Organoazidopathie

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Klassifikation nach ICD-10
E70 Störungen des Stoffwechsels aromatischer Aminosäuren
E71 Störungen des Stoffwechsels verzweigter Aminosäuren und des Fettsäurestoffwechsels
E72 Sonstige Störungen des Aminosäurestoffwechsels
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Organoazidopathie, Synonym: Organoazidurie, ist ein Überbegriff für eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die den Abbau von Aminosäuren oder Fettsäuren betreffen und überwiegend einem autosomal rezessiven Erbgang folgen mit Anreicherung und Ausscheidung von organischen Säuren.[1][2]

Diese Krankheitsgruppe wird – historisch bedingt – nicht systematisch, sondern aufgrund der gemeinsamen Untersuchungstechnik Urinuntersuchung diagnostiziert.[3]

Die organischen Säuren können als giftige Stoffwechselzwischenprodukte eine Intoxikation hervorrufen. Davon sind vorwiegend Harnstoffzyklus, Gluconeogenese, die mitochondriale Atmungskette und die renale Karnitinreabsorption betroffen, woraus sich die entsprechende klinische Symptomatik der Hyperammonämie, Hypoglykämie, Laktatazidose, Ketose und des Karnitinmangels ergibt.

Vorkommen

Die Häufigkeit wird mit 1 zu 6.000 Neugeborenen angegeben.[2]

Einteilung

Es können nach Manifestationsalter und Verlauf drei Formen unterschieden werden:[2]

  • Neonatale Form, beim Neugeborenen, mit metabolischer Enzephalopathie
  • chronisch intermittierende Form, bis zum Jugendlichenalter, schubweise, mit ketoazidotischem Koma und Krampfanfall
  • chronisch progrediente Form, mit rezidivierenden Infekten, Erbrechen und Makrozephalie

Die Datenbank Orphanet führt folgende Klassifikation:

Klinische Erscheinungen

Hinzu können Hautveränderungen wie Erythem oder Alopezie kommen.[2][1]

Kennzeichnend für den Verlauf von Organoazidopathien ist eine neonatale Stoffwechselkrise, bei der es wenige Tage nach der ersten Nahrungsaufnahme zu einer schweren metabolischen Enzephalopathie kommt.

Diagnose

Im Blutserum findet sich eine metabolische Azidose, auch Hypoglykämie, Leukozytopenie, Thrombozytopenie sowie Elektrolytstörungen.[2]

Behandlung

Wenn der Verdacht auf eine Organoazidopathie besteht, dürfen keine Proteine zugeführt werden. Nach dem Überstehen der Azidose wird langsam wieder Milchnahrung zugeführt und die Eiweißtoleranz bestimmt. In einigen Fällen hilft die Gabe von Biotin, Vitamin B12, Carnitin und Vitamin B1. Eine Austauschtransfusion wird in schweren Fällen notwendig.[2][1]

Prognose

Die Prognose hängt vom Stoffwechseldefekt und dem frühzeitigen Beginn einer Behandlung ab.[2]

Siehe auch

Siehe auch: Stoffwechselstörung, Stoffwechsel, Erberkrankungen

Einzelnachweise

  1. a b c M. R. Seashore: The Organic Acidemias: An Overview
  2. a b c d e f g Eintrag zu Organoazidopathie im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  3. J. Zschocke, G. F. Hoffmann: Organoazidopathien. In: Monogen bedingte Erbkrankheiten 1 S. 253–277, In: Handbuch der Molekularen Medizin book series (HDBMOLEK, volume 6), Online ISBN 978-3-642-57043-8 Springer Link
  4. 2-Methylbutyryl-CoA-Dehydrogenase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  5. 3-Hydroxy-3-Methylglutarazidurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  6. 3-Hydroxy-Isobuttersäure-Krankheit. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. Beta-Ketothiolase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  8. Neurodegeneration durch 3-Hydroxyisobutyryl-CoA-Hydrolase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  9. Isobutyryl-CoA-Dehydrogenasemangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  10. Malon- und Methylmalonazidurie, kombinierte. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  11. Methylmalonazidämie mit Homocystinurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  12. Methylmalonazidämie ohne Homocystinurie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  13. Propionazidämie. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  14. Enzephalopathie mit assoziiertem Aminoacylase 1-MangelAminoacylase-Mangel. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).

Weblinks