Obelisco della Minerva
Der Obelisco della Minerva ist ein ägyptischer Obelisk in Rom.
Beschreibung
Der Obelisk Minerveo aus Rosengranit stand ursprünglich in der ägyptischen Stadt Sais, wo er 587 v. Chr. von Pharao Psammetich II. errichtet wurde. In Rom wurde er vor dem Tempel der Isis (Iseum Campense) aufgestellt und 1665 im Garten des Dominikaner-Klosters Santa Maria sopra Minerva wiedergefunden. 1667 entschied Papst Alexander VII. Chigi, den Obelisken vor der Kirche des Klosters aufzustellen. Der Dominikaner Domenico Paglia schlug vor, ihn auf sechs kleine Hügel zu stellen, wie sie im Wappen der Chigi zu sehen sind, mit einem Hund an jeder Ecke als Hinweis auf die Dominikaner, die domini canes (Hunde des Herrn). Der Papst lehnte den Plan ab und beauftragte Bernini.
Berninis Entwurf platzierte den mit 5,47 Meter kleinsten der römischen Obelisken stattdessen auf einem Elefanten. Die Idee geht wohl auf den Roman Hypnerotomachia Poliphili (1499) von Francesco Colonna zurück, in dem ein künstlicher Elefant (elephantina machina) abgebildet ist, der einen Obelisken auf dem Rücken trägt.[1] Der Elephant ist ein Meisterwerk des Ercole Ferrata, der den Entwurf ausführte. Da Paglia warnte, nur mit seinen vier Beinen werde der Elefant den Obelisk nicht tragen können, ließ man unter seinem Bauch einen massiven Sockel stehen und versteckte ihn unter einer breiten, bis zum Boden reichenden Satteldecke.[2]
Der Sockel ist mit zwei Inschriften versehen:
Die Inschrift B lautet: Sapientis Aegypti/ insculptas obelisco figuras/ ab elephanto/ belluarum fortissima/ gestari quisquis hic vides/ documentum intellige/ robustae mentis esse/ solidam sapientiam sustinere. Das heißt sinngemäß, der Elefant zeige, dass es eines robusten Geistes bedürfe, um eine solide Weisheit auszuhalten. Das Wort robust spielt dabei auf die Eiche im Wappen der Familie della Rovere und des Papstes Alexander VII. Chigi an. Julius II. della Rovere hatte seinem Bankier Agostino Chigi gestattet, den sechs Hügeln in ihrem Wappen die Eiche der della Rovere beizufügen. Julius II. verdankte den Namen und das Wappen della Rovere seinerseits seinem Onkel Sixtus IV., der beides von einer Turiner Familie übernommen hatte, mit der er nicht einmal verwandt war.
Siehe auch
Literatur
- Samuel Ball Platner, Thomas Ashby: A Topographical Dictionary of Ancient Rome. Oxford University Press, London 1929, S. 368–369 (online).
- Cesare D'Onofrio: Gli obelischi di Roma. Storia e Urbanistica di una Città dall'Età antica al XX Secolo, Romana Societa Editrice, 3. Auflage Rom 1992.
- Erik Iversen: Obelisks in exile. Bd. 1: The obelisks of Rome. Gad, Kopenhagen 1968.
- Ernst Batta: Obelisken. Ägyptische Obelisken und ihre Geschichte in Rom. Insel, Frankfurt a. M. 1986, ISBN 3-458-32465-8 (Insel-Taschenbuch, 765).
- Klaus Bartels: Roms sprechende Steine. 2. Auflage, von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2690-4.
- Wilfried Greiner, Bernhard Pelzl: Rom: Ruinen erzählen. Böhlau Verlag, Wien 1998, ISBN 3-205-98908-2.
Weblinks
- Die römischen Obelisken (Memento vom 19. September 2008 im Internet Archive)
- Obelisco Minerveo (italienisch)
Einzelnachweise
- ↑ Abbildung Elephantina machina bei Wikimedia Commons
- ↑ Virtual Roma: Minerva’s Chick (englisch, abgerufen am 14. November 2015)
- ↑ Diesen alten Obelisken, ein Denkmal der ägyptischen Pallas (=Isis), aus der Erde gegraben und am Ort, früher der Minerva, nunmehr der gottgleichen Gottesmutter errichtet, hat Alexander VII. der Göttlichen Weisheit geweiht im Jahr des Heils 1667.
- ↑ Die von den Weisen Ägyptens auf den Obelisken eingemeißelten Zeichen, die du hier siehst, von einem Elefanten, dem stärksten der Tiere getragen, fasse als Beweis auf, dass ein starker Geist gesunde Weisheit stützt.
Koordinaten: 41° 53′ 52,7″ N, 12° 28′ 39,2″ O