Oberwalgern

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Oberwalgern
Gemeinde Fronhausen
Koordinaten: 50° 42′ 36″ N, 8° 40′ 0″ O
Höhe: 259 (239–264) m ü. NHN
Fläche: 3,85 km²[1]
Einwohner: 505 (31. Dez. 2014)[2]
Bevölkerungsdichte: 131 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35112
Vorwahl: 06426
Ansicht von Westen über das Salzbödetal hinweg

Oberwalgern ist ein Ortsteil der mittelhessischen Großgemeinde Fronhausen im äußersten Süden des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt etwa anderthalb Kilometer (nord)westlich des Hauptortes Fronhausen (Lahn).

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Der Ort Walangere marca wurde um 770 bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt. Es ist nicht geklärt ob damit Ober- oder Nieder-Walgern gemeint war.[1]

Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen erfolge am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz der Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Bellnhausen, Erbenhausen, Fronhausen mit Sichertshausen, Hassenhausen, Holzhausen und Oberwalgern zur neuen Großgemeinde Fronhausen.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Fronhausen wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Oberwalgern lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Oberwalgern zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Fronhausen 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Fronhausen. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Fronhausen. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]

Das Amtsgericht Fronhausen wurde 1943 geschlossen. Es wurde zunächst als Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg geführt und 1948 endgültig aufgelöst. Der Gerichtsbezirk wurde dem Amtsgericht Marburg zugeschlagen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Oberwalgern 525 Einwohner. Darunter waren 9 (= 1,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 189 zwischen 18 und 49, 132 zwischen 50 und 64 und 129 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 228 Haushalten. Davon waren 71 Singlehaushalte, 81 Paare ohne Kinder und 69 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 141 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[14]

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1502: 15 Hausgesesse
• 1577: 22 Hausgesesse
• 1630: 15 Hausgesesse
• 1745: 154 Einwohner
• 1681: 14 hausgesessene Mannschaften
• 1838: Familien: 20 nutzungsberechtigte, 18 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen
Oberwalgern: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2014
Jahr  Einwohner
1834
  
201
1840
  
197
1846
  
180
1852
  
186
1858
  
197
1864
  
216
1871
  
209
1875
  
221
1885
  
229
1895
  
228
1905
  
270
1910
  
276
1925
  
309
1939
  
360
1946
  
468
1950
  
467
1956
  
421
1961
  
461
1967
  
495
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2009
  
490
2011
  
525
2014
  
505
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; ab 2000 Gemeinde Fronhausen; Zensus 2011[14]

Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: alle Einwohner evangelisch-lutherisch
• 1885: 216 evangelische (= 94,32 %), kein katholischer, 13 andere Christen (= 5,68 %)
• 1961: 433 evangelische (= 93,93 %), 25 katholische (= 5,42 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1775: Erwerbspersonen: 13 Ackerleute, 3 Schmiede, 1 Leineweber, 1 Zimmermann, 5 Müller, 1 Schneider, 1 Branntweinbrenner, 1 Spielmann, 6 Tagelöhner.
• 1838: Familien: 20 Ackerbau, 10 Gewerbe, 11 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 77 Land- und Forstwirtschaft, 97 Produzierendes Gewerbe, 18 Handel und Verkehr, 16 Dienstleistungen und Sonstiges.

Infrastruktur

Im Ort gibt es eine historische evangelische Kirche und ein Dorfgemeinschaftshaus.

Literatur

Weblinks

Commons: Oberwalgern (Fronhausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Oberwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Daten/ Fakten im Internetauftritt der Gemeinde Fronhausen (Memento vom 21. August 2015 im Webarchiv archive.today), abgerufen im August 2015.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 122 kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Fronhausen, abgerufen im September 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  7. Die Zugehörigkeit des Amtes Frohnhausen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  8. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 385 (online bei HathiTrust’s digital library).
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 112 (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August., (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094.)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 66;.