Oberstinkenbrunn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Oberstinkenbrunn (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Oberstinkenbrunn
Oberstinkenbrunn (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Hollabrunn (HL), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Hollabrunn
Pol. Gemeinde Wullersdorf
Koordinaten 48° 38′ 0″ N, 16° 10′ 0″ OKoordinaten: 48° 38′ 0″ N, 16° 10′ 0″ Of1
Höhe 244 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 205 (1. Jän. 2022)
Gebäudestand 127 (2001)
Fläche d. KG 6,71 km²
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 03880
Katastralgemeinde-Nummer 09059
Zählsprengel/ -bezirk Oberstinkenbrunn (31051 004)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
205

BW

Oberstinkenbrunn ist eine Katastralgemeinde von Wullersdorf im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.

Geografie

Oberstinkenbrunn liegt im nördlichen Niederösterreich auf einer Seehöhe von ca. 244 Meter. Für die Namensgebung war vermutlich eine Quelle oder ein Brunnen mit schwefelhaltigem Wasser verantwortlich.

Oberstinkenbrunn hat 205 Einwohner (Stand 1. Jänner 2022[1]).

Geschichte

A. Kraker machte spätpaläolithisch-frühmesolithischen Funde (Klingen, Schaber, Kratzer, Stichel, Bohrer, Kerne und Abschläge) in Oberstinkenbrunn 1979 durch einen kleinen Artikel in der Zeitschrift „Unsere Heimat“ erstmals bekannt. Der größte Teil des Fundmaterials (77,3 %) besteht aus Hornstein. Aufgrund der typochronologischen Auswertung ergibt sich für die Oberflächenfunde von Oberstinkenbrunn eine Datierung vom Spätpaläolithikum bis in das Neolithikum. Durch die Betrachtung der Schlagtechnik kann eine weitere Einschränkung auf Spätpaläolithikum und Frühmesolithikum gewagt werden.[2]

Das Gebiet war bereits in der Römerzeit (2 Jh. n. Chr.) besiedelt, die erste urkundliche Nennung des Ortes findet sich in einer Mailberger Urkunde aus dem Jahre 1291. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus dem ursprünglichen Linsenangerdorf ein Mehrstraßenort. Oberstinkenbrunn gehörte von 1338 bis 1782 der Kartause Gaming. 1346 erhielt das Kloster auch die hohe Gerichtsbarkeit verliehen, weshalb Oberstinkenbrunn aus dem Landgericht Eggenburg ausgegliedert wurde und fortan einen eigenen Landgerichtssprengel bildete. 1710 wurde Oberstinkenbrunn zum Markt erhoben, im 20. Jh. jedoch nach Wullersdorf eingemeindet.

1935 fiel die Gastwirtin Katharina Hicker in Oberstinkenbrunn einem Raubmord zum Opfer. Die beiden Täter wurden bald darauf verhaftet, zum Tode verurteilt und im Landesgericht für Strafsachen Wien am Würgegalgen hingerichtet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Säule des ehemaligen Galgens, umgeben vom seltenen Knollen-Brandkraut
  • Katholische Pfarrkirche Oberstinkenbrunn hl. Leonhard: Dominierend auf der Spitze des ehemaligen Hausberges befindet sich die im Kern gotische, barockisierte Pfarrkirche.[3]
  • In der Ortsmitte steht ein Pranger aus dem 18. Jahrhundert.
  • Nördlich des Ortes befindet sich der Galgenberg, ein Vorberg des Buchberges. Auf dessen Kuppe ist vom ehemaligen Galgen eine aus Ziegeln gemauerte Säule erhalten geblieben. Die Bergkuppe stellt zudem ein naturgeschütztes, national wertvolles Trockenrasengebiet dar, das 1972 zum Naturdenkmal erklärt wurde.

Literatur

  • Walter Fittner, Gottfried Holzer: Die Marktgemeinde Oberstinkenbrunn. Oberstinkenbrunn 1968.
  • Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Anton Schroll & Co, Wien u. a. 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 835–836.
  • Friedrich von Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten, &c, &c, topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearb., und nach den bestehenden vier Kreisvierteln gereihet. Band 10, S.199

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2022 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2022) (ODS)
  2. Philip R. Nigst: Die spätpaläolithisch-frühmesolithischen Funde von Oberstinkenbrunn. In: Fundberichte aus Österreich. 1999, S. 593–608 (Funde aus der Sammlung Kraker).
  3. Webpräsenz der Pfarre Oberstinkenbrunn