Obernheim

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Obernheim

Koordinaten: 48° 10′ N, 8° 52′ O

Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Zollernalbkreis
Höhe: 897 m ü. NHN
Fläche: 15,01 km2
Einwohner: 1505 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 100 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72364
Vorwahl: 07436
Kfz-Kennzeichen: BL, HCH
Gemeindeschlüssel: 08 4 17 047
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 8
72364 Obernheim
Website: www.obernheim.de
Bürgermeister: Josef Ungermann[2]
Lage der Gemeinde Obernheim im Zollernalbkreis

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Blick über Obernheim Richtung Nordwest

Obernheim ist eine Gemeinde im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg (Deutschland).

Obernheim wird von Einheimischen häufig nur Oberna, seltener auch Obernen, Oberhain oder Oberhan genannt.

Geographie

Geographische Lage

Obernheim liegt auf dem Großen Heuberg, dem südwestlichsten Teil der Schwäbischen Alb im Naturpark Obere Donau. Der Ort wurde ursprünglich in einem Trockental angelegt, hat sich aber über den Talrand hinaus ausgebreitet und liegt zwischen 777 und 988 m ü. NHN.[3] Der Ortskern liegt bei etwa 900 m ü. NHN.

Nachbargemeinden

Obernheim grenzt im Uhrzeigersinn von Norden beginnend an die Gemeinden Ratshausen, Hausen am Tann, Meßstetten, Nusplingen, Reichenbach am Heuberg, Wehingen und Deilingen. Letztere drei liegen im Landkreis Tuttlingen.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Obernheim gehören das Dorf Obernheim mit abgegangener Burg Obernheim, der Weiler Tanneck und das Haus Ziegelhütte.[4]

Schutzgebiete

Im Norden der Gemeinde liegt das Naturschutzgebiet Stromelsberg-Hessenbühl. Der Rest der Gemarkung gehört, abgesehen vom besiedelten Bereich zum Landschaftsschutzgebiet Großer Heuberg. Die Gemeinde hat zudem Anteile am FFH-Gebiet Östlicher Großer Heuberg und am Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Obernheim liegt im Naturpark Obere Donau.

Geschichte

Vorgeschichte

An verschiedenen Punkten wurden Siedlungsreste aus der Urnenfelderzeit (1200–800 v. Chr.), der Hallstattzeit (800–500 v. Chr.) und der Latènezeit (500 v. Chr. – 100 n. Chr.) entdeckt.

Beim Bau einer Halle im heutigen Ortskern wurden im Jahre 1938 Scherben und eine Schüssel ebenfalls aus der Hallstattzeit gefunden.

Auf dem auch später mehrfach besiedelten Burgbühl wurden verschiedene Gegenstände aufgefunden: Feuersteingeräte aus der Mittelsteinzeit (12000–4000 v. Chr.) und der Jungsteinzeit (4000–1800 v. Chr.) sowie zahlreiche Scherben aus der Urnenfeldzeit und der Hallstattzeit.

Der Burgbühl spielt auch eine wichtige Rolle in den Anfängen der Besiedlung von Obernheim. Um 1050 wurden in der Region zahlreiche Burgen erbaut, u. a. auch auf dem Burgbühl. Die Burggräben in Richtung Harras sind heute noch eindeutig sichtbar.

Geschichte im Heiligen Römischen Reich

Der älteste Nachweis reicht in das Jahr 1140 zurück. Gozbertus de Obernheim, freien Standes (also hochadelig), unterzeichnet neben Burkard von Lautlingen als Zeuge in Schwenningen bei Villingen für das Kloster Gengenbach. Danach konnte sich Obernheim aufgrund der schwierigen Bedingungen beim Ackerbau erst spät zum Dorf entwickeln.

Obernheim gehörte stets zur selben Herrschaft wie das benachbarte Nusplingen, war also Teil der Grafschaft Hohenberg, deren Residenz sich nur wenige Kilometer entfernten auf dem Oberhohenberg bei Deilingen befand. Seit 1381 gehörte die Grafschaft Hohenberg zu Vorderösterreich.

Um 1285, zur Zeit der Stadterhebung von Nusplingen, war Obernheim der „zu oberst“ gelegene Ort von acht -heim-Orten rings um die neue Stadt: Oberdigisheim, Unterdigisheim, Obernheim, Bubsheim, Egesheim, Königsheim, Ensisheim und Hartheim.

Wie Nusplingen war Obernheim Teil der Herrschaft Kallenberg und wechselte häufig den Besitz. Von 1401 bis 1695 war die Herrschaft Kallenberg im Pfandbesitz des Hauses Waldburg aus der Linie Trauchburg.

Im Jahr 1580 hatte Obernheim 200 Einwohner. 1630 zwischen 350 und 400, 1701 etwa 450 und 1757 genau 514 Einwohner.[3]

1702 erhielten die Freiherren von Ulm die Herrschaft Kallenberg als Pfand und waren seit 1722 mit derselben Herrschaft belehnt.

Geschichte zur Zeit des Königreichs Württemberg

Im Zuge der Mediatisierung gelangte Obernheim 1805 an Württemberg. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Obernheim 1810 schließlich dem Oberamt Spaichingen zugeordnet.

Zu Obernheim gehört der zwei Kilometer entfernte Weiler Tanneck mit 20–25 Häusern, erbaut 1817–1840, und der Wendelinus-Kapelle, 1848 erbaut. In Richtung Nusplingen, ein Kilometer von Obernheim entfernt, steht noch das 1841 errichtete Wohnhaus mit Scheuer und Stall der 1836 erbauten Ziegelhütte, an der Stelle „wo schon vor Zeiten eine Ziegelhütte gestanden ist“. Auf der anderen Straßenseite befindet sich die heute eingeebnete Lehmgrube.

1885 verzeichnete Obernheim mit 1.051 Einwohnern erstmals über 1.000 Einwohner.[3]

1887 wurde Obernheim an die Heubergwasserversorgungsgruppe angeschlossen, seit 1914 ist Obernheim an das Stromnetz angeschlossen.

Jüngere Geschichte

Bis zur Auflösung der württembergischen Oberämter zum 1. Oktober 1938 gehörte Obernheim zum Oberamt Spaichingen. 1938 gelangte der Ort bei der Gebietsreform während der NS-Zeit in Württemberg an den Landkreis Balingen.

Im Jahre 1945 wurde die Gemeinde Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Zwischen 1950 (1.180 Einwohner) und dem Jahr 2000 (1.507 Einwohner) wuchs die Einwohnerzahl nochmals deutlich.

Am 23. Juli 1971 stürzte gegen 9.12 Uhr ein Lockheed F-104 Starfighter der Royal Canadian Air Force über Obernheim ab. Im Umkreis von mehreren Kilometern fanden sich brennende Wrackteile. Der Pilot verließ den Starfighter bei Gosheim per Schleudersitz. Der führerlose Jet überflog Obernheim in nur wenigen Metern Höhe, kollidierte mit einer Stromleitung und stürzte östlich von Obernheim unweit des Scheibenbühls auf offenem Feld ab.[5]

Nach der Kreisreform 1973 wurde der Landkreis Balingen aufgelöst. Seither ist Obernheim mit dem Stichtag 1. Januar 1973 Bestandteil des Zollernalbkreises.

Religion

Pfarrkirche St. Afra

Obernheim ist traditionell katholisch geprägt. Im Jahre 1437 wurde die „1. Kaplanei zum Altar der Jungfrau Maria in der Filialkapelle zu Oberhan, der Mutterkirche Nusplingen“ erstmals erwähnt. 1472 wurde ein zweiter Altar „zur heiligen Dreifaltigkeit in der Kapelle der Jungfrau Maria“ geweiht. Erst 1507 erfolgte die Löslösung aus der Pfarrei Nusplingen und die selbstständige Pfarrei St. Afra errichtet.[3] Sie gehört heute zur Seelsorgeeinheit Heuberg im Dekanat Balingen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Katholische Pfarrkirche St. Afra, erbaut 1752/1753 von Johann Caspar Bagnato, 1923/1924 erweitert
  • Bubenbühlkapelle, erbaut 1847
  • Pilgerhäusle, erbaut um 1540
  • St. Wendelinus-Kapelle im Weiler Tanneck, erbaut 1848
  • St. Wolfgangs-Kapelle auf dem Scheibenbühl, erbaut 1869

Sport

Obernheim besitzt ein ausgedehntes Wanderwegenetz, das von der Ortsabteilung des Schwäbischen Albvereins betreut wird. Bereits 1896 wurden die Wege über siebentägige Wanderungen mit Bahnfahrten beworben.[6] Der Schwäbische-Alb-Nordrand-Weg sowie Rundwanderwege und Radwege sind ausgeschildert.

Sportstätten

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Motocross-Strecke Obernheim

Bademöglichkeiten

  • Hallenbad bei der Grundschule
  • Stausee im benachbarten Stausee in Oberdigisheim

Sagen

Eine Sage berichtet: Nach der Scheinehe der Wilhelmine von Grävenitz im abgelegenen Schloss Oberhausen bei Tieringen kehrte sie nach Württemberg zurück.[7] Die Geliebte des Landesvaters wollte auch ihren Einfluss in der Evangelischen Kirche geltend machen. Dies misslang ihr bei dem tief religiösen Superintendenten jedoch. Auf ihre Bitte, man möge sie namentlich ins Gebet in der Evangelischen Kirche in Württemberg aufnehmen, soll sie von Pfarrer Osiander folgende Antwort erhalten habe: „Das ist schon der Fall in jedem Gottesdienst und zwar mit den Worten der siebten Bitte des Vaterunsers (‚Erlöse uns von dem Übel‘)“. Seine Lohnzahlung (damals auch über landwirtschaftliche Eigenbetriebe) wurde sofort eingestellt. Der Tieringer Pfarrer, welcher die Trauung vorgenommen hatte, verstarb. Eine Tafel zur Scheinehe befindet sich am Trauf. Der Aussichtspunkt ermöglicht freie Sicht von Obernheim zum Schloss Oberhausen.(48° 11′ 34,53″ N, 8° 50′ 30,95″ O).

Regelmäßige Veranstaltungen

Narrendenkmal „Hexeneck“ in Obernheim

Weihnachtswanderweg

Obernheim erlangte Im Dezember 2020 überregionale Bekanntheit.[8] Während der COVID-19-Pandemie wurden ab Ende November 2020 auf Initiative einer Einwohnerin von der Bevölkerung entlang eines Rundwanderwegs weihnachtliche Stationen aufgebaut. Über 60 verschiedene Stationen waren entlang des etwa 4,5 Kilometer langen Wanderwegs aufgebaut. Berichtet wurde darüber in der regionalen und überregionalen Presse, im Radio und auch im SWR Fernsehen.

Verkehr

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 335.

Obernheim besaß bis ins Jahr 1966 Bahnanschluss durch den Bahnhof Harras-Obernheim, der rund sechs Kilometer von Obernheim entfernt im Wehinger Ortsteil Harras an der Heubergbahn von Spaichingen nach Reichenbach am Heuberg lag.

Öffentliche Einrichtungen

Feuerwehr

Obernheim verfügt über eine Freiwillige Feuerwehr mit eigenen Fahrzeugen. Unterstützt werden sie dabei von den Abteilungen der Feuerwehr Meßstetten.

Deutsches Rotes Kreuz

Der DRK-Ortsverband Obernheim-Oberdigisheim stellt aktuell die 24-stündige Helfer-vor-Ort-Bereitschaft sicher und wird vom DRK-Kreisverband Zollernalb unterstützt.

Persönlichkeiten

  • Manfred Henne (* 11. Juni 1944), Leichtathlet, Mittelstreckenläufer, wurde in Obernheim geboren
  • Kathrin Hitzer (* 3. September 1986), Biathletin, wuchs in Obernheim auf

Literatur

  • Obernheim. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Spaichingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 57). H. Lindemann, Stuttgart 1876, S. 356–363 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2021 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Bürgermeisterwahl 2010 (Memento vom 23. August 2010 im Internet Archive)
  3. a b c d Geschichte & Entwicklung. In: Gemeinde Obernheim. Abgerufen am 20. Januar 2021.
  4. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 236–237
  5. Freiwillige Feuerwehr Obernheim - Geschichte. Abgerufen am 28. Dezember 2020.
  6. Lutz, Saager, Widenmann: Albvereinsblätter 7tägige Wanderung. Hrsg.: Schwäbischer Albverein Stuttgart. S. 362–363.
  7. Ernst Wintergerst: Scheinehe 1711.
  8. Wanderweg in Obernheim. In: SWR Aktuell. 3. Dezember 2020, abgerufen am 20. Januar 2021.

Weblinks

Commons: Obernheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien