Notruf (Fernsehserie)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fernsehsendung
Originaltitel Notruf
Produktionsland Deutschland
Genre Doku-Soap
Erscheinungsjahre 1992–2006
Länge 50 Minuten
Ausstrahlungs-
turnus
wöchentlich (Sonntags, 19:10 Uhr)
Produktions-
unternehmen
Endemol
Premiere 6. Feb. 1992 auf RTL
Moderation Hans Meiser

Notruf ist eine von 1992 bis 2006 ausgestrahlte deutsche Reality-Show-Serie des privaten Fernsehsenders RTL, die sich mit Hilfsorganisationen in der Rettungsaktion beschäftigte und von Hans Meiser moderiert wurde. Die Idee für Notruf stammt von Rudi Carrell.

Inhalt

Jede Woche wurden vier neue Geschichten präsentiert, die sich tatsächlich ereignet hatten (Autounfälle, Verbrennungen, Amputationsverletzungen etc.). Die Unfälle wurden mit den Beteiligten an den Originalschauplätzen nachgespielt, Kinder die in Extremsituationen verwickelt waren, wurden jedoch häufig von Stuntkindern gedoubelt. Notruf enthielt auch Kommentare der in der Rettungsaktion Beteiligten. Außerdem schauten der Moderator und sein Kamerateam oft der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk (THW), der Deutschen Rettungsflugwacht (heute DRF Luftrettung), den Rettungsfliegern der Air Zermatt und anderen Rettern auf die Finger. Oft wurde bei Notruf auch vor alltäglichen Gefahren, Unaufmerksamkeit und Leichtsinn gewarnt, z. B. dass Alkohol und Medikamente am Steuer nichts zu suchen haben, wie man sich im Brandfall richtig verhält und dass beim Trikefahren Helmpflicht besteht.

„Nicht wegschauen, sondern helfen“ oder „Jeder kann helfen“ war das Motto der Sendung, die von Hans Meiser moderiert und von der Endemol produziert wurde. Die Moderation erfolgte von den verschiedensten Orten aus, wie Rettungsleitstellen und Lagerhallen, aber auch an der Autobahn, aus den Bergen und unter Tage. Notruf wurde vom 6. Februar 1992 bis 27. August 2006 in regelmäßigen Abständen ausgestrahlt, seit dem 4. Juli 2021 werden erstmals Folgen aus den Jahren 2002–2005 auf RTLup (ehemals RTLplus) wiederholt. In den letzten Jahren konnte man in der Sendung 1000 € gewinnen, wenn man eine von Meiser gestellte Frage richtig beantwortete. Die Gewinnspielfragen waren meistens zum Thema Medizin und Verkehr. Die Absetzung von Notruf erklärte Hans Meiser in einem Interview 2006 so, dass die Einschaltquoten in den letzten zwei Jahren zurückgegangen waren und das Budget immer weiter herabgesetzt wurde.

Wegen des Erfolges von Notruf produzierte Meisers Unternehmen creatv im Jahre 1998 den Ableger Notruf täglich, der werktags ausgestrahlt wurde.

Unter dem Titel Helfen Sie mir! wurde das Sendungsformat auf RTL im August 2009 kurzzeitig wiederbelebt, jedoch nach nur zehn Folgen wieder eingestellt.[1]

Kritik

Vielfach geriet die Sendung wie ähnliche Formate in Kritik, zum einen weil Rettungsdienste und Polizei beansprucht wurden, um kommerziellen Zwecken zu dienen,[2] zum anderen weil die Darstellung der Verletzungen oft drastisch ausfiel und als geeignet erschien, junge Fernsehzuschauer zu ängstigen.[3]

Trivia

  • Vorbild für Notruf war die US-amerikanische Sendung Rescue 911 (1989–1996). Am Anfang wurden neben den eigenproduzierten Beiträgen auch auf Deutsch synchronisierte Beiträge aus der US-Serie ausgestrahlt. In Großbritannien hieß das Sendungsformat 999 und wurde von 1992 bis 2003 auf BBC One ausgestrahlt. In Ungarn hieß das Format "Életveszélyben" und wurde von Mai 1998 bis August 1999 auf RTL Klub ausgestrahlt. 2016 startete in Polen mit Na ratunek 112 ein ähnliches Sendungsformat.
  • 1992 versuchte der Fernsehsender Sat.1 mit Retter ebenfalls eine Reality-Show-Serie, die sich mit Hilfsorganisationen in der Rettungsaktion beschäftigte. Anders als bei Notruf wurden die Fälle nicht für das Fernsehen nachgestellt, sondern man filmte direkt vom Unfall bzw. Unglücksort aus. Die Sendung, die von Sat.1-Chefreporter Christoph Scheule moderiert wurde, konnte nicht an den Erfolg von Notruf anknüpfen und wurde 1994 wieder aus dem Programm genommen.[4]

Franchise

Zur Sendung wurden diverse Fanartikel vermarktet, wie ein Erste-Hilfe-Buch, Modellfahrzeuge von Herpa, eine CD mit der Musik zur TV-Serie und eine Videokassette mit den „spektakulärsten und unglaublichsten Fällen“. Ab Oktober 2000 erschien monatlich die Zeitschrift Notruf – Spektakuläre Fälle & mutige Retter.

Einzelnachweise

  1. Helfen Sie mir! – RTL gräbt Notruf aus
  2. Günther Bähr: „Perverses Rahmenprogramm“. In: Focus Online. 15. Februar 1993, abgerufen am 17. April 2020.
  3. Helga Theunert, Bernd Schorb: Mordsbilder: Kinder und Fernsehinformation. (Auszug) (Memento vom 10. September 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 553 kB), abgerufen am 17. April 2020
  4. Christian Richter: Der Fernsehfriedhof: «Notruf» in echt und ohne Hans Meiser. In: quotenmeter.de. 14. März 2013, abgerufen am 17. April 2020.