Ochsenturm (Imsum)

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Ochsenturm von Südwesten

Der Ochsenturm bei Imsum ist der Überrest der mittelalterlichen Kirche mehrerer Dörfer. Er steht auf der Warft mit dem weiterhin betriebenen Friedhof, die sich knapp hinter dem Seedeich erhebt.

Kirchspiel

Imsum ist heute die westlichste Ortschaft der Stadt Geestland und grenzt nördlich an den Bremerhavener Stadtteil Weddewarden. Beide gehören historisch aber zum Land Wursten. Das Kirchspiel Imsum umfasste die Dörfer Dingen (das heutige Imsum, mehr als 1 km weiter landeinwärts), Weddewarden, Weddewarderbüttel und Lebstedt, sowie den Brinkamahof.

Bauwerk

Nach schriftlichen Quellen wurde die Kirche im Jahr 1218 errichtet. Sie war ein rechteckiger Feldsteinbau mit eingezogenem quadratischem Chor. Geweiht war sie den Heiligen Bartholomäus und Nikolaus.

Wie aus den unterschiedlichen Materialien zu ersehen ist, war außer dem Kirchenschiff auch der Turm zunächst aus Feldstein errichtet. Um 1500 wurde in mittelalterlichem Klosterbackstein der breite Granitbogen zum westlichen Joch bis auf zwei kleinere Bögen zugemauert und der Turm erhöht. Nach Süden hat er ein Korbbogenfenster, nach Osten etwas höher sitzend zwei ungleiche, mit neuzeitlichem Backstein vermauerte Fensteröffnungen, die kleinere mit einem Segmentbogen, die größere mit einem Segmentbogen mit angedeutet spitzem Scheitel. Unter dem oberen Mauerabschluss ist der Turm mit einem gotischen Zackenfries geschmückt.

Ende als Kirche

Pfarre Dingen im Land Wursten (Imsum)

Der Bauernhof der Familie Brinkama musste ab 1667 einem Fort zu Verteidigung der Wesermündung weichen. Das Dorf Lebstedt ging in der Weihnachtsflut 1717 unter. 1875 brannte die Kirche nach einem Blitzschlag ab. Daraufhin errichtete die hannoversche Landeskirche in Weddewarden ein neues Kirchengebäude und verkaufte das alte auf dem Friedhof 1877 auf Abriss – bezüglich des Kirchenschiffs; den Turm hatte der Käufer als Seezeichen zu erhalten. Der Abriss erfolgte 1895. Große Teile des Materials wurden für den Unterbau des Leuchtturms Hohe Weg verwendet. Turm und Turmjoch der alten Kirche wurden gesichert und der runde Bogen zum ehemaligen Kirchenschiff mit Backstein zugemauert. Eine Restaurierung wurde 1930 durchgeführt.

Der Turm dient heute als Aussichtsturm. Das bei dem Brand gerettete Inventar, ein bronzenes Taufbecken von 1384 und die Reliefs einer Kanzel von Jürgen Heitmann dem Jüngeren von 1672 sowie die Glocke von Hermann, einem Sohn des Glockengießers Ghert Klinghe, aus dem Jahr 1455 befinden sich in der Zionkirche in Weddewarden.

Verkehrsanbindung

Eine Busanbindung der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven AG (VGB) gab es bis 1995. Die Haltestelle trug zeitweise den Namen Ochsenturm.[1] Der Verkehr nach Imsum Ort besteht weiterhin.[2]

Sagen und Legenden

  • Aus Lebstedts letzten Tagen[3][4]
  • Der Ochsenturm[5]
  • Die Imsumer Taufe[6]

Literatur

  • Oskar Kiecker: Die Kunstdenkmale des Kreises Wesermünde. Teil 1. Der frühere Kreis Lehe. Hrsg.: Provinzialverwaltung Hannover (= Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover. Band 43). H. Th. Wenner GmbH & Co. KG, Osnabrück 1980, DNB 810118688.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen, Niedersachsen. Hrsg.: Dehio Vereinigung. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 778.
  • Christiane Segers-Glocke, Doris Böker (Bearb.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Landkreis Cuxhaven (= Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege/Niedersächsisches Landesverwaltungsamt. Band 19). C. W. Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln 1997, ISBN 3-8271-8259-X.
  • Publikationen im Niederdeutschen Heimatblatt
    • Th. A. Schröter: Das Imsumer und das Nordledaer Taufbecken und ihre Schicksale. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 20/21. Nordsee-Zeitung, Bremerhaven 1951, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 4,2 MB; abgerufen am 8. August 2020]).
    • Matthias Dichter: Die Marienglocke in Weddewarden und ihr Gießer. Ein Ausstattungsstück aus dem alten Imsumer Gotteshaus. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 816. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Dezember 2017, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 10,4 MB; abgerufen am 5. Juli 2019]).
    • Hartwig von Oehsen: Pastor Adolph Friedrich König – genannt der Pferdepastor. Aus der Familiengeschichte des letzten Pastors in der „Ochsenturm“-Kirche. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 824. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven August 2018, S. 2 (Digitalisat [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 19. Januar 2019]).

Weblinks

Commons: Ochsenturm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Paul Homann: Bremerhavens Streckennetze (ÖPNV) vom 26. Juni 1881 bis 27. August 2020. (PDF; 2,7 MB) In: Webseite BremerhavenBus. 27. August 2020, S. 37 (Lesezeichen 24. Dezember 1962), archiviert vom Original am 28. August 2020; abgerufen am 23. September 2020 (Der Link wird fortfolgend durch Fahrplanänderungen aktualisiert bzw. deaktiviert).
  2. Linie 509 auf moovit Abgerufen am 21. September 2022
  3. Die Sagen des Landes Wursten – Aus Lebstedts letzten Tagen auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.
  4. Der Untergang von Lebstedt – Die Sage vom Untergang des dritten Dorfes des Kirchspiel Imsum. In: imsum.info. Abgerufen am 8. August 2020.
  5. Die Sagen des Landes Wursten – Der Ochsenturm auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.
  6. Die Sagen des Landes Wursten – Die Imsumer Taufe auf YouTube, abgerufen am 7. August 2020.

Koordinaten: 53° 36′ 54″ N, 8° 31′ 3″ O