklung wurde Russland nach 1709 zum dominanten Allianzpartner und die anderen Staaten zu Juniorpartnern.

Aus dem Kampf der schwedischen Nachbarstaaten um die vakante Großmachtstellung ging Russland 1721 siegreich hervor. Auch Hannover und Preußen erzielten Gewinne, während Dänemark und Sachsen-Polen leer ausgingen.

„Der zeitgenössische Begriff nordische Alliierte drückt das Streben Russlands und Sachsen-Polens aus, im Ostseeraum territorialen Gewinn zu erzielen.“[2] Dabei dominierte bei allen Partnern opportunistische Handlungsweisen, die den eigenen Vorteil vor dem der Allianz stellte. Als Folge dieser Konkurrenzbeziehung waren die Alliierten untereinander zerstritten, uneinig und neigten zu unabgestimmten Kriegsoperationen.

Dies führte maßgeblich zu einer Schwächung der Allianz und eine Verlängerung des Krieges. Sachsen-Polen und Russland stritten sich um die schwedischen Provinzen im Baltikum; Dänemark, Preußen und Hannover um die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland. Russland wurde von seinen Bundesgenossen argwöhnisch beobachtet, da sie eine militärische Hegemonie des Zarenreiches fürchteten. Russland versuchte seinerseits Polen nachhaltig zu schwächen und seinen Einfluss nach Mitteleuropa auszudehnen.

Im Ergebnis führten diese Zwistigkeiten zu diplomatischen Intrigen, die erfolgreich von Vertretern aus dem Königreich Großbritannien gesteuert wurden.

Gegenwart

Mitglieder der NIB

Im 21. Jahrhundert hat sich die Begrifflichkeit nordische Allianz mit Bezug zur EU etabliert. Darunter sind informelle aber auch bindende Länderabsprachen mit regionalen Bezügen zu verstehen.

Die offizielle nordische Zusammenarbeit wird von zwei Foren geleitet: der seit 1952 bestehende Nordische Rat, und seit 1971 der Nordische Ministerrat, beide Organisationen haben ihren Sitz in Kopenhagen. Dem „Nordischen Rat“ obliegt die interparlamentarische und dem „Nordischen Ministerrat“ die intergouvernementale Kooperation. Zu den Einrichtungen des Ministerrates gehören unter anderem der Nordische Industriefonds (NIF), der 1989 errichtete Umweltfonds für osteuropäische Länder und die 1976 gegründete Nordische Investitionsbank (NIB) mit Sitz in Helsinki.[3] Weitere interregionale Kooperationen sind der Ostseerat und der Nordic-Balic Eight-Bund.

Die verdichteten Beziehungen des engeren Nordischen Staatenkreises drücken sich auch in der Unterhaltung gemeinsamer Auslandsvertretungen, wie zum Beispiel den Nordischen Botschaften in Berlin aus.

Literatur

  • Robert I. Frost: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe, 1558–1721. Routledge, 2014.

Einzelnachweise

  1. Sven Jochem: Die politischen Systeme Skandinaviens, Springer-Verlag, 2012, S. 40f
  2. Martin Meier: Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715 bis 1721. Aufbau einer Verwaltung und Herrschaftssicherung in einem eroberten Gebiet. Verlag Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3486582857, S. 21.
  3. wirtschaftslexikon24.com/d/nordischer-ministerrat/nordischer-ministerrat.htm