Odilia

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Statue der hl. Odilia auf der Klosterkirche des Odilienbergs

Die heilige Odilia (auch Odilie, Odile oder Ottilie, * um 660 im Elsass oder Burgund; † 720 im Kloster Niedermünster beim Odilienberg) war eine Äbtissin und wird als Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichtes verehrt. Der Name Odilia ist eine Nebenform von Ottilie und stammt vom Althochdeutschen ot, „Erbgut“ oder „Besitz“.

St. Odilia, Glasmalerei um 1500
Grabkapelle auf dem Odilienberg
Datei:OttilieHorb.jpg
Darstellung in der Ottilienkapelle in Horb
Datei:Die Basilika in St. Odilienberg von der Rurbrücke aus gesehen.jpg
Basilika St. Wiro, St. Plechelmus und St. Otgerus in Sint Odiliënberg, Niederlande

Legende

Ihre Biographie basiert hauptsächlich auf einer Legende aus dem 10. Jahrhundert. Nach dieser Erzählung wurde Odilia auf der Hohenburg (Gemeinde Obernai; deutsch Oberehnheim) geboren. Sie war die Tochter des Herzogs Eticho (auch Athich, Attich, Adalrich oder Adalricus) und dessen Frau Bersinda (auch: Bethsvinda oder Bereswinde genannt) und kam blind zur Welt. Aus diesem Grund wollte ihr Vater sie töten lassen; die Mutter rettete sie, indem sie das Kind in ein Kloster gab. Wahrscheinlich handelt es sich um das Kloster von Baume-les-Dames östlich von Besançon. Als sie im Alter von zwölf Jahren von Erhard von Regensburg getauft wurde, erlangte sie das Augenlicht. Sie kehrte zu ihren Eltern zurück, musste aber wieder vor ihrem Vater fliehen und sich in einer Höhle verbergen. Diese Höhle liegt je nach Quelle entweder in Arlesheim (südlich von Basel) oder im Musbachtal bei Freiburg im Breisgau. An beiden Orten ist eine Verehrung bis mindestens ins 15. Jahrhundert feststellbar. Später versöhnte sie sich mit ihrem Vater, der ihr ein Besitztum auf der Hohenburg im Elsass – dem späteren Odilienberg (französisch: Mont Sainte-Odile) – zur Verfügung stellte, wo sie 690 ein Kloster gründete. Im ebenfalls von ihr gegründeten Kloster Niedermünster am Fuße des Odilienberges starb sie um 720. Ihr Grab befindet sich auf dem Odilienberg. Der Odilienberg ist der wichtigste Wallfahrtsort des Elsass; die dortige Quelle gilt als hilfreich bei Augenleiden.

Historische Biographie

Historisch bezeugt ist die Schenkung des Klosters Hohenburg durch Herzog Eticho an seine Tochter Odilia. Fragwürdig ist allerdings ihr Geburtsort (nach der Legende auf dem Odilienberg bei Obernai), da ihr Vater vor 673 nicht als Herzog vom Elsass bezeugt war, jedoch Besitztümer bei Dijon hatte. Der Aufenthalt im Kloster von Baume-les-Dames während ihrer Kindheit/Jugendzeit und die Taufe durch Erhard von Regensburg scheinen glaubwürdig.

Verehrung

Der evangelische, römisch-katholische und orthodoxe Gedenktag der heiligen Odilia ist der 13. Dezember.

Datei:Odilian Dillingen (2).jpg
Odiliendenkmal vor dem Saardom in Dillingen/Saar von Lothar Meßner, 1981, Basalt und Bronze, Statue: 2,65 m

An folgenden Orten wird sie besonders verehrt:

Ottilia-Gebet

Datei:Sainte Odile - Dompeter.JPG
Statue der heiligen Odilia in Avolsheim.
Lasset uns beten!
O Gott, Du Licht der Völker,
Du hast die Hl. Ottilia durch
Wunder verherrlicht und der
Blindgeborenen im Hl. Sakrament
der Taufe das Augenlicht gegeben.
Wir bitten Dich nun vertrauensvoll:
Schenke uns auf ihre Fürbitte hin
die Gesundheit des Leibes und
der Seele, damit wir hier
in diesem Leben mit den Augen
unseres Leibes in der Schöpfung
die Spuren Deiner Weisheit und Liebe
sehen können und dereinst
im anderen Leben Dich selbst
unverhüllt schauen dürfen ohne Ende.
Durch Christus, unseren Herrn.
Amen!

Siehe auch

Literatur

  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart, Berlin, Köln, 1993.
  • Marie Thérèse Fischer: Das Leben der heiligen Odilia (10. Jahrhundert) und die späteren Überlieferungen. Editions du Signe, Eckbolsheim [Frankreich] 2007.
  • Georg Gresser: Artikel „Odilia vom Elsaß“, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 7, Freiburg 1998, Sp. 973–974.
  • Simon Kolbecher: Zurückschauen, Hinschauen, Vorausschauen. 700 Jahre Pfarrei Sankt Odilia Gohr 1308–2008, Gohr 2008.
  • Reinhard Rinnerthaler: „Hülfe fürs Augenlicht“ – Die heiligen Fürsprecherinnen Ottilia und Lucia; Kunst, Verehrung und Brauchtum (Zeitschrift Salzburger Volkskultur, 24. Jg., April 2000).
  • Jochen Schmitt: Gibt es Bezüge der Ottilien-Gestalt in Goethes „Wahlverwandtschaften“ zur heiligen Odilia?, in: Theologisches 46 (7–8/2016), Sp. 383–396.
  • Maria Stoeckle: Das Leben der hl. Odilia. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, St. Ottilien 1991. ISBN 978-3880966741.
  • Wilhelm Wiegand: Odilia, die heilige. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 149 f.
  • Adriaan Breukelaar: Odilia. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1108–1109.
  • Jakob Streit: Die heilige Odilie. Durch Finsternis zum Licht. Urachhaus, Stuttgart 1997. ISBN 978-3825171544.

Weblinks

Commons: Hl. Odilia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: St. Ottilien bei Freiburg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Franz Nowacki: Wallfahrtskirche St. Ottilien bei Freiburg im Breisgau. Freiburg, Herder, 1970.
  2. Baltzer, Georg: Historische Notizen über die Stadt Saarlouis und deren unmittelbare Umgebung, Teil II, Trier 1865, S. 132.