Oelder Wind

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Der Oelder Wind ist ein Gedicht von Ernst Meurin (1885–nach 1965) über eine Begebenheit in der Stadt Oelde, die es bis in die US-amerikanische Presse geschafft hat.

Begebenheit

Ein Kupferschmied ist nachts auf dem Heimweg von einem Biergelage. Unterwegs benimmt er sich so, als wenn er allein auf weiter Flur sei. Das hört ein Hüter des Gesetzes, der in der Nähe patrouilliert. Als der Beamte diese Respektlosigkeit rügt, geht der freche Kupferschmied nicht reumütig in sich, sondern noch mehr aus sich heraus, und zwar unter verstärktem Tonfall.

Am nächsten Morgen schickt ihm die Ortspolizeibehörde folgende Strafverfügung ins Haus: „Sie haben dadurch groben Unfug verübt, dass Sie in der Nacht vom 29. zum 30 März d. J. auf öffentlicher Straße Passanten in absichtlicher Weise durch Blähungen belästigt haben. Sie werden deshalb in eine Polizeistrafe von 5 MK. genommen.“ Die Oelder Lokalzeitung Glocke ist so boshaft, den Wortlaut der Strafverfügung zu veröffentlichen und sie fügt die Bemerkung hinzu, der Kupferschmied entschuldige sich mit - „Fahrlässigkeit“. Im Laufe weniger Wochen erhält der zur Tagesberühmtheit gewordene fahrlässige Kupferschmied aus ganz Deutschland Hunderte von Postkarten, meist von Stammtischgesellschaften, die den anrüchigen Stoff in Poesie und Prosa behandeln. Aus den deutschen Zeitungen ergeht die Nachricht in die Presse aller Länder und Erdteile über. Und alle Welt lacht.

Was der Oelder Kupferschmied verübt hatte, war ja für niemand in der Welt etwas Neues, aber unter Polizeistrafe war es seit Erschaffung des ersten Menschen noch nicht gefallen. Der New York Herald, der die „Bomben-Nachricht“ durch Kabeltelegramm erhält, widmet dem Schicksal des Oelder Kupferschmiedes einen Leitartikel mit der Überschrift: „What happened in Germany?“. Dies alles und die Lästerzungen seiner Mitbürger wirken auf das Gemüt des „Fahrlässigen“, der Berufung gegen die Strafverfügung eingelegt hat, derartig ein, dass er am Tage vor der allenthalben mit Spannung erwarteten Gerichtsverhandlung Oelde fluchtartig verlässt und nicht mehr gesehen wird.

Die Geschichte des fahrlässigen Kupferschmieds bleibt indes auf originelle Weise erhalten. Denn dieser Furz wird Zahlungsmittel. Die Stadt Oelde brachte nämlich Geldscheine in Verkehr, auf denen dieser lokalgeschichtliche Vorgang aus dem Jahre 1908 verewigt worden ist. Auf der Vorderseite der im Sechsfarbendruck hergestellten Oelder Stadtgeldscheine sieht man den furzenden Kupferschmied, verfolgt von den schnüffelnden Hütern des Oelder Gesetzes.

Sonstiges

1983 schuf der Bildhauer Leo Neumann die Bronzegruppe „Der fahrlässige Kupferschmied“ für die Oelder Ratspassage.