Numerus Germanicianorum
Der Numerus Germanicianorum [Exploratorum] (deutsch Numerus aus der Provinz Germania [der Kundschafter]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Inschriften und Ziegelstempel belegt.
Namensbestandteile
- Germanicianorum: aus der Provinz Germania. Die Soldaten des Numerus wurden bei Aufstellung der Einheit aus Truppenteilen abgeordnet, die in der Provinz Germania stationiert waren.
- Exploratorum: der Kundschafter oder Späher. Der Zusatz findet sich auf Ziegeln mit dem Stempel N G E (AE 1972, 487) als Abkürzung für Numerus Germanicianorum Exploratorum.
Geschichte
Die Einheit entstand vermutlich aus einer vexillatio Germanicianorum. Diese Vexillation wurde aus Soldaten zusammengestellt, die in der Provinz Germania stationiert waren und die an den Dakerkriegen Trajans (98–117) teilnehmen sollten. Nach den Dakerkriegen verblieb die Einheit in der neuen Provinz Dacia.[1]
Der Numerus ist in Dakien erstmals durch die Inschrift (AE 1910, 152) nachgewiesen, die in die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird. Eine weitere Inschrift (CIL 3, 12574) belegt den Numerus um 173/175 in derselben Provinz.[A 1] Die Einheit wurde vermutlich unter Septimius Severus (193–211) nach Germania superior verlegt, wo sie als Numerus Exploratorum Germanicianorum Divitiensium im Kastell Niederbieber nachgewiesen ist.[1][A 2]
Wohl aus dem 3. Jahrhundert stammen zwei beidseitig beschriftete Bronzetafeln, die vermutlich in Köln oder Bonn gefunden wurden und auf ihren vier Seiten fast den identischen Text tragen. Es handelt sich um Namen verschiedener Soldaten, die anscheinend als Stifter einer Weihgabe auftraten. Darunter befinden sich auch zwei oder drei Soldaten des Numerus Germanicianorum, nämlich ein Claudius Ursulus, ein Censorinius Maternus und möglicherweise ein Marinius [---] (bei dem aber die Truppenangabe auf keiner der vier Seiten erhalten ist).[2]
Standorte
Standorte des Numerus in Dacia waren möglicherweise:
- Orăștioara de Sus: Die Inschriften (AE 1972, 486, CIL 3, 12574) sowie Ziegel mit dem Stempel N G E (AE 1972, 487) wurden hier gefunden.
Angehörige des Numerus
Folgende Angehörige des Numerus sind bekannt:
Kommandeure
- M(arcus) Verius Superstes, ein Centurio der Legio V Macedonica und Praepositus des Numerus (CIL 3, 12574)
Sonstige
- Iulius Secundus (AE 1972, 486)
- Zeno (AE 1910, 152)
- Ostiarius Stellatinianus (CIL ) XIII, 6405[3]
- Claudius Ursulus (CIL ) XIII, 8053
- Censorinius Maternus (CIL ) XIII, 8053
- (unsicher:) Marinius [---] (CIL ; siehe oben unter „ XIII, 8053Geschichte“)
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Laut Marcus Reuter wird die Einheit möglicherweise auch in der Inschrift (CIL 3, 1343) aufgeführt, die auf 197/209 datiert ist. Die Lesung bei der Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby ist n(umerus) [expl(oratorum?)] [G]erm(anicianorum).
- ↑ Laut Marcus Reuter fehlen einerseits Belege, die den Numerus Germanicianorum auch noch im 3. Jahrhundert in Dakien nachweisen würden. Andererseits ist der Numerus Exploratorum Germanicianorum Divitiensium erstmals in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts in Germania superior nachgewiesen. Darüber hinaus wurden unter Septimius Severus auch andere Einheiten aus Dakien abgezogen.
Einzelnachweise
- ↑ a b Marcus Reuter: Studien zu den numeri des Römischen Heeres in der Mittleren Kaiserzeit. In: Berichte der Römisch-Germanischen Kommission. Band 80, 1999, S. 359–569, hier S. 483–485.
- ↑ CIL . Dazu siehe XIII, 8053Géza Alföldy: Die Hilfstruppen der römischen Provinz Germania Inferior (= Epigraphische Studien. Band 6). Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1968, S. 220–223; Marcus Reuter: Legio XXX Ulpia Victrix. Ihre Geschichte, ihre Soldaten, ihre Denkmäler (= Xantener Berichte. Band 23). Philipp von Zabern, Darmstadt/Mainz 2012, ISBN 978-3-8053-4586-6, S. 119–121.
- ↑ Zur Weihinschrift des Ostiarius Stellatinianus Francisca Feraudi-Gruénais, Renate Ludwig: Die Heidelberger Römersteine. Bildwerke, Architekturteile und Inschriften im Kurpfälzischen Museum Heidelberg. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-8253-6693-3, S. 73 f.