Oberharzer Gräben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hutthaler Graben
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Fehlschlag am Dammgraben am Zulauf „Große Oker“

Die Oberharzer Gräben sind höhenlinienparallele Kunstgräben, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert im Oberharz zur Kraftwasserversorgung der Silberbergwerke angelegt wurden. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Kulturdenkmales Oberharzer Wasserregal und zählen damit auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Bauart

Die Gräben bestehen aus dem Graben und der sogenannten Grabenbrust, die aus dem Erdaushub bei der Grabenanlage aufgeschüttet worden ist. Häufig wird die Grabenbrust mit Trockenmauerwerk vor Erosion geschützt. Die Grabenbrust dient meistens gleichzeitig als Kontrollweg für den Grabenwärter und stellt heute vielfach einen beliebten Wanderweg dar. Das Grabengefälle beträgt in der Regel nur 1–2 ‰ (also 1 bis 2 Millimeter pro Meter). Die Grabentrasse verläuft hierbei nahezu parallel zur Höhenlinie im Gelände.

Zum Schutz vor Versickerung sind Grabenbrust und Grabensohle meistens mit Rasensoden oder mit Lehm gedichtet worden. An den Zuläufen (Kreuzung mit Wildbächen) sind sogenannte Fehlschläge, kleine Wehrbauwerke, angeordnet, an denen auch die Wasserführung im Graben reguliert werden kann. Bei Hochwasser müssen diese zur Grabenentlastung „gezogen“, das heißt die Bretter entfernt werden.

Die hydraulische Leistungsfähigkeit der meisten Gräben liegt bei 100 bis 200 Liter pro Sekunde; beim Rehberger Graben bis zu 600 l/s und beim Dammgraben bis zu 1000 l/s.

Betrieb und Wartung

Die Gräben müssen regelmäßig begangen und kontrolliert werden. Dies geschieht durch Grabenwärter, mitunter auch Grabengänger genannt. Dies waren ursprünglich ältere, invalide Bergleute, die den Dienst unter Tage nicht mehr verrichten konnten. Zu ihren Arbeiten gehören die regelmäßige Reinigung der Gräben von Laub, Zweigen, Ästen und Bruchholz. Des Weiteren sind die Gräben möglichst optimal zu regulieren. Auch die Durchführung kleinerer Reparaturen sowie die Entfernung von Sedimenten gehören zu ihrem Aufgabengebiet.[1]

Liste der Oberharzer Gräben

Begleitung auf dem Goetheweg – der Abbegraben
[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Wanderer am Morgenbrodstaler Graben bei Dammhaus
Datei:Gewoelbebogen.JPG
Zellerfelder Kunstgraben mit Gewölbebögen

Folgend sind die Oberharzer Gräben nach dem System der Preussag gelistet, das die Gräben nach den Kraftwerken, die beliefert werden konnten, benannte. Zunächst sind nur die aktiven, von den Harzwasserwerken betriebenen Gräben aufgeführt:

Name Bauzeit Länge Verlauf
Abbegraben 1827 01.667 m Ableitung der Abbe östl. Torfhaus zum Dammgraben
Flörichshaier Graben 1827 01.311 m Teilgebiet der Oder westl. Torfhaus zum Dammgraben
Clausthaler Flutgraben 1827 04.116 m Ableitung vom Quellgebiet der Sieber und der Sonnenkappe zum Dammgraben
Nabetaler Graben vor 1720 00254 m Leitet das den Nabetaler Wasserfall herabstürzende Wasser an einer geeigneten Stelle in den Dammgraben ein
Dammgraben 1732–1827 15.409 m Vom Brocken-Bruchberggebiet bis zum Oberen Hausherzberger Teich
Morgenbrodstaler Graben 1715 04.111 m Ableitung des Oberlaufs der Söse zum Dammgraben
Huttaler Graben 1763 01.168 m Verbindung Huttaler Teich (†) zur Huttaler Widerwaage
Jägersbleeker Graben 00726 m vom Jägersbleeker Teich zum Fortuner Wasserlauf
Dorotheer Kehrradsgraben 00903 m Hirschler Teich zum Kehrrad (Durchmesser 8,6 m) der Grube Dorothea
Feldgraben 02.112 m vom südlichen Clausthaler Stadtgebiet zum Mittl. Pfauenteich
Kellerhalser Graben 00508 m Umgehung des Oberen Kellerhalsteiches
Oberer Schalker Graben 02.721 m vom südlichen Gebiet der Schalke nach Hahnenklee, ursprüngliche Länge fast 9 km
Unterer Schalker Graben 02.721 m vom südl. Gebiet der Schalke in den Kiefhölzer Teich
Zankwieser Grundgraben (auch Kahleberger Bruchgraben) 00329 m Von Widerwaage Zankwieser Teich in den Kiefhölzer Teich
Zellerfelder Kunstgraben 04.839 m ursprünglich 6,19 km lang vom Mittl. Kellerhalsteich nach Zellerfeld
Ringer Graben 00383 m vom Grundstriegel Mittl. Zechenteich zum Ringer Zechenhaus
Oberer Einersberger Graben 01.250 m vom Grundstriegel Mittl. Zechenteich in Richtung Einersberg
4. Pochgraben 00991 m im Zellerfelder Tal, parallel zum Zellbach
Eschenbacher Flutgraben 00874 m vom Zellweg (Zellerfeld) in den Unt. Eschenbacher Teich
Oberer Eschenbacher Fallgraben 00350 m vom Unt. Eschenb. Teich (ob. Fall) zum „Schinderloch“
Unterer Eschenbacher Fallgraben 00291 m vom Unt. Eschenb. Teich (Unt. Fall) zum Zellbach
Bremerhöher Graben 01.287 m vom Schinderloch (Zellbach) zum Rosenhöfer Revier
Schmidtsgraben 00453 m Umleitung des Flambaches um die beiden Flambacher Teiche
Taubefrauer Graben 00574 m Östlicher Zuleitungsgraben für den Sumpfteich
Wäschegraben 00420 m vom Grundstriegel Mittl. Grumbacher Teich
Heckegraben 00326 m Teil des Unteren Rosenhöfer Falls Bereich Pixhaier Mühle
Harteweger Graben 01.264 m Leitet heute den Überlauf des Mittleren Kellerhalsteiches am Unteren Kellerhalsteich und an der Untermühle vorbei
Grumbacher Graben 01.145 m leitet heute den Grumbach am Unteren Grumbacher Teich vorbei
Stadtweger Grundgraben 00193 m vom Grundstriegel Stadtweger Teich Umgehung des unterhalb gelegenen Mühlenteiches
Jungfrauer Graben 00300 m vom Winterwieser Wasserlauf in den Mittleren Zechenteich
Elisabether Graben 00300 m Umgehung Unt. Pfauenteich, früher auch als Teil des Dammgrabens angesehen
Oberer Rosenhöfer Fall 01.299 m Besteht aus vier Grabenzwischenstücken zwischen den Wasserläufen des ORF
Unterer Rosenhöfer Fall 00637 m vier Grabenzwischenstücke zwischen den Wasserläufen des URF
Hühnerbrühe Graben nach 1725 00775 m Umleitung der Hühnerbrühe in den Oderteich (westl. Oderteich)
Königsköpfer Graben nach 1725 01.467 m Umleitung von mehreren Bächen des Königskopfes in den Oderteich (von Osten)
Rehberger Graben 1699 07.211 m vom Grundstriegel des Oderteiches nach Sankt Andreasberg
Sonnenberger Graben vor 1600 03.619 m von Teilen des Sonnenberges in den Rehberger Graben

Literatur

  • Walter Knissel, Gerhard Fleisch: Kulturdenkmal „Oberharzer Wasserregal“ – eine epochale Leistung. 2. Auflage. Papierflieger, Clausthal-Zellerfeld 2005, ISBN 3-89720-725-7.
  • Martin Schmidt: Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus. 3. Auflage. Harzwasserwerke, Hildesheim 2002, ISBN 3-00-009609-4 (Schriftenreihe der Frontinus-Gesellschaft e. V., Heft 13).
  • Justus Teicke: Das Oberharzer Wasserregal, das bedeutendste vorindustrielle Energiegewinnungs- und Energieversorgungssystem der Welt. Harzwasserwerke, Clausthal-Zellerfeld 2011 (PDF).
  • Martin Schmidt: WasserWanderWege, Ein Führer durch das Oberharzer Wasserregal – Weltkulturerbe. Hrsg.: Harzwasserwerke GmbH. 4. Auflage. Papierflieger Verlag, Clausthal-Zellerfeld 2012, ISBN 978-3-86948-200-2.

Siehe auch

Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft

Weblinks

Commons: Oberharzer Wasserregal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Justus Teicke: Der Grabenwärter – Ein Traditionsberuf wird fortgeführt, in "Unser Harz. Geschichte und Geschichten, Kultur und Natur aus dem gesamten Harz", Fischer und Thielbar, Clausthal-Zellerfeld, 3/2016