Oberland (Ostpreußen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Oberland (Ermland-Masuren))
Datei:Oberland Ostpr. 1893.PNG
Handskizze der Landschaft Oberland, ca. 1883

Das Oberland (polnisch Prusy Górne) war eine Kulturlandschaft in der historischen Region Ermland-Masuren im ehemaligen Ostpreußen, heute in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren gelegen.

Eigenart

Es bildete im historischen Ostpreußen eine eigene Kulturlandschaft, die sich durch ihren Dialekt, ihre evangelische Konfession und ihre Geschichte von den Nachbargebieten, insbesondere dem Ermland und Masuren, unterschied. Ottfried Graf von Finckenstein bezeichnete das Oberland als „die blonde Schwester Masurens“. Nach den Vertreibungen 1945 sind der Dialekt und das evangelische Bekenntnis weggefallen, so dass eine Unterscheidung zur Landschaft Warmia kaum noch möglich ist. Auch die polnische Bezeichnung Prusy Górne („Oberpreußen“) ist nur noch ein historischer Fachbegriff. Als Kerngebiete des Oberlands (sog. Hockerland) galten bis 1945 die Landkreise Preußisch Holland und Mohrungen. Zu den landschaftlichen Besonderheiten gehörten der hölzerne Kratzenstock (hölzerner Teil eines Spinnrades), Grabpfosten (verzierte Stele) und keramische Paartöpfe mit einem gemeinsamen Tragegriff[1].

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Oberländisches Bauernhaus in Kahlau

Geographie

Das Oberland ist ein Teil des Baltischen Landrückens. Kennzeichnend sind bis zu 313 m hohe eiszeitliche Moränen (Kernsdorfer Höhen, höchste Erhebung des ehemaligen Ostpreußen). Das südliche Oberland wird durch die Eylauer Seenplatte geprägt. Wichtige Städte in dieser dünn besiedelten Region sind Pasłęk (Preußisch Holland), Morąg (Mohrungen), Młynary (Mühlhausen in Ostpreußen), Zalewo (Saalfeld (Ostpreußen)) und Ostróda (Osterode) am Übergang zu den Nachbarregionen Masuren und Ermland. Ein touristischer Anziehungspunkt ist der Oberländische Kanal.

Oberländischer Dialekt

Zum Oberland als Dialektgebiet gehörten diejenigen Teile Ostpreußens, die südlich der Benrather Linie und westlich der Passarge lagen. Das Gebiet des Oberlands wurde im 13. und 14. Jahrhundert von mitteldeutsch sprechenden Siedlern aus Thüringen besiedelt. Die Ortsnamen Mohrungen, Mühlhausen und Saalfeld erinnern an die Herkunftsgebiete der Siedler (Morungen, Mühlhausen, Saalfeld). Viele Ortsgründungen gingen auf den Komtur von Christburg Sieghard von Schwarzburg zurück, der ebenfalls aus Thüringen stammte. Durch das vom Deutschen Orden weitgehend unabhängig agierende Fürstbistum Ermland und später durch den konfessionellen Gegensatz zum Ermland bildete der Fluss Passarge über 500 Jahre die stabile Grenze zwischen dem Ermland und dem Oberland, so dass sich zum Beispiel keine grenzüberschreitenden Heiratskreise entwickeln konnten. Im Oberland entwickelte sich somit der Oberländische Dialekt, der sich vom Dialekt der Ermländer, der sich aus dem Schlesischen entwickelte, unterschied. Da sowohl das Oberländische wie das Ermländische (genauer: Breslausche) mitteldeutsche Dialekte sind, werden sie unter dem Begriff Hochpreußisch zusammengefasst.

Oberländischer Kreis

Datei:Borussiae regnum.jpg
In der Bildmitte (rosa): Der Oberländische Kreis (1525–1752)

Der Oberländische Kreis war einer von drei „Kreisen“[2], in die das Herzogtum Preußen ab 1525 unterteilt wurde. Hauptstadt des Kreises war Saalfeld. Der Oberländische Kreis umfasste den Teil im Südwesten des Herzogtums Preußen, der halbinselartig vom königlichen Preußen und von Masowien begrenzt wurde. Der Begriff Oberland sollte den Begriff Pomesanien ersetzen, da das Kreisgebiet sowohl mit der historischen Landschaft wie auch mit dem Bistum Pomesanien nur teilweise deckungsgleich war. Dennoch wurde der Begriff Pomesanien zumindest für die evangelische Kirchenverwaltung des Kreises weiterverwendet (Pomesanisches Konsistorium Saalfeld).[3] Der Oberländische Kreis gliederte sich in die zwölf Hauptämter: Preußisch Holland, Mohrungen, Liebstadt, Preußisch Mark, Liebemühl, Osterode, Hohenstein, Marienwerder, Riesenburg, Neidenburg, Soldau und Ortelsburg und die drei Erbämter: Rosenberg, Deutsch Eylau und Gilgenburg. Die drei Kreise wurden 1752 aufgelöst. Das Gebiet des bisherigen Oberländischen Kreises wurde auf drei Verwaltungseinheiten aufgeteilt, die ebenfalls Kreis genannt wurden: Der Mohrunger, Marienwerder und Neidenburger Kreis.[4]

Literatur

  • Hermann Schultz: Oberland: ein Führer und Wegweiser. Hartung, Königsberg (Preußen) 1929 (Digitalisat).
  • Der Kreis Mohrungen: Ein ostpreußisches Heimatbuch. Zusammengestellt von Wolf Frhr. von Wrangel. Holzner, Würzburg 1967 (Katalog der deutschen Nationalbibliothek).
  • Der Kreis Preussisch Holland. Zsgest. und bearb. von Bernd Hinz, hrsg. von der Kreisgemeinschaft Pr. Holland in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Kreisgemeinschaft Pr. Holland, Köln 1992 (Katalog der deutschen Nationalbibliothek).
  • Johann Gottlieb Bujack: Die Gruppe der Oberländischen Seen, mit Bezugnahme auf eine Kanal-Verbindung derselben mit dem Drausensee. In: Preuß. Provinzial-Blätter. Band 20, Königsberg 1838, S. 354–373.
  • Johann Gottlieb Bujack: Botanische Skizzen. In: Preuß. Provinzial-Blätter. Band 20, Königsberg 1838, S. 486–503.
  • Martin Armgart: Die Handfesten des preussischen Oberlandes bis 1410 und ihre Aussteller: diplomatische und prosopographische Untersuchungen zur Kanzleigeschichte des Deutschen Ordens in Preussen (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz: Beiheft; 2). Böhlau, Köln [u. a.] 1995, ISBN 3-412-06390-8.
  • Kersten Radzimanowski: Oberländische Heimat: ein ostpreußisches Hausbuch für jung und alt. Selbstverlag, 2004, ISBN 3-00-014609-1.
  • Kersten Radzimanowski: In den Zwölften im Oberland: Winterszeit und Weihnachtsfreud von Elbing bis Soldau. Selbstverlag, 2007, ISBN 978-3-00-022116-3.
  • Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Band III: Das Oberland. Bernhard Teichert, Königsberg 1893 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Kulturzentrum Ostpreußen (Hrsg.): Oberland – eine verschwundene Landschaft. Eigenverlag, Ellingen 2021.
  2. Nach Größe und Funktion entsprachen diese Kreise eher den späteren Regierungsbezirken.
  3. Saalfeld: Schicksal einer deutschen Stadt in Ostpreußen. Zusgest. von Hans Klein nach Justizrat Deegen u. a., hrsg. von der Kreisgemeinschaft Mohrungen e.V. Rautenberg, Leer 1989, ISBN 3-7921-0410-5.
  4. http://www.preussisch-holland.de/geschichte_kreis.html